Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 8.1906

DOI Artikel:
Heicke, C.: Rückblick auf die Darmstädter Ausstellung
DOI Artikel:
Heicke, C.: Aus verwandten Gärten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VIII, 1

DIE GARTENKUNST

15

Jedenfalls empfohlen wir Otto Bernhardtos Aufsatz ein-
gehendster Beachtung.

In „Kunst und Dekoration", Illustr. Monatshefte,
Darmstadt, Alexander Koch, Heft 1 und 2, Okt. und Nov.
1905, behandelt Otto Schulze, Direktor der Kunstgewerbe^
schule in Elberfeld, ebenfalls unser Thema.

Er weist mit Rocht darauf hin, dafs wir, d. h. die
Leute im Verein der Gartenkünstler. wo wir zusammen
waren, viele Worte gemacht haben, aber dafs die Taten
gefehlt haben. Das mag für manchen von uns bitter sein,
ist aber, wenn wir offen sein wollen, zutreffend. Hoffen
wir, dafs die vielen Anregungen der letzten Zeit nicht
spurlos an uns vorübergehen.

Schulze gelangt zu einer vorurteilslosen Würdigung
der Henkelschon Gärten, die seinem Gefühl nach den
Olbrichschen am nächsten standen, und sagt, dafs etliche
..Kunsf'taten in Darmstadt fühlbar hinter denen der
„Fach'Teuto zurückstanden.

In seinem zweiten Aufsatz bespricht derselbe Verfasser
nochmals die Ausstellung und sagt von Olbrichs Gärten:

„Ich komme nicht darüber hinaus, dafs die Olbrichschen
Gärten die schönsten waren. Wer je die Blumenfelder Erfurts
und Quedlinburgs, wer je ein blühendes Raps- oder Flachs-
feld, eine Rosenflur, einen Lilien- oder Mohnstreifen gesehen
hat, der wird wissen, dafs eine Blume nichts bedeuten kann,
ja dals ein Blumenbrett am Fenster erst wirkt, wenn es mit
vielen blühenden Pflanzen einer Gattung und Farbe besetzt
ist. Aber so etwas will erkannt und erfühlt sein, wenn die
Kunst dabei Pathe stehen soll."

Besonders freut uns aber die ohrliche Anerkennung
die Henkel gespendet wird:

„Doch neben diesen drei Gärten (den Barbengärten) schuf
ein Darmstädter Künstler noch etwas in seinem Garten
mit Geranien und Fuchsien, mit dem verschwiegenen Teich,
den kurzgeschorenen Rabatten und dem Vorland mit Datura-
blüten und einsäumenden Petunien. Auch hier die das Hand-
werk schwängernde Kunst, nicht die botanisierende Tätigkeit
des Gärtners. Heinrich Henkel ist der Urheber dieses fast
betäubenden Fleckens, den er noch mit den Werken seiner
harmonischen Bindekunst bereichert hat."

Auch Begas kommt in dieser Besprechung gut fort
und findet Beifall.

Im „Städtebau", Verlag E. Wasmuth, A.-G., Berlin,
bespricht Th. Goecke-Berlin, Darmstadt und die Er-
gebnisse seiner Ausstellung.

Er konstatiert, dafs bei allen sonstigen Meinungs-
verschiedenheiten „romantische Naturnachahmung und
spielerische Teppichgärtnerei zurzeit auf keiner Seite mehr
Freunde haben", und dafs die Lehren die Lichtwark,
Muthosius und andere verkündet haben, nicht nutzlos ver-
hallt sind. Er ist aufserdem der Ansicht, dafs der Streit
ob „architektonisch oder landschaftlich" als solcher
kaum jemals entschieden werden könne, denn
wenn der architektonische Garten in der Stadt am Platze
sei, so folge daraus nicht, dafs nicht draulsen auf weiter
Fläche oder am Bergeshang eine freiere malerische An-
ordnung dos Gartens zulässig und richtig sei, ebenso
wenig wie beim Städtebau generell sich für gerade oder
krumme Strafsen entschieden werden könne; es müsse
je nach Urtlichkeit und Verhältnissen der einen

Form vor der anderen der Verzug gegeben
werd en.

Wir können uns dieser Auffassung in allen Punkton
anschliefsen.

Hiermit schliel'sen wir für heute. Wir bemerken noch
ausdrücklich, dafs wir durch unsere Auslose nur auf die
zu unserer Kenntnis gekommenen Besprechungen auf-
merksam machen und zu ihrem Studium anregen, nicht
aber anderen das Nachlesen oder Nachdenken
abnehmen wollen. Wir halten es für die Pflicht jedes
einzelnen, dem die Entwicklung der Gartenkunst ernst-
lich am Herzen liegt, von den Stimmen, die sich ver-
nehmen lassen, Kenntnis zu nehmen und sie~nicht unbe-
achtet zu lassen. Heicke.

Aus verwandten Gebieten.

Wir werden künftig regelmäfsig auf Abhandlungen anderer
Zeitschriften, soweit sie Gebiete berühren, die die D. U. f. G.
in den Bereich ihrer Tätigkeit gezogen hat, aufmerksam machen.

Der Bund ,,Heiniatscliutz:< gibt soeben ein neues Heft
seiner „Mitteilungen" heraus.

Wir finden darin einen Aufsatz über Talsperren, der
aus der Feder eines höheren'Forstboamten stammt und
sich eingehend mit dem vor einigen Jahren erörterten,
aber nicht zur Ausführung gekommenen Projektivem Bode-
talsperren befafst.

Damals wurde zu der Frage, wie diese Talsporren den
landschaftlichen Charakter der betroffenen Gegenden beein-
flussen würden, ein Gutachten von Encke und dorn leider
nicht mehr unter uns weilenden Schoch erstattet.

Encke hat darüber in der Gartenkunst (III. Jahrgang,
Seite 109 u. f.) berichtet.

Der Verfasser des Aufsatzes in den „Mitteilungen"
stellt sich auf den Standpunkt, dafs diese Bodetalsperren
durch Vernichtung eines wesentlichen Teiles der roman-
tischen Schönheit dos Bodetales geradezu ein Unglück für
den Harz geworden wären. Seine Ausführungen enthalten
sehr beherzigenswerte Mahnungen, die angesichts der
heute überall hervortretenden Neigung zum Bau von Tal-
sperron in unseren Mittelgebirgen allgemeine Beachtung ver-
dienen. Denn es kann bei allen derartigen Unternehmungen
nicht vorsichtig genug vorgegangen werden, und die Ge-
fahr, dals den wirtschaftlichen Vorteilen einer solchen An-
lage nicht zu ersetzende Werte an landschaftlicher Schön-
heit geopfert werden, ist immer sehr grofs. Deshalb warnt
der Verfasser davor, die wirtschaftliche Bedeutung derartiger
Talsperren zu überschätzen und beurteilt ihren Wert für
die Verhütung der Hochwassergefahr, solange sie nicht
Lediglich auf diesen Zweck zugeschnitten sind und Staats-
soitig bewirtschaftet werden,_sehr skeptisch.

Er weist darauf hin, dafs mit den Summen, die
periodisch zur Beseitigung von Hochwasserschäden auf-
gewendet werden müssen, eine Beseitigung der Hoch-
wassergefahr eher als durch solch einschneidende Maß-
nahmen, wie Talsperren, sich erreichen lasse; er sagt:

„Würde man weniger darauf bedacht sein, die .Brücher
 
Annotationen