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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: Der Park de la Hacienda Conception
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Hermes, E. H.: Das perspektivische Zeichnen ohne Quadratnetz und die perspektivische Darstellung von Gartenplänen in coupiertem Terrain
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0178

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V, 9

DIE GARTENKUNST

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wachsen und noch im Schmucke allen Laubes sind. Mir
fielen die ungeheuren Grevillea und Araucaria neben stolzen
Tulpenbäumen und Magnolien auf. Hohe Strelitzia augusta,
blühende Strelitzia reginae und zahlreiche Anona Cherimolia.
Eine wunderbare Araucaria Goldieana. An der Nordterrasse
sah ich einen Cereus triangularis an Zizyphus sativus
20 m hinauf klettern, alle Äste umspinnend. In diesem
Parke gibt es grofse Portulacaria und ganz prachtvolle
Chamaedorea mit vielen Hunderten von Stämmen und bis
6 m hoch, bei 18 m Umfang der Büsche. Riesige Crinum
asiaticum, ungeheure Philodendron pertusum, die bis 20
und mehr qm bedecken. Strelitzia Nicolai. Schöne Cycas
circinalis im Freien, noch schönere Bambusa gracilis mit
Tausenden dünner Stämmchen, 6 m hoch, nahe am Teiche,
die Wurzeln im Wasser badend. Der wasserreiche Park
kultiviert Nymphaea und Nelumbium, Cyperus und alles,
was schön und selten ist.
In einem frischen Hain gibt es 10 m hohe prächtige
Coffea liberica voller Früchte, während Coffea arabica
weniger günstig gedeihet. Es ist beinahe überflüssig zu
sagen, dafs stolze Dattelpalmen da und dort aus dem Tropen-
walde ragen und alles mit goldenen Fruchttrauben be-
leuchten und verklären.
Meine Höhen- und Gröfsenangaben halten meist noch
hinter der Wirklichkeit zurück, aber man könnte mich der
Übertreibung zeihen, wollte ich weiter schildern und er-
zählen. Man komme, sehe und staune! Die Nähe Afrikas,
das wunderbar milde, des Winters nie kalte, des Sommers
nie zu heifse Klima, wie das etwa von Madrid, der wasser-
reiche, von den umliegenden Höhen und von der Sierra
Nevada gespeifste Flufs, dazu von allen Seiten von Höhen
umlagert und weit genug vom Meere entfernt, erklären
diese Tropennatur und das Gedeihen so zahlreicher schöner
und zugleich empfindsamer Pflanzen. Dafs alle diese schönen
Dinge im Verein mit Linden, Platanen, Ulmen, mit nor-
dischen Fruchtbäumen und Sträuchern sogar zusammen
stehen, erhöhet deren Reiz.


Zeichentechnik.

Das perspektivische Zeichnen ohne Quadratnetz und die
perspektivische Darstellung von Gartenplänen
in coupiertem Terrain.
Vortrag, gehalten im Verein deutscher Gartenkünstler am
8. Juni 1903 von E. H. Hermes, Gartentechniker in Berlin.
(Hierzu eine Zeichnung und 4 Figuren.)
M. H. Mit dem Thema berühre ich einen oftmals
schmerzlich empfundenen, wunden Punkt für alle die-
jenigen Gartenkünstler, welchen bei wichtigen Projekten
daran gelegen ist, eine genaue bildliche Darstellung des
Plangrundrisses zu schaffen.
Wir haben bisher mit mehr oder weniger Geschick
uns in solchen Fällen mit einer Projektionszeichnung be-
holfen und der Phantasie und der künstlerischen Hand-

habung des Pinsels es überlassen müssen, die offenbaren
Mängel und Fehler unserer Darstellung zu verdecken.
Wir sind auf die nicht immer geschmackvolle Idee
verfallen in allen möglichen Materialien plastische Dar-
stellungen zu geben, haben aber von vornherein auf
diese, lange Zeit erfordernde Arbeit verzichten müssen,
wenn das Modell irgend eine Strecke zu transportieren war.
Bei dem kleinsten Bau gibt der Architekt zu seinen
verschiedenen Detailzeichnungen eine perspektivische Ansicht
des Baues und diese ist so genau in den Hauptpunkten,
dafs man danach beinahe arbeiten lassen kann.
Aus dem Grundrifs, den Seitenansichten und Schnitten
kann sich der Laie einigermafsen ein Bild dessen machen,
was der Architekt bauen will. Wir wissen aber alle nur zu
gut, dafs der Grundbesitzer höchst selten einen Plan für
einen Park zu lesen versteht und wenn nun gar für eine
Anlage mehrere Lösungen vorliegen, so entscheidet meist
der Zufall oder die Endsumme des Kostenanschlages, aber
nur sehr selten die Erkenntnis, dafs Wünsche hier oder
dort entsprechender oder geschmackvoller ausgearbeitet
werden sollen. Es liegt deshalb die Wichtigkeit der per-
spektivischen Zeichnung für den Gartenkünstler sehr nahe.
Ich glaube nicht fehl zu greifen, wenn ich annehme,
dafs das perspektivische Zeichnen uns allen ziemlich fremd
geblieben ist. ein dunkles Ahnen läfst uns gedenken an
Hilfslinien und Zeichnungen, bei denen wir erst merkten,
dafs sie falsch waren, wenn wir glaubten fertig zu sein.
Der Begriff einer perspektivischen Darstellung war für
uns von der Schule her verknüpft mit einem unglaublichen
Gewirr von Linien, Hilfspunkten, Viertelpunkten u. s. w„
aus denen sich der geübteste Zeichner nur mit Mühe her-
aussuchen konnte, was er gerade brauchte. Ehe der erste
fertige Strich der künftigen Zeichnung auf die Tafel kam,
war der Zeichner bereits ermüdet, und legte er die Sache
aus den Händen, dann fand er sich nie mehr in allen den
verschiedenen Hilfskonstruktionen zurecht und gab meist
die ganze Zeichnerei auf.
So ist es, glaube ich, nicht nur mir gegangen. Der
Wettbewerb für Halle verführte mich zu dem Gedanken,
dem Entwürfe eine Perspektive der ganzen Anlage bei-
zufügen.
Wer davon hörte, zuckte mitleidsvoll die Achseln und
bedauerte die Zeit und Mühe für solch vergebliches Be-
mühen und ich darf Ihnen die Versicherung geben, ich
habe es bis heute noch nicht bereut, denn mit dem ersten
Versuche stellte es sich als sicher heraus, dafs mit dem
bisherigen Verfahren hier garnichts zu machen war. Ich
mufste also anders zu Werke gehen und erst einmal mir
das, was ich längst vergessen hatte, wieder klar machen.
Gestatten Sie mir, den Gang der Entwickelung Ihnen
vorzuführen. Wir werden Schritt für Schritt auf Alt-
bekanntes stofsen und doch mufs ich zur klaren Erläuterung
und Beweisführung mit dem Einfachsten beginnen, ehe ich
zum Zeichnen unserer Pläne kommen kann.
Die Perspektive setzt zunächst voraus, dafs auf einer
Ebene an irgend einer Stelle eine vertikale Fläche, die
Bildebene errichtet ist. Das perspektivische Bild ist der-
jenige Teil eines Gegenstandes, den das Auge des Be-
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