Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 5.1903

DOI Artikel:
Janorschke, Oskar Karl: Oberschlesische Parkanlagen, [2]: 5. Neudeck und Nachbarorte
DOI Artikel:
Sprenger, C.: Die Gärten und Alleen von Murcia
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0079

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58

DIE GARTENKUNST

V, 4

hat, der allein in dem Hause wohnt. Ebensolche Gedanken
entfaltete Fürst Guido Henkel von Donnersmark bei
der Anlage des Parkes, wo ihm Gartendirektor Fox-Neudeck
zur Seite stand, der vorher erwähnte Obergärtner Parusei
aber sämtliche Ausführungen leitete. Dieser, mit scharfem
Blick ausgestattet, wufste genau jeden Baum dahin zu
pflanzen, wo er hingehört, beachtete aber auch, dafs jede
Pflanze sich in 20—30 Jahren stärker entwickelt und nahm
Rücksicht, dafs einst die besseren Exemplare nicht von
der Umgebung erdrückt werden.
Etwa zehn km gut chaussierte fahrbare Parkwege und
zwei km Fufswege durchziehen den Park, und noch werden
alljährlich neue Wege angelegt, zu deren Herstellung be-
sondere Steingruben im Park geöffnet sind.
Die schönen Durchblicke und Fernsichten, wechselnde
Bilder durch die mächtigen Rasenpartien und Baumbestände
schaffen dem Auge des Besuchers viel interessante Ab-
wechselungen, die wohl jeden Fachmann vollauf befriedigen
können.
Haben wir im Park zu Neudeck das Gefühl, in
einem fürstlichen Heim zu wandeln, wo sich das. ganze
Gepräge dem kostbaren Wohnsitz anzupassen scheint.,, viele
edle Pflanzen verwendet sind, alles in vornehmer Weise
plaziert, so gibt in dem Reptener Park das Imposante,
Wildromantische, in der weiteren Umgebung oder
gröfseren Entfernung des Schlosses ein anscheinend mehr
waldartiges Gepräge wieder, abwechselnd mit grofsen
Rasenbahnen, um nach und nach den Übergang zu den
Wäldern darzustellen. Ausgedehnte Rotbuchen- und Eichen-
bestände, teils 100 150 Jahre alt, sowie Mischbestände
von allerlei Bäumen kann man daselbst finden, während
in der Nähe des Schlosses, auch im weiteren Park, eine
Menge einzelner oder zu kleinen Trupps vereinigte
Buchen, oft bis meterdick, auch Eichen, Birken, Fichten,
Weymouthskiefern u. dergl. stehen; hier und da ist eine
Kiefernpartie eingesprengt. Bessere Koniferen sind auch,
aber recht sparsam verteilt, während Ziergehölze nur
selten zu sehen sind. Ganz besonders auffallend sind
einige Exemplare von Quercus afghanistaniensis, Q. alba
in der Nähe des Schlosses, schöne Picea orientalis, Pinus
Cembra und Tsuga canadensis.
Die beigegebenen Photographien des Reptener Schlosses
und dessen Umgebung (S. 63 u. 63) lassen recht deutlich
die Anordnung der Pflanzweise erkennen, wie sie den
inneren Räumen entsprechend passend ist: frei nach der
Parkseite, verdeckt nach den Auffahrts- und Nebenplätzen,
gemischt nach den Seiten hin, die grofsen Rasenflächen
begrenzend. Die Bilder lassen aber auch erkennen, dafs
die Renovierung des Parkes noch zu einer Zeit geschehen
ist, wo die Bestände noch nicht überall ihre unteren Ast-
partien verloren, hatten, so dafs sie in Verbindung mit den
dazwischen gepflanzten gröfseren Bäumen ein gutes An-
sehen bewahrt haben.
So zeigt auch Oberschlesien seine Schöpfungen, und
auch hier walten noch überall Männer, die zwar einsam,
fast im Verborgenen wohnen, deren gartenkünstlerisches
Schaffen aber fortleben wird, wenn sie längst nicht mehr
unter uns weilen.

Gärten des Auslandes.
Die Gärten und Alleen von Murcia.
Die ganze grofse prächtige Vega von Murcia ist ein
Garten, in dem es besonders hervorragende Blumengärten
nicht gibt. Rosen und Veilchen blühen nun zur Weihnacht
überall und Tausende stolzer Palmen ragen in der Ebene
und dem Flufsgebiete des Segura über alle anderen Bäume
schlank in die Lüfte. Die Orangengärten sind mit aller
Pracht der goldenen Äpfel überladen und die Märkte bieten
eine solche Menge Früchte aller Zonen, die unser Erstaunen
wecken.
Die schönsten Alleebäume hier sind wiederum Platanen
und Ulmen, ihnen aber gesellt sich die schlanke Casua-
rina tenuissima, die ich hier erst als solchen kennen und
schätzen lerne. Er gibt ziemlich dichten Schatten, ist
sehr zierlich und fremdartig nach unsern Begriffen und
braucht im Sommer kein Wasser.
Das grofse Gebäude des Theatro de Romeo ist von
diesen Casuarinen zu beiden Seiten flankiert. Der Baum
schiefst sehr schnell auf und bildet gewaltige „schlanke
Stämme, die hochragend mit rissiger dunkelgrauer Rinde
gedeckt sind. Die Früchte sind so klein, dafs sie störend
nicht wirken und das etwas falbe Braun der Krone nicht
beeinträchtigen. Die Platanen bilden auch Riesen und
ragen zu 35—40 m hoch. Auffallend war mir, dafs einzelne
Aesculus und auch Kugel-Akazien hier zu Weihnacht noch
grün sind und noch keine Herbstfärbung zeigen. — Allo
Plätze sind nach südspanischem Geschmacke mit Blumen-
beeten und Sträuchern oder Bäumen geschmückt. Ich sehe
Casuarina tenuissima, Araucaria excelsa, Libocedrus de-
currens, Phoenix und Washingtonia, Melia Azedarach,
Schinus molle, viel Magnolia grandiflora, die hier kolossale
Dimensionen annimmt. Ferner: Pinus canariensis und
seltener eine Pinie. Sehr viele harte und halbharte
Sträucher, aber auch immergrüne Evonymus und Pitto-
sporen, blühende Eupatorium und Hibiscus und blühende
und duftende Acacia Farnesiana. Eucalyptus ragen überall
vor der Puerta hervor. — Es gibt hier einen botanischen
Garten, allein ich fand dort eine Bleiche, in der man
Wäsche trocknete, und notierte mir einige schöne Bäume
als einzigen nennenswerten Schmuck, z. B. Washingtonia
robusta, Parkinsonia aculeata, Erythrina coralloides, Pinus
canariensis und an den Säulen der Casuarineen hoch-
kletternde Cereus Pitahaya.*)
In den öffentlichen Anlagen viel Spielerei mit einem
niedrigen immergrünen Evonymus, mit Santolina tomen-
tosa und Cineraria maritima. Dazwischen Calendula, Silenen,
Rosen und Nelken. Heliotropium blühen jetzt überall. Die
Menschen könnten so sehr Schönes eben hier schaffen,
allein da ihre Vega ein Paradies, in dem Zuckerrohr und
'■■■) Gemeint ist Cereus triangularis Haw., der unter dem
Namen Pitahaya wegen der wohlschmeckenden Beeren in süd-
lichen Ländern häufig kultiviert wird und durch Wurzeln
kletternd an den Bäumen hoch hinaufsteigt. Nicht zu ver-
wechseln mit C. Pitahaya P. DC., welcher überhaupt nicht
klettert. D. Red.
 
Annotationen