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Die Gartenkunst — 5.1903

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DIE GARTENKUNST

V, 1

ländes unter Bedingungen bereit sind, die auch vom Magistrat
und den Stadtverordneten angenommen werden können, so dafs
die Verwirklichung des Projektes nunmehr gesichert ist. Der
Park wird auf dem zwischen der Mühlenstrafse und dei- Wil-
mersdorfer Grenzo im äufsersten Südwesten gelegenen Fenn
angelegt werden, in dessen Besitz sich eine Anzahl alter Schöne-
berger Bauern oder deren Nachkommen teilen.
Als Ersatz der Forstgebiete, die am oberen Spreelauf
bei Berlin von Seiten des Staates zu Gunsten der angrenzenden
Gemeinden zur baulichen Ausnützung bestimmt sind, beab-
sichtigt die Regierung die Wuhlheide nach einem ähnlichen
Plan, wie er für den Grünewald aufgestellt ist, in einen Volks-
park umzuwandeln, so dafs dadurch dem Erholungsbedürfnisse
der Bevölkerung im Osten der Reichshauptstadt ausreichend
Genüge geleistet würde.
Für das Gelände am Kaiserplatz in Halle beabsichtigt
der Besitzer, Maurermeister Friedrich Kuhut, die Anlage
von Anpflanzungen. Dem Halleschen Verschönerungs-Verein
sind, nach der Magdebg. Ztg., 1500 Mk. zu drei Preisen für
die besten Pläne überwiesen worden, die in einem Ausschreiben
demnächst gefordert werden.
Die Stadtverordneten in Münster genehmigten einstimmig
einen Vertrag mit dem Domänenfiskus über die Erwerbung
des Neuplatzes. Die Stadt will den Platz in Gartenanlagen
umwandeln. Der Oberbürgermeister erklärte, er sei beauftragt,
mitzuteilen, dafs die Stadt bei der Umwandlung des Platzes
in Parkanlagen durch das Wohlwollen des Kultusministers ein
sehr kostbares Brunnendenkmal erhalten werde. Augenblick-
lich liege ferner ein Antrag des Domänenfiskus vor, dafs die
Stadt auch den ganzen Schlofsgarten übernehmen solle. Über
diesen Antrag wurde von den Stadtverordneten noch nicht beraten.
Von der städtischen Gartendirektion in Leipzig sind dem
Rat verschiedene Vorschläge über die Verschönerung einer
Anzahl Plätze durch geschmackvollere Einfassungen unter-
breitet worden. Darunter befindet sich, dem Leipz. Tgbl. zu-
folge, ein Vorschlag über eine architektonische Einfassung in
Form einer Pergola. Der Rat hat zunächst den Stephani-Platz
in L.-Reudnitz ausersehen, um die Wirkung einer solchen Ein-
fassung beurteilen zu können. Nach dem entworfenen Plane
soll der Spielplatz daselbst mit der pergolaartigen Einfassung
umfriedigt werden, so dafs er dadurch den intimen Charakter
eines in sich geschlossenen Platzes gewinnt. An den Pfeilern
(Sandstein-Säulen) sollen Rankgewächse hochgezogen werden,
die sich über die horizontale Verbindung der Pfeiler hinziehen
und von ihr in losen Ranken herabhängen. Die Gesamtkosten
sind auf rund 9000 Mk. veranschlagt und es ersucht der Rat
die Stadtverordneten, den Betrag bewilligen zu wollen.

Vereinsberichte.
Verein deutscher Gartenkünstler.
Niederschrift der Sitzung vom 8. Dezember.
Der erste Vorsitzende Stadtgarteninspektor Fintelmann er-
öffnete die Versammlung und begrüfste die Anwesenden in
dem neuen Sitzungslokal und gab hierbei dem Wunsche Aus-
druck, dafs auch in diesen Räumen der gute Genius unseres
Vereines sich auch fernerhin bewähren und ihm in allen Fähr-
nissen treu zur Seite bleiben möge. Alsdann gedachte er in
warmen Worten des vor kurzem im 82. Lebensjahre verstorbe-
nen kaiserlich russischen Gartendirektors 0. F. Siesmayer,
dessen Verdienste um die Gartenkunst der Verein durch die
Ernennung zu seinem schriftwechselnden Mitgliede anerkannt
hatte. Nach der satzungsgemäfsen Aufnahme und Anmeldung-

neuer Mitglieder und nach Genehmigung der Niederschrift vom
10. November besprach Stad tob ergärtnei- CI em en den seitens
der Stadt Plauen ausgeschriebenen Wettbewerb behufs Er-
langung von Entwürfen für einen Stadtpark und verweisen wir
hierbei auf das an anderer Stelle wiedergegebene Referat.
Nunmehr zeigte der Obergärtner in den Späthschen Baum-
schulen Heinricy eine reiche Auswahl abgeschnittener Zweige
von-winterharten, d. h. ohne jeden Schutz vollkommen frei-
stehenden Laubgehölzen vor, deren Belaubung sich trotz der
beträchtlichen Kälte bis zu — 12 0 C. bisher gut gehalten und ver-
hältnismäfsig wenig gelitten hatten. Derartige Gehölze ge-
währen mit ihrem teilweise lederartigen und glänzenden Laub
während des blattlosen Zustandes unserer Vegetation eine an-
genehme Abwechselung im Park, wie im Garten. In dem
sich hieran anschliefsenden Meinungsaustausch wurde auf das
Vorkommen von Cotoneaster pyracantha auf der Insel Rügen
hingewiesen, wo der Strauch mit seinen leuchtend roten
Früchten von berückender Schönheit sei, und auf die schroffen
Wechselfälle der Witterung in den Städten, welche jedenfalls
die Ursache seien, dafs die immergrünen Straucharten zum
gröfsten Teile in den öffentlichen Anlagen den Erwartungen
nicht entsprächen.
Bei dem nächsten Gegenstände „Fortsetzung der Besprech-
ung über die vom Verband der Arbeitgeber vorgeschlagenen
Änderungen des Submissionswesens“ ergänzte Landschafts-
gärtner Vogel er-Charlottenburg seine in der Niederschrift
vom 10. November wiedergegebene Ansicht und kam zu dem
Schlüfs, dafs er sich vollständig der vorgeschlagenen Um-
gestaltung anschlösse, da durch die für das Kunstgewerbe vor-
gesehenen Bedingungen eine Gewähr für die Wahrung der
gartenkünstlerischen Interessen geboten sei. Landschaftsgärtner
Müll er-Grünewald vertrat den Gedanken, eine persönliche
Rücksprache mit dem Bunde der Arbeitgeberverbände herbei-
zuführen, um die Interessen der Gartenkunst in ausgedehnter
und erläuterternder Weise in der Bittschrift betont zu sehen.
Dem pflichtete Landschaftsgärtner Brodersen - Schöneberg bei,
welcher betonte, dafs es von ungeheuerem Vorteile sei, die
ideelle Seite dieser Angelegenheit berücksichtigt zu sehen, indem
das unentwegte Streben des Vereins dahin zielen müsse, das
rein Gartenkünstlerische aus dem Submissionswesen gänzlich zu
entfernen und nur rein technische Ausführungen zuzulassen.
Auf diese Weise würde die Kunst im Gartenbau gehoben
und gefördert und derselben bei den Laien Achtung verschafft.
Die Versammlung beauftragte den Vorstand, der Bittschrift
des Bundes der Arbeitgeberverbände zuzustimmen und behufs
Klärung, der auf gartenkünstlerischem Gebiete zu erlassenden
Leitsätze eine persönliche Aussprache mit dem Bunde herbei-
zuführen. Gleichzeitig wurde ein Ausschufs, bestehend aus den
Landschaftsgärtnern Br oder sen, Vogeler und Müller, ge-
wählt, um den Vorstand bei den diesbezüglichen Verhandlungen
zu unterstützen.
Es folgte der Vortrag des Landschaftgärtners Vogeler-
Charlottenburg über „Die Weiden in ästhetischer und in
materieller Beziehung“. In der Einleitung bespricht Redner
das Vorkommen der Weiden, die in der Ebene, wie im Gebirge
verbreitet seien und bis zur nördlichsten Vegetationsgrenze
reichten, berührt dann die Mannigfaltigkeit der Blattformen und
der Blattfärbung und hebt besonders die verschiedenartige
Färbung des Holzes hervor, die die Weide auch im blattlosen
Zustande in unseren Anlagen als empfehlenswerten prächtigen
Schmuck erscheinen lasse. Hinsichtlich der Ansprüche, welche
die Weiden an den Boden stellen, sei zu bemerken, dafs es
Sorten gäbe, die auf strengem Lehmboden, und wieder andere,
die auf Sandboden wüchsen; viele liebten einen feuchten Stand-
 
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