VIII, 11
DIE GARTENKUNST
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der ganze moderne Geist! Scheinbar erblindet für die Berührungspunkten der angrenzenden Städte (Stadtteile)
weitesten, gröfsten Ziele, die er so schön in Reden und zu projektieren.
Schriften zu interpretieren weife. Dies letztere ist offenkundig am meisten vernach-
Alles wird plötzlich eng; ängstliche Gerechtigkeit lässigt und aui'sor acht gelassen worden. Bodaucrlicher-
herrscht und — alea jacta est — das Programm hat ent- weise und unbegreii'licherweise.
schieden. Denn das ist doch gerade die Hauptsache bei Er-
Ja, wird man einwenden, so mul's es ja sein, denn Öffnung neuer Stadtteile, dass ihre Zugänglichkeit von
bei Konkurrenzen handelt es sich ja gerade um Befolgung wirklich weitschauenden Gesichtspunkten und Ideen ge-
der Bedingungen und Lösung ihrer Aufgaben! leitet wird.
Der im Biebricher Wettbewerb mit einem III. Preis ausgezeichnete Entwurf von G. Mannhardt, städt. Architekt
und M. Möckel, städt. Obergärtner, Metz.
Darin liegt aber der grofse Fehler. — Postklammern Hierzu ist gerade die geniale Schöpferkraft dos Städte-
an die Bedingungen und eine Lösung der Aufgaben ist bauors erforderlich, die sich eigentlich recht selten in den
noch ein gewaltiger Unterschied, und kein Preisausschreiben eingelaufenen Entwürfen bemerkbar macht und am
der ganzen letzten Zeit bringt das so deutlich zutage wie "wenigsten in den hier abgebildeten.
dieses! Wenn man die meisten der eingelaufenen Entwürfe
Wollen wir einen Augenblick dabei vorweilen! sich im kleineren Mafsstabe in einen Gesamtplan von
Gegeben war ein zur Hauptallee vertieft liegendes Biebrich und Wiesbaden eingetragen denkt, so wird mau
Gelände zwischen den Berührungspunkton zweier auf- ohne weiteres ihre Wertlosigkeit einsehen,
blühender Städte (Biebrich und Wiesbaden). Wirklich ernsthafte Mitarbeiter scheinen das auch
Aufgabe war, das Gelände zweckmäl'sig für Be- getan zu haben, zum mindesten im Geist, und viel Unheil
bauung einzuteilen, mit Hinzuziehung eines anzulegenden wäre vermieden worden, wenn eine solche Gesamtsituation
öffentlichen Parkes. durch die Bedingungen gefordert worden wäre.
Bedingung war u. a. eine offenbar nur gefühlmäfsig Man könnte einwenden, hier sei das Prinzip der Ab-
— willkürlich angenommene — im hosten Falle kauf- goschlossenheit dieses Stadtteils für richtig befunden
männisch-rechnerisch festgestellte Zahl, 30000 qm als wordon! Gut, angenommen selbst, das Gelände sollte als
Meistwort für den in Frage kommenden Park ! Das gab kleine — gewissermafsen Gartenstadt — aufgefafst werden
ein williges Steckenpferd für das Preisrichterkollegium. — auch ein Standpunkt, dor in einer sehr netten Lösung
Also allgemein gesprochen: Aufgabe war, eine neue vertreten war —, so mul'ste es eben auch von innen
Stadt (Stadtteil) in ein gegebenes Gelände bei gegebenen heraus so gewachsen und gebaut sein! Eine Stadt —
DIE GARTENKUNST
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der ganze moderne Geist! Scheinbar erblindet für die Berührungspunkten der angrenzenden Städte (Stadtteile)
weitesten, gröfsten Ziele, die er so schön in Reden und zu projektieren.
Schriften zu interpretieren weife. Dies letztere ist offenkundig am meisten vernach-
Alles wird plötzlich eng; ängstliche Gerechtigkeit lässigt und aui'sor acht gelassen worden. Bodaucrlicher-
herrscht und — alea jacta est — das Programm hat ent- weise und unbegreii'licherweise.
schieden. Denn das ist doch gerade die Hauptsache bei Er-
Ja, wird man einwenden, so mul's es ja sein, denn Öffnung neuer Stadtteile, dass ihre Zugänglichkeit von
bei Konkurrenzen handelt es sich ja gerade um Befolgung wirklich weitschauenden Gesichtspunkten und Ideen ge-
der Bedingungen und Lösung ihrer Aufgaben! leitet wird.
Der im Biebricher Wettbewerb mit einem III. Preis ausgezeichnete Entwurf von G. Mannhardt, städt. Architekt
und M. Möckel, städt. Obergärtner, Metz.
Darin liegt aber der grofse Fehler. — Postklammern Hierzu ist gerade die geniale Schöpferkraft dos Städte-
an die Bedingungen und eine Lösung der Aufgaben ist bauors erforderlich, die sich eigentlich recht selten in den
noch ein gewaltiger Unterschied, und kein Preisausschreiben eingelaufenen Entwürfen bemerkbar macht und am
der ganzen letzten Zeit bringt das so deutlich zutage wie "wenigsten in den hier abgebildeten.
dieses! Wenn man die meisten der eingelaufenen Entwürfe
Wollen wir einen Augenblick dabei vorweilen! sich im kleineren Mafsstabe in einen Gesamtplan von
Gegeben war ein zur Hauptallee vertieft liegendes Biebrich und Wiesbaden eingetragen denkt, so wird mau
Gelände zwischen den Berührungspunkton zweier auf- ohne weiteres ihre Wertlosigkeit einsehen,
blühender Städte (Biebrich und Wiesbaden). Wirklich ernsthafte Mitarbeiter scheinen das auch
Aufgabe war, das Gelände zweckmäl'sig für Be- getan zu haben, zum mindesten im Geist, und viel Unheil
bauung einzuteilen, mit Hinzuziehung eines anzulegenden wäre vermieden worden, wenn eine solche Gesamtsituation
öffentlichen Parkes. durch die Bedingungen gefordert worden wäre.
Bedingung war u. a. eine offenbar nur gefühlmäfsig Man könnte einwenden, hier sei das Prinzip der Ab-
— willkürlich angenommene — im hosten Falle kauf- goschlossenheit dieses Stadtteils für richtig befunden
männisch-rechnerisch festgestellte Zahl, 30000 qm als wordon! Gut, angenommen selbst, das Gelände sollte als
Meistwort für den in Frage kommenden Park ! Das gab kleine — gewissermafsen Gartenstadt — aufgefafst werden
ein williges Steckenpferd für das Preisrichterkollegium. — auch ein Standpunkt, dor in einer sehr netten Lösung
Also allgemein gesprochen: Aufgabe war, eine neue vertreten war —, so mul'ste es eben auch von innen
Stadt (Stadtteil) in ein gegebenes Gelände bei gegebenen heraus so gewachsen und gebaut sein! Eine Stadt —