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Die Gartenkunst — 5.1903

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V, 9

DIE GARTENKUNST

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Meinungsaustausche wurden wertvolle und anregende Vor-
schläge gegeben. In Bezug auf die verschiedenen hierzu
vorliegenden Anträge einigte man sich dahin, die weitere Be-
arbeitung dieser Angelegenheit nicht dem Vorstande, sondern
der Gruppe Rheinland-Westfalen mit der Mafsgabe zu über-
tragen, dafs diese durch Mitglieder aus den einzelnen Gruppen,
sowie durch Abgeordnete aus anderen Bundesstaaten verstärkt
werde, und zwar wurden gewählt: Bertram-Dresden, G. Fin-
t e 1 m a n n - Potsdam, Heile r- München, Ko o pmann - Hamburg,
Linne-Erfurt, Ohrt-Bremen, Richter-Breslau, Schoch-
Magdeburg, Schulze-Stettin, Siesmay er-Frankfurt a. M.,
Trip-Hannover, Vogeler-Charlottenburg und Wocke-Danzig.
Hierauf wurde in eine zweistündige Pause'eingetreten und in
der vom Magistrat der Stadt München in liebenswürdigster
Weise zur Verfügung gestellten Ratsherrentrinkstube ein
stärkender Imbifs eingenommen. Nach Wiederaufnahme der
Verhandlungen erfolgte zuerst die Genehmigung des Haus-
haltungsplanes für 1903, alsdann die Wahl des nächstjährigen
Vorortes und zwar wurde der vom Komitee der Düsseldorfer
Kunst- und Gartenbau-Ausstellung an den Verein ergangenen
Einladung Folge gegeben und Düsseldorf für das Jahr 1904
als Vorort gewählt. Nunmehr verlas der mit der Schriftführung
betraute zweite Schriftführer, Landschaftsgärtner Klawun-
Grofslichterfelde, die Niederschrift. Nach erfolgter Annahme
vollzogen die satzungsgemäfse Unterschrift die anwesenden
Vorstandsmitglieder, sowie seitens der Mitglieder: Stadt. Garten-
bauinspektor Heins-Bremen, königl. Hoflieferant Lorenz-
Zwickau und Stadtgarteninspektor Schulze-Stettin.
Herr Universitätsprofessor Dr. Mayr-München erhielt so-
dann das Wort zu seinem Vortrage: „Die Gartenkunst- in Japan.“
Da dieser Vortrag, wie der nächste, den der Stadtgarten-
direktor Trip-Hannover über „Die Stellung der schönen Garten-
kunst im Kunstleben unseres Volkes und in ihrer Beziehung
zu den anderen Künsten“ hielt, im Hauptberichte zur Wieder-
gabe gelangt, so dürfte hier auf ein näheres Eingehen zu
verzichten sein.
Bei dem nächsten Gegenstände der Tagesordnung „Sonstige
Anträge“ erläuterte Gartenbauinspektor Heins-Bremen einen
zum Befestigen von Ufern und starken Bäumen sich vorzüglich
eignenden Schraubenanker, dessen Erfindung für gartentechnische
Zwecke dem Referate nach von besonderer Wichtigkeit sei.
Gartenarchitekt Ho em ann-Düsseldorf gab hierauf einen längeren
Bericht über den Stand der Vorarbeiten für die nächstjährige
Düsseldorfer Kunst- und Gartenbauausstellung und berührte
insbesondere hierbei die der Plan-Ausstellung gewidmete Ab-
teilung. Im Anschlüsse hieran bemängelte Möller-Erfurt die
ungenügende Aufstellung eines Programmes für den Pflanzen-
kulturwettbewerb, was sich durchaus nicht rechtfertigen lasse.
Hiermit war die Tagesordnung erledigt und hob der Vor-
sitzende. mit dem Hinweis auf die im Vorflure des Sitzungs-
saales von dem Vertreter der Firma Goos & Ko en e mann
zur Darstellung gebrachte und aufserordentliches Interesse er-
weckende Schau von Flor- und Staudenblumen die Sitzung
auf und schlofs die XVI. Hauptversammlung mit dem Wunsche
auf ein frohes Wiedersehen im nächsten Jahre in Düsseldorf.
Zur sechsten Abendstunde fand sich die Gesellschaft, wohl
über hundert Personen, in dem vom Hofgarteningenieur Schall
und den Kunstgärtnern Hammelbacher und Buchner eben-
so würdig wie prächtig ausgeschmückten Festsaale des baye-
rischen Hofes vereinigt. Von der Galerie ertönten heitere
Weisen und würzten in Verbindung mit einer Reihe von Trink-
sprüchen das fröhliche Mahl. Der erste Vorsitzende brachte
mit einem herzlichen Dank für die gastliche Aufnahme in
Bayerns Hauptstadt ein Hoch auf Seine Königliche Hoheit den

Prinzregenten aus, worauf von allen Anwesenden die Königs-
hymne stehend gesungen wurde. Der Präsident der Bayerischen
Gartenbau-Gesellschaft kgl. Rat Kolb nahm Bezug auf das
grofse deutsche Vaterland und gedachte in einem begeistert
aufgenommenen Floch des Kaisers Wilhelm. Seitens des
Schriftführers wurde dann auf die seiner Zeit erfolgte
Gründung des Vereins hingewiesen und der von ihm in seinem
Werdegange erreichten Erfolge gedacht. Eine der gröfsten
Anerkennungen sei den Bestrebungen des Vereins in der
heutigen Sitzung durch die warmen Worte des Vertreters des
hohen Staatsministeriums des Innern zuteil geworden. Der Dank
hierfür kam durch ein Hoch auf das Ministerium zum Ausdruck.
Ministerialdirektor Brettreich gab in seiner Erwiderung
die Versicherung, dafs das Ministerium die Gartenkünstler in
Bayern mit besonderer Freude begriffst habe. Die Vertretung
der Gartenkünstler durch den Verein sei eine vorzügliche und
achtunggebietende Er wünsche dem Verein ein stetes
Wachsen, Blühen und Gedeihen. In einer mit Humor unter-
mischten Rede weihte der zweite Vorsitzende des Vereins,
Landschaftsgärtner Klaeber-Wannsee, der schönen Stadt
München sein Glas, während der Schatzmeister, Landschafts-
gärtner Wendt-Berlin, dem Ausschufse dei' Bayerischen Garten-
bau-Gesellschaft als dem vorbereitenden Komitee für die herz-
liche Aufnahme seinen Dank zollte. Nachdem dann nach das
Telegramm Seiner Kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold
bekannt gegeben war, worin der Regent für die an ihn gerichtete
Kundgebung seinen herzlichsten Dank entbot, brachte Hof-
garteningenieur Schall-München, in sinniger Weise die Damen
mit unseren duftenden Blumen vergleichend, diesen ein Lebe-
hoch dar. Das am Begrüfsungsabend mit so aufserordentlichem
Beifall aufgenommene Festspiel wurde auf vielfaches Verlangen
heute wiederholt und ergriff die Zuhörer derart, dafs der Bei-
fall nicht enden wollte. Gartenarchitekt Ho em ann-Düsseldorf
dankte namens des Vereins dem Dichter und hob mit vollem
Recht hervor, dafs die Gartenkünstler noch nirgends mit einem
so poetischen Grufs empfangen worden. Erst in später Stunde
endigte das schöne Fest.
Eine lange Wagenreihe stand am zweiten Tage an der
Sonnenstrafse bereit, um die auch heute noch zahlreich an-
wesenden Teilnehmer aufzunehmen. Unter der Führung des
Ökonomierates Heiler, der mit dem Vorsitzenden der Baye-
rischen Gartenbau-Gesellschaft und den beiden Vorsitzenden
unseres Vereins im ersten Wagen Platz genommen hatte, ging
die Fahrt durch die städtischen Anlagen, an den herrlichen
und geschmackvoll ausgestalteten Plätzen vorüber, nach dem
Englischen Garten, dem östlichen Friedhof, den städtischen
Baumschulen und dei’ grofsartig und mustergültig angelegten
Stadtgärtnerei. Die Mittagstunde war nur zu schnell heran-
genaht, die Gefährte wurden verlassen und nach notwendiger
Erholung mit der Strafsenbahn nach Nymphenburg geeilt.
Hier begrüfste der kgl. Oberhofgarteninspektor Kaiser die
Gäste, während Hofgarteningenieur Schall an der Hand einer
grossartigen Ausstellung von Plänen, die in äufserst anschau-
licher Weise das Entstehen und Verändern des ausgedehnten
Parkes kundgaben, die notwendigen Erläuterungen und Auf-
klärungen gab. Nach Besichtigung der Prunkräume des
Schlosses wurde eine Wanderung durch den Park unternommen
und das Sehenswerteste, die herrlichen Fernblicke, die einzelnen
Denkmäler wie auch die umfangreiche Gärtnerei in Augenschein
genommen. Der Abend vereinte im nahegelegenen Erholungsgarten
unter den breiten Kronen alter Bäume die Gäste noch lange Zeit.
Für den anderen Morgen lautete die Parole: Starnbergersee
und Feldafing mit seinen prächtigen Anlagen. Doch davon im
Hauptbericht.' Weiss.
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