VIII, 4
DIE GARTENKUNST
98
Der Schulgarten, welcher nach Lage der Sache nicht in goldenen Borte gleich, um ein Stück Erde, um den „Wormser
den Rahmen des Rosengartens pafst, ist weggefallen und dieser Rosengarten" schlingt:
Teil der Gesamtanlage angeschlossen worden. Die Architektin- „Der hatte keine Mauer, kein Wasser ihn umflols,
teile sollen in Mainsandstein ausgeführt werden. Es ist im Es war nur eine Borte von Gold, die ihn umschlofs."
grol'sen und ganzen darauf gesehen worden, dafs möglichst Auf den Stufen einer breiten Freitreppe, in feierlichem
gröfsere Erdarbeiten unterbleiben und dieselben auf die Erd- Rhythmus bewegt, treten wir in einen stillen Hain ein, hinter
arbeiten am Berg und an der Grotten-resp. Felsenanlage, wozu und neben uns umschliefst uns die goldene Borte, in leich-
möglichst grofse Blöcke zu nehmen sind, und dasBauen der neuen tem Schwung von Baum zu Baum geführt.*) Nicht jeder darf
Wege beschränkt sind. Das Material der alten wegfallenden eintreten in den Garten, den der König Giebich seinem lieb-
Wege ist auf nur kurze liehen Kind Kriemhild
Entfernung zum Bau der 1^ 1 geschenkt: 12 Helden, hier
neuen -zu transportieren. ÖmBIS W> t «" ' majestätisch ernst, feier-
Die alten Pflanzenbe- $&$mUp ^WB^ ^jjSwBftfcV ^it'^kl "ffi^-iiT _^\\ lieh durch Sandsteinblöcke
stände werden nur wenig S9hIAiW'" >" ' m-iß «r+tiPl^&Slfc^„•' symbolisiert, mahnen uns
und nur da, ; wo es nicht ' fipB^ ,, *T an die Ehrfurcht vor der
anders angängig ist, an- . '' * < w|w|Hr ".' - Herrscherin und Pflegerin
gegriffen. Bei der He- k •w^SsS^iW^'V» v ■ jf *m . <?'"' . des Gartens. Nicht uner-
pflanzung resp. Berankung lr ''«"Miiitf ' }* *"*#.-.J*' • 'ajk* HHSi? wartet dürfen wir ihr
nahen, nicht im Alltags-
gewand mit Alltagsge-
danken.
Deshalb hier gewisser-
mafsen ein zweiter Ab-
schluß? des Gartens nach
der Aufsenwelt.
Wie die alten Ägypter
ihre Tempel in verschie-
dene Zonen einteilten, um
den Eintretenden nach und
nach die Fesseln der Un-
reinheit abzunehmen und
aufzulösen in die feier-
liche Stimmung, in der die
Gottheit betrachtet wer-
den soll!
Künstlerisch genommen
wird damit ein nicht zu
unterschätzendes Moment
in die Idee der Garten-
architektur gebracht, in-
dem der Blick durch dieses
retardierende Moment den
Eintritt in die grol'sen
Flächen dos Gartens be-
sonders weit und grofs
erscheinen lälst.
Und welcher Blick! Ge-
rade vor uns flutet es in
roten und weil'sen Bosen
und grünem Rasen wie ein
Der Entwurf von Stadtgärtner Tutenberg, Gartenarchitekt Henkel und Meer, an dessen Ende
Architekt Hoppe für den Rosengarten-Wettbewerb. sich, wie der untergehende
Sonnenball in rosa und
weifsen Hosen ein Kuppelbau auf kleiner Anhöhe erhebt
„Rosen und Minne der Taten Sold". Dort thrQnt Kriemhild> die Herrscherin des Gartens im fried-
Verfasser: Stadtgärtner F. Tu tenberg-Offenbach , Garten- ijchen [tiy]l. frej um\ unbeängstigt von Feinden, denn vor ihr
architekt Fred Henkel-Darmstadt, Architekt Kurt Hoppe- halten die zwölf Helden Wacht.
Darmstadt. Erwartungsvoll scheint dort Kriemhild der Fremdlinge zu
Ein Lied aus alter Zeit scheint in den hohen Wipfeln der harren, die zu Tausenden, wie einst Dietrich von Berns mutige
Bäume, in den sanften Büschen weifser, roter und gelber Hosen Scharen herzuströmen, ihr die Zeit in süfsem Spiel und ernstem
uns entgegen zu tönen. Wie ein lichter Schleier hüllen uns Kampf zn kürzen,
diese Boten ein, wie eine linde Hand führen sie uns hinein.
hinein in ein Paradies, hinein durch ein schlichtes mit gold- *) Die goldene Borte ist gepflanzt mit Kerria japonica flore
gelben Blumen umschlungenes Holzgitter, das sich weich, einer pleno (goldgelb gefüllte Korria).
der Baumstämme ist da-
rauf zu sehen, dai's ein
möglichst malerisches Bild
mit den Schlinggewächsen
zu erzielen ist. Birke mit
Wistaria chinensis, Klet-
terrosen, Ulme mit Capri-
folium, Pappel mit Ampc-
lopis usw. — Zur Bepflan-
zung der Rosengruppen
sind in der Hauptsache die
Monatsrosen resp. niedrig-
bleibende anzupflanzen
und durch Unterbrechung
mit berankten Säulen,
Pyramiden ein abwech-
selndes Bild zu schaffen.
Die Bepflanzung der ein-
zelnen Rosengruppen an-
zugeben, würde wohl zu
weit führen und ist die
malerische, am besten
wirkende Zusammenstel-
lung dem Architekten
und Gartenkünstler zu
überlassen. Auf Wunsch
sind Autoren gern bereit,
über alles Wünschens-
werte nähere Angaben und
Auskunft zu erteilen.
DIE GARTENKUNST
98
Der Schulgarten, welcher nach Lage der Sache nicht in goldenen Borte gleich, um ein Stück Erde, um den „Wormser
den Rahmen des Rosengartens pafst, ist weggefallen und dieser Rosengarten" schlingt:
Teil der Gesamtanlage angeschlossen worden. Die Architektin- „Der hatte keine Mauer, kein Wasser ihn umflols,
teile sollen in Mainsandstein ausgeführt werden. Es ist im Es war nur eine Borte von Gold, die ihn umschlofs."
grol'sen und ganzen darauf gesehen worden, dafs möglichst Auf den Stufen einer breiten Freitreppe, in feierlichem
gröfsere Erdarbeiten unterbleiben und dieselben auf die Erd- Rhythmus bewegt, treten wir in einen stillen Hain ein, hinter
arbeiten am Berg und an der Grotten-resp. Felsenanlage, wozu und neben uns umschliefst uns die goldene Borte, in leich-
möglichst grofse Blöcke zu nehmen sind, und dasBauen der neuen tem Schwung von Baum zu Baum geführt.*) Nicht jeder darf
Wege beschränkt sind. Das Material der alten wegfallenden eintreten in den Garten, den der König Giebich seinem lieb-
Wege ist auf nur kurze liehen Kind Kriemhild
Entfernung zum Bau der 1^ 1 geschenkt: 12 Helden, hier
neuen -zu transportieren. ÖmBIS W> t «" ' majestätisch ernst, feier-
Die alten Pflanzenbe- $&$mUp ^WB^ ^jjSwBftfcV ^it'^kl "ffi^-iiT _^\\ lieh durch Sandsteinblöcke
stände werden nur wenig S9hIAiW'" >" ' m-iß «r+tiPl^&Slfc^„•' symbolisiert, mahnen uns
und nur da, ; wo es nicht ' fipB^ ,, *T an die Ehrfurcht vor der
anders angängig ist, an- . '' * < w|w|Hr ".' - Herrscherin und Pflegerin
gegriffen. Bei der He- k •w^SsS^iW^'V» v ■ jf *m . <?'"' . des Gartens. Nicht uner-
pflanzung resp. Berankung lr ''«"Miiitf ' }* *"*#.-.J*' • 'ajk* HHSi? wartet dürfen wir ihr
nahen, nicht im Alltags-
gewand mit Alltagsge-
danken.
Deshalb hier gewisser-
mafsen ein zweiter Ab-
schluß? des Gartens nach
der Aufsenwelt.
Wie die alten Ägypter
ihre Tempel in verschie-
dene Zonen einteilten, um
den Eintretenden nach und
nach die Fesseln der Un-
reinheit abzunehmen und
aufzulösen in die feier-
liche Stimmung, in der die
Gottheit betrachtet wer-
den soll!
Künstlerisch genommen
wird damit ein nicht zu
unterschätzendes Moment
in die Idee der Garten-
architektur gebracht, in-
dem der Blick durch dieses
retardierende Moment den
Eintritt in die grol'sen
Flächen dos Gartens be-
sonders weit und grofs
erscheinen lälst.
Und welcher Blick! Ge-
rade vor uns flutet es in
roten und weil'sen Bosen
und grünem Rasen wie ein
Der Entwurf von Stadtgärtner Tutenberg, Gartenarchitekt Henkel und Meer, an dessen Ende
Architekt Hoppe für den Rosengarten-Wettbewerb. sich, wie der untergehende
Sonnenball in rosa und
weifsen Hosen ein Kuppelbau auf kleiner Anhöhe erhebt
„Rosen und Minne der Taten Sold". Dort thrQnt Kriemhild> die Herrscherin des Gartens im fried-
Verfasser: Stadtgärtner F. Tu tenberg-Offenbach , Garten- ijchen [tiy]l. frej um\ unbeängstigt von Feinden, denn vor ihr
architekt Fred Henkel-Darmstadt, Architekt Kurt Hoppe- halten die zwölf Helden Wacht.
Darmstadt. Erwartungsvoll scheint dort Kriemhild der Fremdlinge zu
Ein Lied aus alter Zeit scheint in den hohen Wipfeln der harren, die zu Tausenden, wie einst Dietrich von Berns mutige
Bäume, in den sanften Büschen weifser, roter und gelber Hosen Scharen herzuströmen, ihr die Zeit in süfsem Spiel und ernstem
uns entgegen zu tönen. Wie ein lichter Schleier hüllen uns Kampf zn kürzen,
diese Boten ein, wie eine linde Hand führen sie uns hinein.
hinein in ein Paradies, hinein durch ein schlichtes mit gold- *) Die goldene Borte ist gepflanzt mit Kerria japonica flore
gelben Blumen umschlungenes Holzgitter, das sich weich, einer pleno (goldgelb gefüllte Korria).
der Baumstämme ist da-
rauf zu sehen, dai's ein
möglichst malerisches Bild
mit den Schlinggewächsen
zu erzielen ist. Birke mit
Wistaria chinensis, Klet-
terrosen, Ulme mit Capri-
folium, Pappel mit Ampc-
lopis usw. — Zur Bepflan-
zung der Rosengruppen
sind in der Hauptsache die
Monatsrosen resp. niedrig-
bleibende anzupflanzen
und durch Unterbrechung
mit berankten Säulen,
Pyramiden ein abwech-
selndes Bild zu schaffen.
Die Bepflanzung der ein-
zelnen Rosengruppen an-
zugeben, würde wohl zu
weit führen und ist die
malerische, am besten
wirkende Zusammenstel-
lung dem Architekten
und Gartenkünstler zu
überlassen. Auf Wunsch
sind Autoren gern bereit,
über alles Wünschens-
werte nähere Angaben und
Auskunft zu erteilen.