Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Pallmann, Kurt: Die Landauerstraße in Berlin-Wilmersdorf: die Garten in der Großstadt
DOI Artikel:
Faulwetter, Hermann: Die Gartenkunst im Mittelalter, [3]: die Blumenwiese
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0081
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIV, 5

DIE GARTENKUNST.

73

von dem Weichbilde der Metropole werden sich der-
einst Gartenstädte erheben. Denn das Problem der
Gartenstadtbewegung ist immerhin ernst ins Auge zu
fassen. Wie diese Bewegung in richtige Bahnen zu
führen sei mit Rücksicht auf die deutsche Riesen-
metropole — dies zu schildern würde hier zu weit
führen. Jedenfalls läßt sich im Weichbild der Metro-
pole die Sehnsucht nach Abendfrieden u. a. nur in der
Form befriedigen, wie sie die Landauerstraße z. B.11 zeigt.

Diesem Projekt gegenüber gab selbst das Mini-
sterium des Innern sein
starres Beharren auf einer
engherzigen Baupolizeivor-
schrift auf. Denn der Kern
der ganzen einheitlichen
Straßenanlage liegt eigent-
lich in der Befreiung von dem
sogenannten (io m breiten)

Bauwich (diesem seitlichen
Abstand der Häuser, der
auf je 50 m in jener Gegend
vorgeschrieben). Der Direk-
tor der Gesellschaft, Georg
Haberland (ein Mann mit
autokratischem Kunstwol-
len), setzte dieselben ge-
meinsam mit der Stadtge-
meinde beim Ministerium
durch. [Von hier nahm die
Zusatzbestimmung zur Bau-
polizei-Verordnung für die
Vororte von Berlin (vom
6. September 1911), welche
wahlweise Reihenhaus-
bebauung zuläßt, ihren Aus-
gang!] .

In ihrer Eigenschaft als
Gesamtwirtschafts - Persön-
lichkeit statuierte die Stadt
Wilmersdorf gemeinsam
mit der Gesellschaft in der
Landauerstraße geradezu
ein Exempel städtischer Sie-
delungspolitik , sowie hervorragender Städtebaukunst!

Dr. Kurt Pallmann.

Die Gartenkunst im Mittelalter.

Kunstgeschichtliche Studie mit 37 Abbildungen.

Von Herrn. Faulwetter, Münster i. Westf.
(Fortsetzung und Schluß.)

IV. Die Blumenwiese.

Wie bereits in dem vorhergehenden Abschnitte
erwähnt worden ist, war in bestimmten Teilen des
Gartens die gesamte Fläche einheitlich mit einem
Rasen bedeckt, der jedoch nicht eine Grasnarbe im
Sinne unseres heutigen Rasens darstellte, sondern reich

mit den mannigfaltigsten Blumen durchsetzt war. In
dem Gemälde „der Paradiesgarten“ glaubt man 18 ver-
schiedene Arten festgestellt zu haben. Die Abbildungen
12, 13, 16, 17, 18, 20, 25, 26, 28, 29 und 30 zeigen
solche blumendurchwirkten Rasenplätze, die in erster
Linie den Frauen als Lieblingsaufenthalt dienten.

An Sitzgelegenheiten fehlte es, wie die Abbildungen
13 und 30 erkennen lassen, oft gänzlich. Man ließ
sich zu Spiel und Gesang einfach auf den Rasen nieder.

Besonders liebevoll ausgestattete Blumenrasen
waren an der Seite oder
auch rund herum mit einer
grasbedecktenBöschung ver-
sehen, die zum bequemen
Sitzen einluden (Abb. 12).
An diese Böschung schließen
sich in den meisten Darstel-
lungen zierliche Spaliere an,
welche mit rankenden Ge-
wächsen bekleidet wurden.
Unter diesen nehmen die
Rosen die erste Stelle ein.

An die Stelle der Bö-
schung mit dem bekrönen-
den Spalier tritt bei den
italienischen Meistern viel-
fach die Mauer in den Dar-
stellungen auf, welche dann
durch Anfügung eines stu-
fenartigen Vorbaues nach
Art der Bänke in den Wohn-
häusern als Sitzgelegenheit
eingerichtet ist. Ein wun-
derbares Beispiel dafür hat
Filippino Lippi in seinem
Gemälde: „La Vergine che
adora il Bombino Gesü“ zu
Florenz gegeben (Abb. 17).

In manchen Gartenan-
lagen scheint der blumige
Rasenplatz mit dem Obst-
oder Baumgarten vereinigt
gewesen zu sein. Wenn-
gleich diese letztere Gartenform auch nicht in den Rah-
men einer Besprechung über gartenkünstlerische Fragen
gehört, glaube ich sie nach der oben dargelegten Tatsache
doch nicht übergehen zu dürfen. A. Grisebach*) sagt
darüber: „Der Umstand, daß er (der Baumgarten) eben-
falls als Raum für Spiele und große Feste erwähnt wird,
läßt vermuten, daß er oft mit dem Rasenplatz zusammen

als Einheit empfunden wurde. Jedenfalls bildete er

eine notwendige Ergänzung des freien Raumes, zu dem
er mit seinen Baumkronen, Laubgängen und einrahmen-
den Hecken als geschlossene, und wie sich aus der
Anordnung der Bäume ergibt, regulär begrenzte Wand
in Gegensatz trat. Hier sind bereits primitive Ansätze
vorhanden zu jenem bewußten Kontrast von Parterre

*) loco citato pag. 6.

KuPFERSTiCW

VOM

fiONOGRAM M lüTEN b.g-

München. KUPfERH.KAeiNET.
Abb. 19. Rasenbank an die Gartenmauer angelehnt.
 
Annotationen