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Die Gartenkunst — 33.1920

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Heicke, C.: Ergebnis des II. Siedler-Wettbewerbs der D.G.f.G.
DOI Artikel:
Leibig, J.: Zum Siedlerwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0041

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wirtschaftliche Ausnützung des ganzen Geländes,
die Anordnung der Hauptachse einschließlich der
Gruppe der Verwaltungs- und Wirtschaftsbauten
sind anzuerkennen. Es sind das Vorzüge, die
auch bei den anderen in die engere Wahl ge-
zogenen Entwürfen wiederkehrten.

Von diesen verwenden „Gebaut" (S. 31, Verf.
Garteninspektor H. Maaß, Lübeck) und „Zurück
zur Natur" (S. 30, Verf. Gartenarchitekt A. Roeh-
richt, Hannover) größtenteils nur Doppelhäuser
mit dazwischen eingeschalteten kleinen Stall-
gebäuden, und unterlassen es, den naheliegenden
Schritt zur Vierhausgruppe zu tun. Namentlich
„Gebaut" bleibt infolgedessen in der wirtschaft-
lichen Ausnützung gegen den Stegmillerschen
Entwurf etwas zurück. Im übrigen sind bei beiden
Entwürfen die Anpassung der Aufteilung an das
Gelände, gute Sonnenlage der Heimstätten und
sonstige Vorteile hervorzuheben. „Gebaut" ver-
wendet etwas reichlich Gelände für Gemein-
schaftszwecke, ein Punkt, worin „Zurück zur Na-
tur" besonders zurückhaltend gewesen ist.

Der Entwurf „Klein aber mein" (S. 19,22 u. 23),
Verfasser Gartenarchitekt Th. Nußbaum und
Architekt Willkens, Cöln, denen der ausgesetzte
Preis zuerkannt wurde, baut sich im Gegensatz
zu den anderen in der Hauptsache auf der Ver-
wendung der Vierhausgruppe auf. Um den
so zusammengefaßten Einzelhäusern genügend
Sonnenlicht zu verschaffen, mußten die Verfasser
für die Wege und Häuserreihen in der Haupt-
sache die Nordsüdrichtung benützen und die
Wegezüge, anstatt sie mit den Höhenkurven
gleichlaufen zu lassen, mit ihnen fast recht-
winklig kreuzen. Da sie indessen an keiner
Stelle über das Steigungsverhältnis 1 :20 hin-
ausgehen und die Wege in der Längsrichtung
beim Überschreiten des Geländerückens etwas
abbiegen, ist dagegen nichts einzuwenden.

Die Aufteilung zeichnet sich durch Klarheit
und Übersichtlichkeit aus, und dadurch, daß die
Häuser auf den Eckgrundstücken an den Weg
herangezogen, die übrigen aber in die Block-
mitte gestellt sind, kommen nicht uninteressante
Raumgestaltungen zustande.

- Wie sich die einzelnen Entwürfe hinsichtlich
der Ausnützung des Geländes, Zahl der Heim-
stätten, Länge der für die zur Aufschließung be-
nötigten Wege u. dgl. zueinander verhalten, er-
gibt sich aus folgender Zusammenstellung:

I. II. III. IV.*)

Heimstätten......... 66% 66% 54% 64%

Pachtland............ 16% 13% 17% 18%

Wege und Plätze .... 14% 9% 13% 13%
Gemeinschaftszwecke. 4% 12 % 16% 5%

Länge der Wege ____2100m 2800m 4000m 4120m

Zahl der Heimstätten 258 290 159 252
Wegeanteil für jede
Heimstätte........ 9 m 9 m 25 m 17 m

*) I. Klein aber mein. II. Reihenhäuser. III. Ge-
baut. IV. Zurück zur Natur.

Wenn wir vorhin sagten, das Ergebnis des
Wettbewerbs habe nach dem Urteil der Gutachter
nicht recht befriedigt, so möchten wir, um dem
Vorwurf zu begegnen, als wären von ihnen über-
triebene Anforderungen gestellt worden, hier
kurz auf eine Lösung hinweisen, die zeigt, zu welch
weitgehender Erfüllung der in unseren oben-
erwähnten Richtlinien (Gartenkunst Juli 1919,
S. 88) enthaltenen Forderungen man selbst beim
Reihenhaus gelangen kann. In der Ausstellung
„Hof und Garten" im September 1919 in Frank-
furt a. M. war ein Siedlungsentwurf von Garten-
architekt W. Heilig, Offenbach, in Gemeinschaft
mit dem Architekten Kreß, Frankfurt a. M., aus-
gestellt. Er enthielt eine Anzahl Baublöcke von
ungefähr zweieinhalb Hektar Größe und an-
nähernd rechteckiger Grundform, die mit einigen
Doppelhäusern, in der Hauptsache aber mit
Reihenhäusern in nordsüdlicher Richtung in die
Mitte der Blöcke gesetzt waren. Von der Ge-
samtfläche eines Blockes entfielen auf rund 450
laufende Meter Wege ungefähr 1800 Quadrat-
meter. Der Normalblock enthielt 64 Einzel-
anwesen mit Häusern von 6 m Front und 8 m
Tiefe. Die 64 Gärten hatten jeder ungefähr
300 Quadratmeter reine Nutzfläche und zwar in
der vorteilhaften Rechteckform von 12 m Breite
und 25 m Länge, und standen mit den zugehöri-
gen Häusern in unmittelbarem Zusammenhange.
Die auf jedes Anwesen entfallende Wegelänge
betrug 7 m. Es war hier also alles erreicht, was
wir bei verschiedenen Gelegenheiten gefordert
haben, und zwar wohlgemerkt beiden der Lösung
der Gartenfrage ungünstigen Reihenhäusern.

Wir hoffen, die Zustimmung der Verfasser
des Entwurfs zur demnächstigen Veröffent-
lichung zu erhalten. Heicke.

Zum Siedlerwerk.

Im Kyffhäuser-Verlag ist eine Broschüre von
Hans Horst Kreisel erschienen, betitelt „Siedler-
schulen, Volkshochschulen, Arbeitsschulen, Führer-
schulen, Heimatsschulen". Diese sachliche, ernste
Schrift ist empfehlenswert. Keine neuen Ideen von
atemraubender Wucht, aber ein sicheres, zielklares
Schreiten auf dem Boden der Wirklichkeit. Das ist
das Wertvolle und — Bedeutungsvolle zu einer
Zeit, in der den Massensiedlungsgedanken noch ganz
falsche Vorstellungen und Erwartungen beherrschen
und die Verworrenheit durch unklare Zielsetzungen
wie Selbstversorgung, Abbau der Stadt usw. ins
Maßlose gesteigert wird. Wohin uns das oft Plan-
lose in der Siedlerbewegung führt, sehen wir an
der Anwendung des Heimstättengesetzes. Heim-
stättner, die nicht wissen, was sie mit ihrer „eigenen
Scholle" anfangen sollen, mitunter infolge körper-
licher Ungeeignetheit auch nicht können. Heimstätten
als Spekulationsobjekt. Der glückliche Besitzer
wartet nur auf Ablauf der kurzen Sperrzeit, um
sie wieder mit Nutzen loszuschlagen und dann
wieder dahin zu gehen, woher er kam, zur Stadt.
Inzwischen wird das Land nur teilweise oder gar
nidit bebaut. Das zu einer Zeit, in der wir jede
Arbeitskraft an der geeigneten Steile restlos nutzbar

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