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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: Der Garten des Herzogs von Montpensier in Sevilla
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Heinricy, Bruno: Winterharte Buschrosen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0193

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V, 10

DIE GARTENKUNST

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anderer Stelle beschrieben habe, darf ich davon absehen,
es hier zu wiederholen. Wer Yucca studieren will und be-
sonders bearbeiten, mufs diese Pflanzen aufsuchen.
Das dritte vielleicht gröfste Pflanzenwunder, das ich
hier erzählen möchte, ist eine sehr alte Phytolacca dioica.
Der Baum steht unweit vom Schlosse mitten in dem harten
Wege und wird niemals bewässert. Die Hitze steigt aber
des Sommers bis zu 46° C. und hält monatelang an. Der
Riesenstamm hat 6 m Umfang und mit seinen zu Tage
liegenden oberen Wurzeln über 30 m Umfang. Das ist
enorm. Er ist etwa 17—18 m hoch und trägt eine weit-
ausholende, hier immergrüne Krone. Seine Rinde ist asch-
grau und das grofse Laub hellgrün. Bei etwa 3—4 m
Höhe teilt sich der Stamm in 5 Hauptäste. Der tiefen
Schatten spendende Baum wächst besonders in der Jugend
allerdings sehr lebhaft und hat für wärmere Gegenden,
wo es gilt aufzuforsten oder auszutrocknen und Humus zu
schaffen, grofsen Wert.
So verlassen wir diesen wunderschönen Garten, in dem
ich an einem sonnigen Januarnachmittage Stunden zu-
brachte, die ich mit zu den schönsten meines Lebens
rechne.


Gehölze.
Winterhärte Buschrosen.
Von Bruno Heinriey, Obergärtner, Baumschulenweg bei Berlin.
Es ist leider eine bekannte Tatsache, dafs unsere
winterharten Busch- oder Wildrosen in der Neuzeit, seit-
dem die Kultur der veredelten Remontant-, Tee-, Polyan-
tha- und Noisette-Rosen einen so bedeutenden Umfang
angenommen hat, sehr vernachlässigt sind. In der Tat
unterliegt es auch keinem Zweifel, dafs wir unter den
letzteren das vollendetste an Farbenpracht und Formen-
schönheit finden, weshalb sie mit Vorliebe in unseren Gärten
verwendet werden. Sie haben aber den grofsen Nachteil,
dafs sie unsere Winter nicht ohne Decke aushalten, während
die Buschrosen mit ganz geringen Ausnahmen entschieden
winterhart sind. Aus diesem Grunde haben in neuerer
Zeit Rosenzüchter diesen winterharten Buschrosen ihre
besondere Aufmerksamkeit zugewendet, und es ist ihnen
gelungen, Sorten zu züchten, die in Bezug auf reiche
Blühbarkeit, köstlichen Wohlgeruch, schöne Belaubung und
flotten Wuchs allen Anforderungen genügen dürften. Wir
besitzen unter ihnen Varietäten, die schon im zeitigen
Frühjahr ihren Blütenschmuck entfalten, während bei
anderen wieder die Blütezeit in den Früh- und Spätsommer
und bis in den Herbst hinein fällt. -Ihr Hauptwert liegt
jedoch in der vorteilhaften Verwendung für unsere land-
schaftlichen Anlagen, wo sie dem Landschaftsgärtner je
nach der Eigentümlichkeit des Wuchses ein vorzügliches
Material zur Belebung unserer Gehölzgruppen, zum Be-
kleiden von Wänden, Säulen, Veranden und zu Einfassungen
abgeben. In noch gröfserer Anzahl müfsten sie daher in
unseren öffentlichen Anlagen angepflanzt werden, um ihnen

den volkstümlichen Charakter, den sie früher einmal in
erhöhtem Mafse hatten, zu bewahren oder neu zu beleben.
Aus diesem Grunde erscheint es angebracht, in dieser Zeit-
schrift einmal näher auf die verschiedenen Arten winter-
harter Buschrosen einzugehen. Da sich die Charaktere der-
selben durch die vielfachen Hybridisationen immer mehr
verwischen und daher eine genaue wissenschaftliche Ein-
teilung sehr schwierig ist, so sind sie zum gröfsten Teil
in zwanglosen Gruppen aufgezählt.
Die bekannteste von allen, welche einst von hoch und
niedrig gleich geschätzt war, ist die schön gebaute, köstlich
duftende Centifolie, die eigentlich fast nur noch in den
Gärten auf dem Lande zu finden ist. Sie bildet sparrige
Sträucher mit vielen grofsen, rosenroten oder weifsen, fast
kugelförmigen, dichtgefüllten Blumen. Die verbreitetsten
unter ihnen sind R. centifolia alba mit grofser, leicht ge-
füllter, reinweifser Blume; centifolia major mit grofser,
rosa gefüllter Blume; centifolia minor der vorigen ähnlich,
nur mit kleineren Blumen; centifolia parviflora, ein nied-
licher Zwergstrauch mit reichem Flor dicht gefüllter, kleiner,
rosafarbener Blüten; Königin von Dänemark, eine neuere
Züchtung, mit fleischfarbiger nach der Mitte zu dunklerer
Blüte. Eine sehr beliebte Form der vorigen sind die
Moosrosen, welche durch die moosartige Umhüllung der
Knospen eine eigenartige Zierde besitzen. Auch unter
dieser Gattung haben wir Züchtungen vom reinsten Weifs
bis zum schönsten Rot, einmal blühend und remontierend.
Auch die herrliche Hagebutten-Rose, Rosa rugosa, mit
ihren hübschen, bis 10 cm grofsen, roten und auch weifsen,
den ganzen Sommer über in reicher Fülle erscheinenden
Blüten, mit stark genervten, tief dunkelgrünen und glänzen-
den Blättern, gereicht jedem Garten zur gröfsten Zierde.
Dazu kommen noch die grofsen, roten Früchte, die dem
Strauch nicht nur im Herbst einen prächtigen Schmuck
verleihen, sondern eingemacht ein vorzügliches Kompott
abgeben. Als Einzelstrauch oder auch zur Vorpflanzung
vor Gehölzgruppen verwendet, bildet er für den Landschafts-
gärtner ein schätzbares Material. Von dieser Stammart
haben nun Züchter durch Hybridisation mit anderen guten
Sorten wieder Spielarten gewonnen, die neben äufserster
Widerstandsfähigkeit gegen hohe Kältegrade und alle
Krankheiten, neben reicher Blühbarkeit und zierenden
Früchten die guten Eigenschaften anderer Rosenarten in
sich vereinigen. Von diesen verdient am meisten Beach-
tung Konrad Ferdinand Meyer, ein stark wachsender Strauch
mit sehr grofsen, rein silberig-rosafarbenen, stark gefüllten
Blumen von herrlichem Wohlgeruch. Er ist wohl der
schönste Repräsentant dieser Gattung, vollständig winter-
hart und gut remontierend. An weiteren sehr schönen
Varietäten seien noch hervorgehoben: Madame Georges
Bruant mit grofser, halb gefüllter, blendend weifser Blume;
Madame Charles Frederic Worth, grofs, gefüllt, schön karmin-
rot; Souvenir de Yeddo, eine schöne, gefüllte, hübsch ge-
formte, wohlriechende Rose von leuchtend karminroter
Färbung, deren Hauptblütezeit in den Juni fällt, sie remon-
tiert auch etwas. Eine neue Züchtung von grofsem Zier-
wert ist die Rose-apples. Ihr Aufbau ist graziös, Wuchs
kräftig und die halbgefüllten Blumen, die während des
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