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Die Gartenkunst — 8.1906

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Hoppe, Kurt: Kritische Betrachtungen zum Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Einteilung und Bebauung des städtischen Geländes (zwischen der Wiesbadener Allee und der Waldstraße) der Stadt Biebrich a. Rh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0234

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VIII, 11

DIE GARTENKUNST

221

Die Gründe dazu liegen tiefer. Die Art der Aus-
schreibung gab zur Verkennung der eigentlichen Ziele
berechtigton Anlals. Man hatte sich so mit einer ge-
wissen Selbstverständlichkeit, ohne es auszudrücken,
speziell an die Gartenkünstlor gewandt, und zwar, ob-
jektiv betrachtet, nur teilweise berechtigterweise; insofern
nämlich, als es sich um die Anlage eines groi'sen Parkes
handelte. Aber die Aufgabe war ja eine viel gröfsere.
Mit Recht wurde auf der erwähnten Versammlung in
Mannheim von Prof. Hochedor, München, Stadtbauinspektor

Nun noch einigos zu den preisgekrönten Entwürfen:

Eine frappante Gleichmäßigkeit — so etwas wie
eine Art Schema — fällt zunächst allgemein auf.

Der erste Preis wurde dem Projekt mit dem^Motto
„Am Rhein" A mit dem Biobricher Wappen dos Herrn
Garteninspektors Lippel, Mannheim, zuerkannt.

Eine gewisse Ruhe und Ebenmäfsigkcit ist dem Plan
nicht abzusprechen. Doch liegt darin schon ein Vorwurf.
Denn "die grofso Länge der Verbindungsstrafse der Wies-
badener Allee und der Waldstrafse ohne jegliche Unter-

Berg, Prankfurt a. M., und verschiedenen Kapazitäten des
Städtebaus auf den besonderen — gesonderten Beruf
des Städtebauers hingewiesen, und diesem im Verein mit
Ingenieur und Gartenkünstler wäre diese Aufgabe zu-
gefallen.

Und gerade so, wie die Gartenkünstlor den so oft
erklingenden Protest gegen die Eingriffe des Architekten
in ihre eigentlichen Gartenwelt uns bei keiner Gelegen-
heit ersparen, so wäre es diesmal von soiten der Archi-
tekten speziell der Städtebauer durchaus berechtigt gewesen,
Einspruch zu. erheben. Denn die Aufgabe war es wert!**)

*) Wie uns mitgeteilt wird, ist dieser Entwurf nachträglich
noch angekauft worden. H.

**) Ich kann nicht umhin, der in den letzten Sätzen ent-
haltenen Auffassung auf das Bestimmteste zu widersprechen.
Es ist in keiner Weise aus dem Wortlaut und der Form des
Preisausschreibens (vgl. Anzeigenteil des Heftes der „Garten-
kunst" vom 1. Juli ds. Js.) zu entnehmen, dafs es „mit einer
gewissen Selbstverständlichkeit" an die Gartenkünstler gerichtet

brechung ist ästhetisch ganz gewifs anfechtbar, aufsordem,
dafs aus rein praktischen Gründen eine geeignete Ver-
bindung mit dem Park durchaus erforderlich scheint, um
aus dem Ganzen — den Strafsen und dem Park — einen
lobendigen Organismus zu machen. Auch würde das Be-
dürfnis, das sich beim Ansehen des Planes schon be-
merkbar macht, diese Strafse als Gabelung der prächtigen
Allee auch mit Alleobäumen zu pflanzen, in Wirklich-
keit noch empfindlicher hervortreten.

Die völlige Aufschüttung resp. Schleifung der nord-
westlichen Böschung war durchaus nicht erforderlich, und

gewesen sei. Ich bin zuerst durch dieDeutsche Bauzeitung
auf das Ausschreiben aufmerksam geworden; erst danach fand
ich es auch in Gartenzeitschriften. Die Zusammensetzung des
Preisrichtorkollegiums (3 Bausachverständige, 1 Maler, 2 Garten-
fachleute und der Oberbürgermeister) lät'st aufserdem ganz
deutlich erkennen, dafs man sich in Biebrich über die Art der
Aufgabe vollkommen im klaren gewesen ist. Ich vermag da-
her nicht einzusehen, wodurch den „Städtebauern", von denen
 
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