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Die Gartenkunst — 33.1920

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Bürger, Otto: Beispiele rheinischer Gartenkunst: Begleitworte zu Entwürfen von Hermann Foeth, Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0046

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die Natur flüchtet, um dort Erquickung zu suchen jähre brachten uns den Sturm und Drang der

und neue Kraft zu finden, so ist es ihm doch ganz Jugend, der nach dem anfänglichen notwendigen

selbstverständlich, daß dort, wo das Reich des Überschäumen in verhältnismäßig kurzer Zeit

Menschen beginnt, der Natur der Geist des Men- in ruhigere Bahnen einlenkte. Wie vor hundert

sehen aufgeprägt wird : Jahren kehrte man zur Einfachheit zurück. Zweck-

Aber wer raubt mir auf einmal den lieblichen mäßigkeit und Wahrheit, so betonte man, sollen

T7- r ^ j^*^. . , ..... ... die Wahrzeichen der neuen Kunst sein. Diese

hm fremder Geist verbreitet sich schnell über die , n ....

fremdere Flur. Errungenschalten, die sich zuerst in der Ardu-

Spröde sondert sich ab, was kaum noch liebend tektur und Plastik durchsetzten, erzwangen sich

sich mischte, allmäßlich auch in der Gartenkunst die jetzt un-

Und das Gleiche nur ist's, was an das Gleiche bestrittene Geltung. Der sogenannte Landschafts-
sicri rcihx

Stände seh' ich gebildet, der Pappeln stolze Ge- garten, den noch vor zehn Jahren der bescheidene

schlechter Bürger auch auf dem engstenRaum sich „schaffen"

Ziehn in geordnetem Pomp vornehm und prächtig ließ, diese geistlose und zweckwidrige Übernahme

daher. . ,, • , m ,, , der unendlichen, willkürlichen Natur auf die

Regel wird alles und alles wird Wahl und alles .„, m . _

Bedeutung; menschliche Wohnstatte, deren Gegensatz zu

Dieses Dienergefolg meldet den Herrscher mir an. jener doch ein gegebener ist, gehört endgültig
Der gedankenreiche Dichter hätte den Fehler der Vergangenheit an.
nicht mit begangen, der mit der Übernahme der Der Bürger in Stadt und Land lernt mehr und
historischen Stile seit der Mitte des vorigen mehr einsehen, daß seine Möglichkeiten eine ganz
Jahrhunderts zum Leitsatz erhoben wurde; er andere Gestaltung erfordern, als sie sich die
hätte kein Renaissancehaus, das immer eine Fürsten und Herren der alten Zeit leisten konnten,
schlechte Copie längstvergangener und fürst- Damals, in jenenVerhältnissen, war es ganz natür-
licher Verhältnisse bleiben mußte, in eine ebenso lieh, daß man der wohlabgemessenen, der Wohn-
unberechtigte Nachahmung der natürlichen Land- Stätte vortrefflich angepaßten Hausgartenanlage
schaft hineingestellt ohne beherrschende Idee, einen Naturpark von oft gewaltiger Ausdehnung
ohne den notwendigen inneren Zusammenhang anfügte. Jetzt mit der verkleinerten Landschaft
zwischen Haus, Hof und Garten. verschwinden folgerichtig die Bachläufe, die
Ein Glück, daß diese Zeit der Unfruchtbarkeit Brücken, die Lauben und Bänke aus Naturholz,
endgültig vorüber ist. Die letzten 30 Friedens- die unregelmäßigen Wege, die man der Natur

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Lageplan ungefähr 1:2500.

Landsitz des Fregattenkapitäns Buchholz in Rönsahl.
Gartenarchitekt H. Foeth, Cöln.'

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