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Die Gartenkunst — 5.1903

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Schubarth, Leo: Perspektive und Wirklichkeit
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0028

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V, 1

DIE GARTENKUNST

11

Dieser Grund hat mich auf die nun folgende Betrach-
tung geführt.
Auf die Netzhaut des Auges wird das Bild des be-
trachteten Gegenstandes pojiziert. Dieses Bild ist einem
anderen (geometrisch) ähnlich, welches man sich auf einer
zur Netzhaut des Auges parallel aufgestellten Scheibe
konstruiert, auf der man die Schnittpunkte der Verbindungs-
linien des Auges mit sämtlichen Punkten des Gegenstandes
verbindet. Die beigegebene Abbildung wird dies noch
näher erläutern, und gilt es alsdann zu untersuchen, ob
das wirklich gesehene Bild dem perspektivisch konstruierten
ähnlich ist oder nicht.
Fig. 1b zeigt ein Ornament, welches von einem erhöhten
Standpunkte betrachtet werden kann. In Fig. la sei CE
die zu der Netzhaut parallele Scheibe. Man verbindet die
Endpunkte der Linien a— m mit dem Auge des Beschauers
und erhält hierdurch die Abstände dieser Strecken auf CE;
nun gilt es, die Länge der Strecke a und m festzustellen-
Der Punkt a bleibt unverändert, da er seine eigene Pro-
jektion auf der Scheibe CE bildet, dagegen hat die Linie
a m nur die Länge von AB (Fig. 1b und 3). Es erübrigt
nur noch, ein reguläres Trapez zu konstruieren, welches
als parallele Seiten aC und AB und zur Höhe die Länge
CE hat. Alles übrige ist leicht aus der Zeichnung zu er-
sehen. Fig. 2 zeigt die perspektivische Konstruktion des
Bildes bei gleicher Länge der Grundlinie, Fig. 3 das wirk-
liche Bild des Beetes. In Fig. 4 sind die beiden Konstruk-
tionen der Anschaulichkeit wegen über einander gelegt.
Um allen Mifsverständnissen vorzubeugen, möchte ich
noch betonen, dafs es mir fern liegt, behaupten zu wollen,
die perspektivische Konstruktion wäre falsch. Meine Aus-
einandersetzung sollte nur zeigen, dafs 1. die perspek-
tivische Konstruktion ein ganz spezieller Fall der Projektion
ist, zu dem die Bedingung (senkrechte Bildfläche) nicht
immer vorhanden ist und 2. die perspektivische Darstellung
zur Veranschaulichung von Parterres nicht ganz zweck-
entsprechend ist.

Verschiedene Mitteilungen.
Zur Erlangung von Entwürfen für die Anlage eines Stadt-
parkes in der Stadt Plauen i. Vogtl. ist ein Wettbewerb
unter den deutschen Landschaftsgärtnern ausgeschrieben worden.
Die Entwürfe sind spätestens bis zum 28. Februar 1903 bei
dem Oberbürgermeister Dr. Schmid in Plauen einzureichen.
Alles Nähere ersehen die Interessenten aus der Bekanntmach-
ung im Inseratenteile d. Zeitschr. Wir wollen hierbei nicht
unterlassen zu bemerken, dafs das Preisausschreiben nicht den
Grundsätzen des Vereins deutscher Gartenkünstler, die der-
selbe für das Verfahren bei öffentlichen Wettbewerbungen auf
dem Gebiete der Gartenkunst aufgestellt hat, entspricht, denn
unter den 11 Preisrichtern sind nur 4 Fachleute, während § 1
der „Grundsätze etc.“ vorschreibt: „Die Mehrheit unter den
Preisrichtern soll durch Fachmänner (Gartenkünstler)' gebildet
werden“. Es ist dies um so bedauerlicher, als sich dadurch
gewifs eine grofse Anzahl von Gartenkünstlern von der Be-
teiligung an dem Wettbewerbe abhalten lassen wird.
Die Stadt Berlin hat bekanntlich die Aufnahme einer An-
leihe von 228 Millionen Mark zur Erweiterung der städtischen
Betriebsanlagen und zu sonstigen baulichen Zwecken inner-

halb der nächsten 6 Jahre beschlossen Unter den von der
Anleihe zu bestreitenden Unternehmungen figuriert auch ein
Betrag von 2p2 Millionen Mark für den Grunderwerb zur Her-
stellung eines Nordparkes von ca. 40 ha Fläche.
Die Pläne für die Umgestaltung des Grünewalds bei
Berlin in einen Volkspark sind unter Zustimmung des Kaisers
so weit fertiggestellt, dafs bereits im nächsten Etat die erste
Kostenforderung erscheinen und schon die Budgetkommission
in der Lage sein wird, sich mit dem gesamten Plane zu be-
schäftigen.
Die Frage, ob die Rasenflächen in unseren Parkanlagen
dem Publikum zum Betreten freizugeben sind, wurde in
der letzten Monatssitzung des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues lebhaft besprochen. Sowohl der Referent,
städtischer Garteninspektor Fintelmann, wie auch sämtliche
übrigen Redner, die sich an der Diskussion beteiligten, waren
der Meinung, dafs diese Frage ganz entschieden zu verneinen
sei, da eine Freigebung des Rasens mit einer Preisgebung des-
selben identisch sei. Auch der Vergleich mit England treffe
nicht zu, da dessen feuchtes Klima der Rasenbildung viel zu-
träglicher sei, als das unsrige, die dortigen Rasenflächen aber
auch durch das Betreten sehr häufig verwilderten und einen
unschönen Anblick gewährten.
Für den neu zu errichtenden Berliner Central-Friedhof
bei Stahnsdorf-Klein-Machnow ist jetzt, nachdem die Verhand-
lungen mit der Synode, dem Bezirksausschufs etc. beendigt
worden, beim Grundbuchamt des königlichen Amtsgerichts zu
Potsdam die Auflassung des Terrains erfolgt. Der neue Fried-
hof wird an der Chaussee zwischen Stahnsdorf und Gütergotz
angelegt werden. Das umfangreiche Terrain besteht grössten-
teils aus Wald und Ackerland.
Der Direktor des Berliner Botanischen Gartens, Geheim-
rat Professor Engler, ist von seiner Reise durch Ostafrika
nach Europa wohlbehalten zurückgekehrt und hat seine Vor-
lesungen wieder begonnen. Professor Engler reiste über Kap-
stadt durch Transvaal nach Laurenzo-Marquez und von hier
nach Tanga, um zunächst in Ost- und WTest-Usambara längeren
Aufenthalt zu nehmen: sodann begab er sich nach dem Kili-
mandscharo und von hier nach Voi an der Ugandabahn, welche
er bis Nakuru benutzte. Von hier kehrte er über Mombassa
nach Dar-es-Salam zurück und trat von dort aus mit reicher
Ausbeute für den botanischen Garten und das botanische Mu-
seum den Rückweg nach Europa an.
Für die öffentlichen Parkanlagen Berlins hat der
Magistrat aufser der etatsmäfsigen Summe von 84b 900 Mk.
noch 76 505 Mk. als Extraordinarium gefordert. Davon ent-
fallen 10000 Mk. auf den bei Treptow belegenen Plänterwald,
durch den Fufswege gelegt werden sollen, und der Spiel- und
Sitzplätze erhalten wird. Zur Schaffung von Schmuckstreifen
in der Frankfurter Allee auf ihrem zwischen Proskauer Strafse
und Strafse 67 belegenen Teile werden 8000 Mk. gefordert,
und die gleiche Summe wird zu dem gleichen Zwecke für den
Arnswalder Platz verlangt. Zur weiteren gärtnerischen Aus-
gestaltung des Arcona-Platzes, der zwei Spielplätze erhalten
soll, sind 6000 Mk. in Ansatz gebracht, und endlich sei noch
erwähnt, dafs zur Herstellung von Schutzgittern für die Bäume
und für eiserne Barrieren je 9000 Mk. gebraucht werden.
Die Anlage eines Stadtparkes in Schöneberg bei Berlin
ist, dem „Lokal-Anzeiger“ zufolge, gesichert Kürzlich fand
im Rathause zwischen der in der Parkfrage eingesetzten Kom-
mission und den interessierten Grundeigentümern, lauter alt-
eingesessenen Schönebergern, eine Verhandlung statt, die ein
recht günstiges Ergebnis hatte. Die Interessenten gaben die
Erklärung ab, dafs sie zur Abtretung des erforderlichen Ge-
3*
 
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