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Die Gartenkunst — 5.1903

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Glogau, Arthur: Peter Joseph Lenné: ein Gedenkblatt
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Kirchner, Reinhold: Die perspektivische Darstellung von Gartenplänen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0217

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196

DIE GARTENKUNST

V, 11

die Leidtragenden und das ganze grofse Trauergefolge zu
Fufs, dann kam ein königl. Staatswagen und einer von
Ihrer Majestät der Königin Witwe Elisabeth und endlich
die lange Reihe der Trauerkutschen. So bewegte sich der
ernste Zug unter dem Geläute der Friedenskirche dem
Brandenburger Tor zu, um von hier aus mitten durch die
jüngeren Schöpfungen des Meisters der Gartenkunst hin-
durch nach Bornstedt zu gelangen. Se. Maj. der König
hatte sich mit Sr. König’]. Hoheit dem Prinzen Karl in das
Flügelgebäude hinter der Bildergalerie von Sanssouci be-
geben und weilte dort, bis der Zug vorüber war. Auf
dem stillen Friedhof zu Bornstedt bezeichnet ein weifses
Marmorkreuz mit entsprechender Inschrift seine letzte
Ruhestätte.
Lennes Name wird immer als der eines grofsen
Künstlers und eines hervorragenden Menschen genannt
werden.

Zeichentechnik.

Die perspektivische Darstellung von Gartenplänen.
(Hierzu eine Abbildung.)
Mit seinem in No. 9 der Gartenkunst veröffentlichten
Vortrage hat Herr Hermes einen Lehrgegenstand berührt,
der bei uns auch nach meinem Dafürhalten noch nicht die
ihm gebührende Beachtung gefunden hat. Jeder Garten-
künstler sollte mit den Gesetzen der Perspektive voll-
ständig vertraut sein, nicht allein um perspektivische
Zeichnungen anfertigen zu können, sondern vor allem, um,
ich möchte sagen, perspektivisch denken zu können, denn
G

nur wer dazu imstande ist, dem ist es möglich, die
Wirkung des von ihm entworfenen Planes richtig zu be-
urteilen.
Da ich in einigen wichtigen Punkten mit dem von
Herrn H. Gesagten nicht übereinstimme, möchte ich auf
dies etwas näher eingehen.
Zunächst mufs ich ganz im allgemeinen dagegen Ver-
wahrung einlegen, dafs uns allen das perspektivische
Zeichnen fremd geblieben sein soll, im Gegenteil glaube
ich, dafs eine ganze Anzahl von uns mehr als „ein
dunkles Ahnen“ davon besitzt. Wer die Grundgesetze der
Perspektive, die wirklich gar nicht so sehr schwierig sind,
beherrscht, der wird sich auch stets zwischen den nötigen
Hilfslinien zurecht finden, die man ja, wenn sie ihre
Schuldigkeit getan haben, einfach entfernen kann, wie es
Herr H. auch bei der von ihm angewandten Konstruktion
empfiehlt.
Gegen diese Konstruktionsmanier an und für sich
habe ich nichts einzuwenden, halte sie sogar für unsere
Zwecke für recht geeignet; entschieden zu weit geht aber
Herr H., wenn er behauptet, dafs die bisherigen Methoden
der perspektivischen Zeichnung eigentlich nur für ebene
Figuren anwendbar waren.
Für durchaus verwerflich halte ich die willkürliche
Annahme der Horizonthöhe, denn damit wird niemals das
erreicht werden, was Herr H. selbst am Beginn seines
Vortrages forderte: „eine genaue bildliche Darstellung“ des
im Plan gegebenen Grundrisses. Der Horizont liegt be-
kanntlich stets in Augenhöhe des Beschauers, also unge-
fähr 1,60 m über dem Fufspunkte G' der Fig. I des Herrn
H. Das Bild also, welches Herr H. mit seinem 13,5 m
hohen Horizonte konstruiert, wird man nur haben, wenn
man sich im Punkte G' einen 12 m hohen Aussichtsturm


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