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Die Gartenkunst — 5.1903

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Hermes, E. H.: Das perspektivische Zeichnen ohne Quadratnetz und die perspektivische Darstellung von Gartenplänen in coupiertem Terrain
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0182
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160

DIE GARTENKUNST

V, 9

Analog diesem Verfahren kommen wir nun zur Fest-
legung unserer Wegekurven und der Ränder der Gehölz-
pflanzungen.
Es wird keinem geübten Zeichner einfallen, nun cm
für cm genau festlegen zu wollen, es genügen uns für
einen Bogen 2 oder 3 markante Punkte.
Der Sehstrahl, seine Entfernung von A auf BC mit
dem Zirkel in die Zeichnung übertragen, die Konstruktion
der Höhe, der senkrechte Abstand beider Sehstrahlen über
BC gibt den senkrechten Abstand vom Horizont und bei
diesem ganzen Verfahren bleibt bei einiger Übung das
Zeichenblatt gänzlich frei von Hilfslinien, nur der Grund-
plan bekommt solche und man wird gut tun, dieselben
bald zu entfernen, wenn sie ihrem Zwecke gedient haben.
Ist nun das perspektivische Bild richtig entstanden,
so bleibt es der Geschicklichkeit der Pinselführung jedes
einzelnen überlassen, dasselbe künstlerisch auszuschmücken,
er hat wenigstens die frohe Überzeugung, dafs er keine
Fehler mehr damit decken mufs.
Nachdem nun die perspektivische Zeichnung ohne
Hilfsmittel vor Ihren Augen entstanden ist, bin ich in der
angenehmen Lage, Ihnen ein Schema F für diese Zeichnungs-
methode in der Praxis vorzuführen.
Herr W. Körber, königl. Baurat, hat für den Unterricht
in der Perspektive an der technischen Hochschule in Char-
lottenburg ein Schema konstruiert, das Koerbersche Strahlen-
diagramm, und dasselbe patentamtlich schützen lassen.
Mit einer Nadel wird das Diagramm in G befestigt und
nun ist das Abgreifen der Entfernung der Sehstrahlen
von A sofort gemacht und die Konstruktion der Höhen im
Augenblick erledigt; ich kann, da mir ein näheres Eingehen
auf die Benutzung des Strahlendiagramms als ein Eingriff
in die Rechte des Erfinders ausgelegt werden könnte,
Ihnen nur anraten, zunächst einmal selbst praktisch das.
perspektivische Zeichnen nach meinen vorstehenden Aus-
lassungen zu erproben und dann das Strahlendiagramm,
welches im Buchhandel für 1,50 Mk. käuflich zu haben ist,
zu benutzen. Sie finden alsdann ohne Anleitung damit
zurecht, und es ist nun der Augenblick gekommen, an
welchem auch die Gartenkünstler ihre Pläne mit richtigen
perspektivischen Zeichnungen begleiten können.
Hoffen wir, dafs dann unsere Arbeiten auch die gleiche
pekuniäre Würdigung finden, wie der Plan eines Architekten;
es würde der Gartenkunst und ihren Jüngern nicht zum
Schaden gereichen.

Vereinsberichte,
Verein Deutscher Gartenkünstler.
Unsere XVI. Hauptversammlung.
Die schönen Tage von München sind nun vorüber, genufs-
reiche Stunden liegen hinter uns; in dem Blütenkranze unserer
Vororte webt sich München als ein heller, vielleicht als der
hellste Edelstein ein. Allen Teilnehmern, die nunmehr in ihre
Heimat wieder zurückgekehrt sein dürften, wird die Beteiligung
nicht leid gewesen sein und auch nicht leid werden. Am Vor-
abende wurde die Gesellschaft im ebenso eigenartig wie fest-

lich geschmückten Kartensaale des kgl. Hofbräuhauses durch
den ersten Vorsitzenden der Bayerischen Gartenbau-Gesellschaft,
königl. Rat Kolb, herzlichst willkommen geheifsen. Ein speziell
für die Versammlung vom Archivrat Ernst von Destouches
gedichtetes Festspiel verherrlichte die deutschen Meister der
Gartenkunst und gab in sinniger Weise einen Beweis von der
Liebe der Stadt München zur Gartenkunst. Diese zeigte sich
auch darin, dafs die in den öffentlichen Anlagen befindlichen
Denkmäler von Sckell und Effner mit Lorbeergewinden ge-
schmückt waren. Echte Münchener Fröhlichkeit beherrschte
die Gesellschaft und brachte im heiteren Gespräche und bei
fröhlichem Gesänge Nord und Süd zusammen.
Die Versammlung am anderen Tage fand im Sitzungssaale
der Gemeindebevollmächtigten der Stadt im Rathause statt.
Um 9^4 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Stadtgarteninspektor
Fintelmann-Berlin, die zahlreich besuchte Versammlung. Im
Auftrage des königl. Staatsministeriums entbot der Ministerial-
direktor Brettreich dem Verein den Willkommen der Re-
gierung mit der Versicherung, dafs diese den Bestrebungen
des Vereines ihr wärmstes Interesse entgegenbringe. In
gleicher herzlicher Weise gab auch der zweite Bürgermeister
Dr. von Brunner namens der Stadt München seiner Freude
über das Erscheinen der Gartenkünstler in der schönen Isar-
stadt Ausdruck, dem sich der königl. Rat Kolb, als Vorsitzender
der Bayerischen Gartenbau-Gesellschaft, in ebenso warmer wie
beredter Art anschlofs. Der königl. Ökonomierat und Stadt-
gärtendirektor He Her-München richtete dann noch als Vor-
standsmitglied, das in München wohnhaft ist, herzliche Be-
grüfsungsworte an die Versammlung.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gelangten an Se. Majestät
den Deutschen Kaiser und an Se. Königliche Hoheit den Prinz-
regenten von Bayern telegraphische Huldigungsgrüfse zur Ab-
sendung. Nach Aufnahme und Anmeldung einer Anzahl von
neuen Mitgliedern wurde der Jahresbericht durch den Schrift-
führer erstattet und von der Versammlung angenommen,
sowie die vom Schatzmeister vorgetragene Abrechnung für
das Jahr 1902 bestätigt. Nunmehr wurden der Oberbürger-
meister von München, königl. Hofrat Dr. Ritter von Borscht
und der Grofsherzogliche Hofgartendirektor Kaehler-Schwerin
zu Ehrenmitgliedern, Landesökonomierat G ö t h e - G eisenheim,
königl. Rat und Oberinspektor a. D. Kolb-München und
Dendrologe St. Olbrich-Zürich zu schriftwechselnden Mit-
gliedern ernannt. Der nächste Punkt betrifft die Änderung
der Satzungen in Bezug auf Einreichung von Anträgen für die
Hauptversammlung. Da sich nach dem Vortrage des Vor-
sitzenden ein Widerspruch nicht erhob, so gilt die Um-
gestaltung als angenommen. Ohne besondere Gegenrede
wurden alsdann auch die Änderungen der Satzungen in Bezug
auf die zukünftige Zusammensetzung des Vorstandes genehmigt.
Ein lebhafterer Meinungsaustausch entwickelte sich erst bei
Wahl der für die Internationale Kunst- und Gartenbauaus-
stellung, welche im Jahre 1904 zu Düsseldorf stattfinden soll,
bestimmten Hängekommission. Während einzelne Redner der
Kommission enge Grenzen gezogen wissen wollten, traten
andere für volle Freiheit ein. Es wurde ein Ausschufs mit
dem Rechte der Zuwahl aus folgenden Herren gewählt: Beitz-
Cöln, Bertram-Dresden, Broders en-Berlin, Encke-Oöln,
Fintelmann-Berlin, Hampe 1-Leipzig, Heiler-München, Rein-
hardt-Düsseldorf, Siesmayer-Frankfurt a. M., Stefen-Essen,
Baurat Stübben-Cöln und Trip-Hannover.
Beim nächsten Gegenstände, „Landesverschönerung" be-
treffend, gab Gartentechniker Glogau-Bonn ein eingehendes
und vortrefflich durch gearbeitetes Referat. In dem sich hieran
anschliefsenden und sich teilweise sehr lebhaft gestaltenden
 
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