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Die Gartenkunst — 8.1906

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Hoppe, Kurt: Kritische Betrachtungen zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Einteilung und Bebauung des städtischen Geländes (zwischen der Wiesbadener Allee und der Waldstraße) der Stadt Biebrich a. Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0233
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220

DIE GARTENKUNST

VIII, 11

Dorf — oder Kolonie ist immer ein lebendiger Organis- Den Vorwurf „mogeln" möge man nicht so drastisch

mus, der gerade so ein gesetzmässiges Wachstum und auffassen wie es klingt, ist vielleicht auch teilweise über-

eine Entwickelung hat, wie Pflanze, Baum, Tier und trieben, denn diese Projekte sind viel zu ehrlich und wissen

Mensch! sich besser zu helfen, indem einfach eine halbe Weltdicke

Aber von all dem ist nichts zu merken, es scheint, aufgeschüttet wird, wenns sein mui's. Und dann Haus

als ob hier doch ein gewisser Dilettantismus zur Geltung an Haus bebaut und der Erfolg ist gesichert!

komme, der eigentlich nicht kultiviert werden sollte! Andere schütten nicht auf und denken nicht an die

Ein zweites waren die gegebenen Höhenverhältnisse, gebrochenen Knochen der Gäule! Jedenfalls ersteren

Gar leicht ist nun freilich, wenn man den spitzwinkeligen entschieden vorzuziehen! In den Grenzen der praktischen

Profilplan gar nicht aufrollt, das Gelände sich^woder vor- Möglichkeit ist eine ansteigende Stral'se ästhetisch sehr

Der im .Biebricher Wettbewerb angekaufte Entwurf von Gartenarchitekt Freye und Architekt Alfred Koch, Assistent an der

Technischen .Hochschule zu Oharlottenburij,'.

stellt, noch anschaut, die Stral'sen und Wege zu projek- reizvoll und der Charakter der Landschaft bleibt gewahrt!
tioren, gerade so etwa wie auf dem Reil'sbrett im Arbeits- Doch gibt es denn da gar keinen Ausweg — bosser

zimmer. Und wenn dann kurz vor Toresschlüfs der gesagt Mittelweg.

leidige Höhenplan gemacht worden mul's, da wird ganz Warum denn überall fahrbare Wege bauen, wo den

ernsthaft und genial gemogelt, selbst auf die Gefahr, dafs Vorkehrsverhältnissen nach ein solches Bedürfnis gar nicht

der Plan eben für eine Ausführung unbrauchbar ist vorhanden ist'' Kommt nun aufsordom das bestehende

Darauf wird ja auch scheinbar weniger Wort gelegt bei Höhonverhältnis diesem Umstand entgegen, so ist ein

diesen Preisausschreiben, wie die Beispiele der letzten Zeit breiter Pufsweg mit Troppenanlagen, wie sie in allen

reichlich bewiesen haben. bergig gelegenen Städten zu finden sind, durchaus gorecht-

Und schliofslich nicht mit Unrecht; nur sollten die fertigt, und nirgends so malerisch auszubilden, als in

Vorschläge, die sich am gesundesten aufbauen und zur einem Gelände für offene Bauweise!

Weiterbildung die Hand reichen, in vorderster Reihe stehen, Auch nach dieser Seite hinweisende Vorschläge

selbst ungeachtet einiger kleiner Verstöfse gegen die wurden verworfen.

Bedingungen. Denn diese herauszuarbeiten und im Sinno Was also nach all dem Gesagten übrig bleibt —

dos geistigen Urhebers zu gestalten, ist oft viel leichter, kann man sich denken — und die beigefügten Pläne

als die „Auserwählton" für eine praktische Ausführung worden es bestätigen. Auf den ersten Blick einwand-

,,herzurichten", die dann nicht nur „Vergewaltigten" freie, gute Pläne, aber bei eingehender Betrachtung recht

ähnlich ausschauen, sondern im Grunde genommen eben wenig im Sinne einer ernsthaften Lösung der gestellten

doch eine befriedigende Lösung der Aufgaben nicht bioton. Aufgabe.
 
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