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DIE GAKTENKUNST
155
Die Bayrische Jubilänms-Landesausstellung Nürnberg 190(>.
Von
Dr. Heinrich Pudor,
Der Erfinde]' der Taschenuhr, Peter Honlein, war ein genügen vermag. Ja, hier wohl zum erstenmal hat man
Nürnberger. Das ist bezeichnend für die emsige Stadt an bei der Entwickelung der Gesamtanlage auch an die har-
der Pegnitz. Wenn Industrie auf deutsch Fleifs heifst monische Farbenwirkung gedacht. Seine rhythmischen
und die Nürnberger von altersher durch ihren Fleifs sich Akzente erhält der Platz durch zwei originale, im deutschen
Nürnberg. Ansicht aus dem Schulearten.
ausgezeichnet haben, so ist erklärlich, dafs gerade in Nürn-
berg die Industrie solchen Aufschwung genommen hat.
Die Spielwarenindustrie, die Bleistiftindustrie, die Spiegel-
glasindustrie (Fürth) und nicht am wenigsten die rein
kunstgewerbliche Industrie in Verbindung mit Kunst und
Plastik haben Nürnberg grofs gemacht.
Durch einen Birkenhain mit prachtvoll grünen Rasen-
flächen betritt man diese denkwürdige und volkstümliche
Nürnberger Ausstellung. Keine dekorativen Schnellfeuer-
geschütze sind am Eingang aufgepflanzt, wie in Turin und
Paris; fast zu bescheiden nehmen sich die Eingangspforten
aus. Aber desto mehr monumental wirkt der Hauptaus-
stellungsplatz, der in der Tat auch den strengsten ästhe-
tischen, ja auch rein architektonischen Anforderungen zu
Empirestil gehaltene Aussichtstürme auf der einen Seite,
während an der anderen das grofse Industriegebäude sich
hinzieht. Zwischen den Aussichtstürmen befindet sich das
ebenfalls im Biedermeierstil gehaltene Hauptrestaurant-
gebäude, an das sich Pavillons und im Segmentbogen
weiter auf beiden Seiten sich hinziehende, offene Hallen
anschliefsen, zu denen von unten Terrassen hinaufführen.
Terrassen mit grünen Rasenwangen, während auf die Ab-
sätze rote Tische gesetzt sind. Hierzu die blauen Töne
der Hallendekoration, das gibt einen ganz eigenartigen,
harmonischen Farbeneffekt. Das kräftige Bordeauxrot
bildet einen willkommenen Kontrast zu den bleichen Kalk-
flächen der anderen Gebäude und der breiten Wege. Auf
der anderen Seite freilich mufs gesagt werden, dafs die
DIE GAKTENKUNST
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Die Bayrische Jubilänms-Landesausstellung Nürnberg 190(>.
Von
Dr. Heinrich Pudor,
Der Erfinde]' der Taschenuhr, Peter Honlein, war ein genügen vermag. Ja, hier wohl zum erstenmal hat man
Nürnberger. Das ist bezeichnend für die emsige Stadt an bei der Entwickelung der Gesamtanlage auch an die har-
der Pegnitz. Wenn Industrie auf deutsch Fleifs heifst monische Farbenwirkung gedacht. Seine rhythmischen
und die Nürnberger von altersher durch ihren Fleifs sich Akzente erhält der Platz durch zwei originale, im deutschen
Nürnberg. Ansicht aus dem Schulearten.
ausgezeichnet haben, so ist erklärlich, dafs gerade in Nürn-
berg die Industrie solchen Aufschwung genommen hat.
Die Spielwarenindustrie, die Bleistiftindustrie, die Spiegel-
glasindustrie (Fürth) und nicht am wenigsten die rein
kunstgewerbliche Industrie in Verbindung mit Kunst und
Plastik haben Nürnberg grofs gemacht.
Durch einen Birkenhain mit prachtvoll grünen Rasen-
flächen betritt man diese denkwürdige und volkstümliche
Nürnberger Ausstellung. Keine dekorativen Schnellfeuer-
geschütze sind am Eingang aufgepflanzt, wie in Turin und
Paris; fast zu bescheiden nehmen sich die Eingangspforten
aus. Aber desto mehr monumental wirkt der Hauptaus-
stellungsplatz, der in der Tat auch den strengsten ästhe-
tischen, ja auch rein architektonischen Anforderungen zu
Empirestil gehaltene Aussichtstürme auf der einen Seite,
während an der anderen das grofse Industriegebäude sich
hinzieht. Zwischen den Aussichtstürmen befindet sich das
ebenfalls im Biedermeierstil gehaltene Hauptrestaurant-
gebäude, an das sich Pavillons und im Segmentbogen
weiter auf beiden Seiten sich hinziehende, offene Hallen
anschliefsen, zu denen von unten Terrassen hinaufführen.
Terrassen mit grünen Rasenwangen, während auf die Ab-
sätze rote Tische gesetzt sind. Hierzu die blauen Töne
der Hallendekoration, das gibt einen ganz eigenartigen,
harmonischen Farbeneffekt. Das kräftige Bordeauxrot
bildet einen willkommenen Kontrast zu den bleichen Kalk-
flächen der anderen Gebäude und der breiten Wege. Auf
der anderen Seite freilich mufs gesagt werden, dafs die