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Die Gartenkunst — 5.1903

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Heinricy, Bruno: Bäume und Sträucher mit schöner Herbstfärbung
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Olbrich, Stephan: Die japanischen Ahorne
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0234

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V, 12

DIE GARTENKUNST

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Viburnum Opulus, V. Lentago, V. tomentosum und
vor allem V. nudum mit seinen länglichen, glänzenden,
leuchtend karmesinroten Blättern, sie alle tragen zum
Schmuck der Landschaft bei und variieren in den schönsten
Farbenschattierungen. Ebenso auch Cornus Amomum,
C. stricta und C. florida, letzterer mit dem verschieden-
farbigen, mit violett untermischten Laube und C. pumila
mit hübschen braunroten Spitzentrieben.
Auch die Familie der Berberis darf unter diesen Ge-
hölzen nicht fehlen. Hiervon sind besonders erwähnungs-
wert Berberis virescens, B. emarginata und B.
Thunbergii; letztere nimmt durch ihre leuchtend orange-
rote bis braunrote Färbung mit den ersten Platz unter den
herbstfärbenden Laubgehölzen ein. Auch verschiedene
Cotoneaster, Amelanchier canadensis obovalis,
Rhamnus alpina, Itea virginica, Hydrangea japo-
nica macrophylla, Parrotia persica und Zelkowa
Keaki variieren in der Herbstfärbung in den verschiedensten
Übergängen.
Die leuchtendsten Farben finden wir entschieden bei
Rhus glabra, R. glabra laciniata und R. typhina,
Evonymus europaea, E. atropurpurea und E. Hamil-
ton i an a; letzterer ist besonders interessant durch seine
eigenartig gedrehten, länglichen, herabhängenden Blätter,
welche in allen Nuancen von hellorange bis korallenrot
leuchten.
Wegen Verschiedenartigkeit der Farbenübergänge be-
sonders bemerkenswert ist Liquidambar styraciflua,
ein 3—4 m hoch wachsender Strauch, der sich herrlich
pyramidal baut und dessen grofse, der Platane ähnlichen
Blätter im Herbst in allen Farben von gelb bis dunkelrot-
braun, untermischt mit violett und orangerot prangen.
Leider ist der Strauch in der Jugend etwas empfindlich,
so dass es schwierig ist, ihn zu kultivieren. Auch unter den
Prunus finden wir Arten, bei welchen besonders die braune
Herbstfärbung vorherrschend ist, ich nenne den Prunus
Besseyi und die Zwergkirsche aus den Felsengebirgen,
beides Formen der P. pumila, ferner den P. Grayana und
Prunus triflora. Auch die so beliebten und von uns
Landschaftsgärtnern viel verwandten Azalea mollis und
A. pontica leuchten uns in den kraftvollsten purpurroten
bis rotbraunen Farbentönen entgegen.
Unter den Sorbus finden wir Arten, die durch ihre
tiefroten Färbungen besonders hervortreten, von denen der
Erwähnung wert sind: Sorbus aucuparia luteo-varieg.,
S. melanocarpa glabrescens, S. discolor, S. micran-
tha violettbraun, und Sorbus floribunda, welcher durch
seine prächtig dunkelscharlachrote Färbung im Verein mit
den schwarzroten Beeren von wunderbarer Wirkung ist.
Eigenartig färbt sich Taxodium distichum, die Sumpf-
Zypresse, deren Laub vom saftigen Grün bis in ein herr-
liches rostfarbiges Rotbraun übergeht. Schliefslich möchte
ich noch der vielen Arten von wilden Weinen gedenken,
welche sich intensiv leuchtendrot färben und auch wegen
dieser Eigenschaft überall als Schlingpflanzen gern an-
gepflanzt werden.
Diese Gehölze, meine Herren, welche Ihnen vorzuführen
ich die Ehre hatte, dürften genügen, um allen Ansprüchen

gerecht zu werden. Sie finden unter ihnen sowohl baum-
artige, Mittel- und Vorsträucher, wie auch Gehölze, welche
sich zur Einzelpflanzung eignen, aufserdem zeichnen sich
viele noch durch schöne Blüten, Blätter und Fruchstände
aus. Deshalb wählen Sie bei Anpflanzungen aus den vor-
genannten Arten und tragen Sie auf diese Weise dazu bei,
der Landschaft auch im Herbste ihren eigenartigen
Charakter zu geben, da gerade zu dieser Zeit unser Gemüt
im Bewufstsein des herannahenden Winters die Schönheiten
der Natur in weit höherem Mafse in sich aufnimmt als in
den übrigen Jahreszeiten.
Die japanischen Ahorne.
(Mit Abbildung.)
Es ist wohl unnötig vorauszuschicken, dafs diese Arten
in ihren Wachstumsverhältnissen wie Blattformen kaum
mit den allgemein bekannten Ahorn-Arten verglichen
werden können.
Erstere sind bei uns meistens niedrige Bäumchen oder
Sträucher, deren feine Äste sich ungemein reich verzweigen
und dicht mit Blättern decken, welche bei den verschiedenen
Sorten wieder so mannigfaltig in der Form wie Färbung
voneinander abweichen, wie bei keiner anderen Gehölzart.
Diese Eigenschaften machen die japanischen Ahornarten
zu den schönsten Zierden unserer Gärten.
Das Vorurteil, dafs sie in deutschen Gärten die Winter
nicht genügend aushalten werden, ist in der Praxis ziem-
lich widerlegt worden, wenn man nur die Vorsicht begeht,
den Boden über Winter etwas zu decken, wo die Pflanzen
stehen, namentlich, wenn anhaltender Frost ohne Schnee
eintritt. Die flachliegenden Wurzeln sind nach meinen
langen Erfahrungen empfindlicher gegen die Winterkälte, als
die oberirdischen Teile. Es erklärt sich dieses auch aus
ihrem heimatlichen Standorte. Sie kommen meist im
lichten Walde oder doch an der Lisiere desselben als
sogenanntes Unterholz vor, wo durch den herbstlichen
Laubfall der Boden über Winter von selbst gedeckt wird.
Diese Verhältnise müssen wir nachahmen! Auch sollten
wir die japanischen Ahorne nicht auf Plätze setzen, die
den ganzen Tag der vollen Sonne ausgesetzt und nicht zu
trocken sind, es entspricht ein solcher Standort ebenfalls
nicht ihrer natürlichen Heimat.
Ein halbschattiger, mäfsig feuchter Standort und nicht
zu leichte Bodenarten sind für die Kultur der japanischen
Ahorne am besten. Sie in Heide oder Moorerde zu pflanzen,
ist ganz verwerflich, da diese Erdarten nicht die nötige
Nahrung bieten und zu schnell austrocknen.
England war das erste Land, welches diese schönen
Ziergehölze von Japan aus bei sich einführte und von
dort aus ist deren Verbreitung auf dem Kontinent, zwar
langsam, vor sich gegangen.
Die zahlreichen Varietäten sind nicht nur in Färbung
und Form der Blüte, sondern auch im Habitus verschieden.
Die einen haben streng aufrechten, die anderen pyramidalen
Wuchs, wiederum andere wachsen buschig oder überhängend.
Das dargestellte Exemplar von Acer palmatum palma-
tifidum ist, wie die Abbildung zeigt, von leicht über-
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