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Die Gartenkunst — 5.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0185

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V, 9

DIE GARTENKUNST

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liegenden, vorbeizielienden Fahrwege aus porösen Kalksteinen
aufgemauerte, grottenartig gehaltene Aussichtsterrasse mit 2 seit-
lichen Treppenaufgängen ausgeführt worden.
Des weiteren ist für den noch unfertigen, südlich des Teiches
gelegenen Teil des Geländes ein Konzerthaus, verbunden mit
einem grofsen Konzertplatze mit davorliegenden Rasen- und
Schmuckplätzen, sowie in der äufsersten südwestlichen Ecke,
wo sich die unnatürliche, scharfe Biegung des Okerflusses be-
findet, eine ca. 30,00 m hohe Bergpartie mit Wasserfall vor-
gesehen worden.
0. Nufsbergpark. Der im östlichen Teile der Braun-
schweigischen Residenz liegende, vorläufig Nufsbergpark be-
nannte ehemalige „Grofse Exerzierplatz“ umfafst ein Areal
von 58 ha nebst einem hierzu bestimmten Erweiterungsterrain
von 21,50 ha und ist auf Veranlassung Sr. kgl. Hoheit des
Prinzen Albrecht von Preufsen, Regenten von Braunschweig,
durch die herzogliche General-Hof-Intendantur von mir pro-
jektiert worden. Der Grund und Boden besteht fast durch-
gehends aus sterilem Sandboden und mufste durch tiefgründiges
Pflügen, Rigolen, Gründüngung mit Lupinen, Kalkvermischung
u. s. w. zur Aufnahme für Pflanzen kulturfähig gemacht werden.
Bislang sind ungefähr 50 ha des ganzen Geländes angelegt.
Ein 3435 m langer, aus einem 3 m breiten Promenadenweg,
einem 5 m breiten chaussierten Fahrwreg und einem 4 m breiten
Reitweg bestehender Hauptweg geht teilweise als Rundweg
durch das ganze Gelände. Hiervon sind bereits 2155 m an-
gelegt worden. Die 6 m breiten Promenadenwege in malerisch
geschwungenen Linien durchziehen in den verschiedenen Rich-
tungen bis auf, die sanft ansteigende, vornehmlich mit herr-
lichen Fichten und Kiefern besetzte Anhöhe das ganze Park-
gelände. Herrlich spriefsende, sehr grofse Rasenflächen, farben-
reiche, in natürlichen Formen angelegte Baum- und Gebüsch-
gruppen wechseln mannigfach in Art, Form und Farbe mit
herrlichen Einzelbäumen in dem von Westen nach Osten sanft
ansteigenden Parkgelände ab und verleihen dem Ganzen einen
überaus einheitlichen Charakter.
Die gänzliche Fertigstellung beider Parks wird beim Nufs-
bergparke noch ca. 5 Jahre, beim Bürgerparke noch ca. 8—10
Jahre erfordern.
Reicher Beifall folgte diesen Ausführungen. Waren so die
Erwartungen schon hochgespannte geworden, so sollten die-
selben bei der Besichtigung der Parkanlagen, welcher der übrige
Teil des Tages gewidmet war, nicht nur erfüllt, sondern noch
übertroffen werden. Durch Aufstellung eines Spezialführers
seitens des Promenadeninspektors Herrn Kreiss und durch die
prompte Ausführung des Programms wurde allen Teilnehmern
ein vielseitiger und aufserordentlich befriedigender Genufs zu-
teil. War es im Eisenbahnpark der alte Baumbestand in seiner
reichhaltigen Verschiedenheit, welcher zum Stehenbleiben und
Bewundern Veranlassung gab, so waren es im Bürgerpark zu-
nächst die Bodenverhältnisse, welche geradezu Staunen erregten.
Man denke ein Gelände von rot. 150 Morgen, aus sauren,
sumpfigen, unter dem Flulswasserspiegel liegenden Wiesen be-
stehend, in einen Volkspark umzuwandeln, wenn kein anderes
Auffüllungsmaterial als Müll, Strafsenkehricht, Bauschutt und
allerlei andere Abfallstoffe zur Verfügung steht bezw. zu
beschaffen ist. Manche Konservenbüchse hat hier ihre letzte
Ruhestätte gefunden und angenehme Düfte sind es nicht,
welche den zur Zeit aufzufüllenden Stellen entweichen, aber
staunen mufs man, was hier durch gründliche, zweck-
entsprechende Behandlung aus diesem Konglomerat, welches
man nicht einmal mit dem Namen „Boden“ bezeichnen konnte, im
Laufe der Jahre gemacht worden ist. Wenn man heute in den
zuerst angelegten Teilen des Bürgerparks im Schatten lust-

wandelt und die mit Hilfe des reichlich zu Gebote stehenden
Wassers, durch Bodenbewegung, weite Rasenbahnen und male-
rische Gruppierung der Gehölzgruppen geschaffenen landschaft-
lichen Szenerien genietet, da glaubt man offenbar Boden besseren
Ursprungs unter den Fttfsen zu haben und denkt nicht im ent-
ferntesten an die Schwierigkeiten, mit denen dei' Schöpfer dieses
idyllischen Stückchen Natur zu rechnen hatte. Für Spiel und
Sport ist im Bürgerpark reichlich Sorge getragen und ist es
schon im Bewusstsein der obenerwähnten Schwierigkeiten nicht
zu empfehlen, diesen, wie bei den Lawn-Tennis-Plätzen be-
absichtigt, von den bereits vollendeten Anlagen auch nur noch
ein kleines Stück zu opfern. Die im Südwesten des Bürger-
parks in der Ausführung begriffene 30 m hohe Bergpartie mit
Kaskaden und das noch zu erbauende Konzerthaus werden ent-
schieden eine grofse Anziehungskraft ausüben.
Bildet im Eisenbahnpark wie im Bürgerpark das Wasser ein
wesentliches Moment in der landschaftlichen Ausgestaltung, so
fehlt dieses dem ebenfalls noch der Vollendung entgegengehenden
Nufsbergpark gänzlich. Grofsartige hainartige Pflanzungen, weite
Rasenbahnen, technisch vorzüglich hergestellte Wege lassen er-
kennen, date man auch hier den schlechten Bodenverhältnissen
zu begegnen weifs und hier ein Park entsteht, der sich den
anderen würdig anreiht. Von dem auf einer Anhöhe befind-
lichen Olfermann-Denkmal geniefst man eine herrliche Aus-
sicht über den Park hinweg nach der Stadt und in der Ferne
winken die blauen Höhen des Elm und des Harzes.
Der Lessingsplatz, Siegesplatz, Monumentsplatz, Windmühlen-
berg, Theaterpark, der Gausberg, die Inselpromenade und Hohe-
tor-Promenade bilden einen von der Oker eingesäumten An-
lagenring um die ältere Stadt, von denen der zwischen dem
Monumentsplatze und der Oker liegende Promenadenteil, so-
wie die Inselpromenade mit dem Bammelsburgei’ Teiche und
der Löbbekeschen Villa im Hintergründe ihrer landschaftlichen
Szenerien halber einen überraschenden vorzüglichen Eindruck
auf den Beschauer machen. Zieht man hierzu die ausgedehnten,
vornehmlich älteren Strateenpflanzungen in Betracht, so kann
sich Braunschweig, was die Ausdehnung seiner gärtnerischen
Anlagen betrifft, mit jeder anderen Grofsstadt messen, und es
ehrt den seit 1868 bewährten Schöpfer und Leiter der Anlagen,
wenn er diese bei verhältnismäfsig geringen Mitteln und noch
geringeren Hilfskräften in dem von uns vorgefundenen, sehens-
würdigen Zustande zu unterhalten versteht.
Unserem liebenswürdigen Führer auch an dieser Stelle
besten Dank. Zeininger.

Ausstellungen.
Internationale Kunst-Ausstellung und grofse Garten-
bau-Ausstellung Düsseldorf 1904. Die Anmeldungen für
Obstbau und Baumpflanzungen sowie für Dahlien, Rosen und
andere Spezialkulturen sind schon in einem solchen Umfange
eingelaufen, dafs der Raum kaum zureicht. Es darf jetzt be-
reits als sicher angenommen werden, dals die grofäe Düssel-
dorfer Gartenbau-Ausstellung des nächsten Jahres die bedeu-
tendste sein wird, die bisher in Deutschland veranstaltet wor-
den ist. Professor Zacharias, Direktor des Botanischen Gartens
in Hamburg, hat es unternommen, das ganze Gebiet der Nym-
phäen und Wasserpflanzen in erschöpfender Weise zur Dar-
stellung zu bringen; Professor Noll aus Bonn übernahm die
Einrichtung der wissenschaftlichen Abteilung und Rudolf
Seidel aus Dresden, einer der erfahrensten und bekanntesten
Fachmänner Deutschlands, stellte ebenfalls ehrenamtlich seine
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