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Die Gartenkunst — 8.1906

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Geßner, Albert: Die Gartenanlagen auf der großen Berliner Kunstausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0182

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VITT, 9

DIE GARTENKUNST

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Die Gartenanlagen vor der grofsen Berliner Kunstausstellung 1005

Arch.: Albert Gefsner-Berlin.

Teilansicht der Gartenanlagen vor der grofsen Berliner Kunstausstellung 1905.

Der Plan der „Kommission für Architektur und Um die Säulen der Pergola rankt sich wilder Wein,

Kunstgewerbe" auf der „Grofsen Berliner Kunstaus- während zwischen ihnen Efeuranken herabhängen und in

Stellung 1905", eine Reihe kleiner Einzelgärtchen dem Kästen blühende Petunien, Pelargonien und Puchsien

Publikum vorzuführen und so auch weitere Kreise mit dem munteres Leben in die strengen, architektonischen Formen

gegenwärtigen Stand der Gartenkunst bekannt zu machen, bringen. Durch geschickte Anordnung des Holzwerkes

mufste leider bei der Kürze der zur Verfügung stehenden sind im Dache der Pergola grofse Fenster ausgespart, so

Zeit und bei dem geringen Interesse für eine Beteiligung dafs selbst bei dichtester Berankung der Eingang genügend

aufgegeben werden. So entschlofs sich denn in letzter Licht haben wird. Vor der rechts und links vom Eingang

Stunde die Kommission, ihr Mitglied, Herrn Architekt Albert sich hinziehenden Thuyahecke sollten Skulpturen Auf-

Gei'sner-Berlin, mit der Umwandlung und Ausgestaltung Stellung finden, um gewissermafsen die Besucher vorzu-

des grofsen, öden Platzes vor dem Hauptgebäude zu be- bereiten auf die Kunstwerke im Innern des Gebäudes,

trauen. Leider wagte es die Ausstellungsleitung nicht, diese für

Zwei Wege, der vom Haupteingange zur Ausstellungs- Bildwerke ungleich günstigere Aufstellung der alt ge-

halle und der Durchgang unterm Stadtbahnbogon zum wohnten, reihenweisen Schichtung im Innern der Halle

Ausstollungsparke, waren die gegebenen Axen der vorzuziehen. So fanden nur einige Abgüsse antiker

Anlage, die weiterhin bestimmt wurde durch die vor- Statuen, die in ihren Gröfsenabmessungen auch nicht

handenen Baumreihen und durch die Notwendigkeit, direkt ganz den Absichten entsprachen, in den Heckennischen

vorm Eingange in das Gebäude einen grosseren Platz für Platz.

die Anfahrt und Aufstellung der kaiserlichen Wagen frei Empfindlicher aber als das Fehlen der Skulpturen ist

zu halten. Diese Beschränkungen gaben von selbst die der Mangel an ausreichenden Sitzgelegenheiten. Bei der

Anlage eines östlichen, mitteren und westlichen Teiles. Gestaltung der Anlagen leitete Gefsner offenbar die Er-

Um das Ausstellungsgebäude, vor dessen Front einige wägung, dafs den Ausstellungsbesuchern die Möglichkeit

Busch- und Baumgruppen standen, möglichst zu verdecken, geboten werden müsse, den vom Sehen ermüdeten Sinnen

legte Gessner eine hohe, geradlinige Thuyahecke an, die auf schattiger Gartenbank ein stilles Ausruhen zu gönnen

einen festen und straffen Zusammenschlufs bot und gleich- und die in den Sälen empfangenen Eindrücke nachwirken

zeitig überleitete zu den Gartenanlagen, in denen das und ausklingen zu lassen, statt sich beim Verlassen der

wenig gegliederte kastenartige Gebäude allzu unvermittelt Halle sofort ins Strafsengewühl oder in das nicht weniger

stehen würde. Die Unschönheiten verdecken und einen laute und unruhige Treiben im Ausstollungsparke stürzen

Übergang und Zusammenhang mit dem Garten schaffen zu müssen.

soll auch die dem Haupteingange vorgelagerte Pergola, Höher als das Interesse der Pächter der verschiedenen

die leider nicht in der projektierten Ausdehnung zur Durch- Restaurants und Caffes im Ausstellungsparke sollte der

führung gekommen ist. Leitung doch das Behagen des ernsthaften Kunstfreundes

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