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Die Gartenkunst — 33.1920

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Heicke, C.: Ergebnis des II. Siedler-Wettbewerbs der D.G.f.G.
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0039

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Vorschläge zur Ausgestaltung von Siedlergärten.
Von R. Stegmiller, Frankfurt a. M.

Falle sind sie für den Garten so wichtig, daß
jeder, der dessen Bedeutung für das Siedlerleben
anerkennt, sie hinnehmen wird, zumal die gel-
tend gemachten Nachteile beim Hause gerade
durch die Begünstigung des Gartens mehr als
ausgeglichen werden.

Ich möchte für Unterstützung dessen, was
ich hier zugunsten des Vierhauses geltend ge-
macht habe, neben Peter Behrens (Vom spar-
samen Bauen) und anderen Architekten auch
den Arzt ins Feld rufen. Prof. Dr. Flügge, der
Direktor des Hygienischen Instituts der Berliner
Universität, sagt: „Unwesentlich ist die jetzt
vielfach so hochgepriesene Durchlüftbarkeit der
Wohnungen, d. h. die Möglichkeit, Durchzug durch
einander gegenüberliegendeFenster herzustellen.
. . . . Mit seltenen Ausnahmen reicht einfache
Lüftung für die Beseitigung von Gerüchen, Was-
serdampf usw. vollkommen aus . . . ., ein ge-
wisser Gegenzug läßt sich durch Offenlassen der
Ofentüren und erforderlichenfalls der Zimmer-
türen herstellen.....und ausnahmsweise kann

in jeder Wohnung für wenige Minuten durch
Fenster und Treppenhaus Durchzug hergestellt
werden. Daß man die Durchlüftbarkeit
als eine der wichtigsten Bedingungen für
hygienische Wohnungen hinstellt und
alle Grundrisse verwirft, bei denen nicht
in jeder einzelnen Kleinwohnung Durch-
zug hergestellt werden kann, halte ich
für eine unbegründete Übertreibung."

Flügge ist der Ansicht, daß die günstige Be-
einflussung des Körpers durch Luft und Licht
nicht innerhalb der Wohnungen, sondern
im Freien erfolgt. „Hier kommt es erst zu
den günstigen Einflüssen auf die Gesundheit.
In der bewegten Luft und unter den wohltätigen
Sonnenstrahlen muß die heranwachsende Jugend
sich so viel als möglich aufhalten, Übungen und
Spiele betreiben. Dort muß die Ausbildung der
Körpermuskulatur erfolgen. Dort entwickeln
sich Herz und Atmung kräftig. Durch reichliches
Leben im Freien wird am sichersten der Konsti-
tutionsverschlechterung vorgebeugt, die sich bei
der Großstadtjugend zu erkennen gibt und we-
sentlich auf die Entbehrung der Körperbewegung
im Freien zurückzuführen ist. Bei kleinen Häu-
sern und weiträumiger Bebauung ist das schnelle
Hinaus- und Hineingelangen so bequem, daß es
sich unzählige Male an einem Tage vollziehen
kann. Darauf beruht der wichtigste Unterschied
zwischen Großstadt und Kleinhaus, usw."*)

Zum Ausgangspunkte unserer Betrachtungen
zurückkehrend, müssen wir bekennen, daß das
Ergebnis des Preisausschreibens nicht dem be-
absichtigten Zweck entsprochen hat. Es sind
unter den 17 eingelaufenen Entwürfen nicht

*) Dr. med. C. Flügge, Großstadtwohnungen und
Kleinhaussiedlungen in ihrer Einwirkung auf die
Volksgesundheit. Verlag von Gustav Fischer, Jena
1916, ein Buch, das jeder lesen muß, der in derartigen
Fragen ein zutreffendes Urteil gewinnen will.

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