Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 33.1920

DOI Artikel:
Heicke, C.: Waldfried und seine Blumengärten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0060

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Umgebung des Wohnhauses, welches nach Art und infolgedessen auch wirklich genossen Wer-
der englischen Landsitze eine breitgelagerte, un- den können. Blumen will man nicht nur zu jeder
regelmäßige Baugruppe bildet und sich gut in Zeit ausreichend pflegen können, man will auch
das Parkbild einfügt. Die Ränder vorhandener ständig Freude daran haben, und dazu gehört
Lichtungen sind nach und nach durch ausgedehnte nicht allein das Betrachten der vollentwickelten
Rhododendron-Gruppen belebt worden, die sich in Blüten, nein, man muß sie in allen Entwicklungs-
dem Haideboden mit wenig Nachhilfe gut ent- stufen und zu den verschiedenen Tageszeiten be-
wickelten und durch ihren reichen Blütenschmuck obachten können; denn es ist von besonderem
im Sommer und ihre prächtige Belaubung im Reiz, das Hervorsprießen der jungen Triebe, die
Winter den Gesamteindruck wesentlich bestim- Entwicklung der Knospen, ihre Entfaltung zur

men. Die spärlichen Frei- u . } <? ~\ vollen Blume usw. zu ver

flächen blieben als schlichte
Rasenflächen frei von Blu-
men und Blütensträuchern.
Ueberall herrscht Ruhe
und durch keine unpas-
sende Zutaten gestörte
Stimmung. Nichts ist hin-
eingetragen worden, was
sich nicht zwanglos dem
durch die vorhandenen Be-
stände gegebenen Vege-
tationsbild einfügt.

Frau v. W. war es klar,
daß Blumen und Blüten-
sträucher nicht beliebig in
den einzelnen Teilen der
wegen ihrer ernsten Stim-
mung so eindrucksvollen
Anlagen überall da aus-
gestreut werden dürfen,
wo die Möglichkeit für
ihr Fortkommen gegeben
scheint, daß sie vielmehr
in größerer Anzahl an
besonderen Stellen zusam-
mengefaßt und in regel-
rechten Blumengärten ver-
einigt werden müssen, da-
mit sie zu guter Wirkung
gelangen. Eine solche Zu-
sammenfassung des Blu-

folgen und sich an der
Schönheit der einzelnen
Entwicklungsstadien zu er-
freuen, anstatt immer erst
die vollendete Blume zu
bewundern. Daß die Blu-
men zu den verschie-
denen Tageszeiten unter
wechselnder Beleuchtung
besondere Schönheiten
zeigen, wissen Viele nicht.
Man muß kurz gesagt, mit
ihnen leben, wenn man den
vollen Genuß von ihnen
haben will. Alles das macht
es notwendig, sie an sol-
chen Stellen zu vereinigen,
die jederzeit leicht erreich-
bar sind."

Diesen Zwecken kam es
zustatten, daß sich in der
nächsten Nähe des Hauses
eine Fläche von etwa einem
halben Morgen Größe vor-
fand, die bisher als Rasen-
spielplatz (Abb. S.56 oben)
gedient hatte, aber infolge
veränderter Verhältnisse
als solcher entbehrlich ge-
worden war. An zwei Sei-
ten (nach Südwesten und

menschmuckes in ge- °J p^^O^ ■ »(Pp^r^d- Nordwesten) ist sie von

schlossenen Sonder- , , ... waldartigem Bestand aus

.. , ...„, ..„ tvt' Grundriß des Rosengartens. 1:400. j i 1 t>~

garten laßt größere Wir- Waidfried, Frankfurt c M.-Niederrad. liditdurchlassenden Kie-

kungen mit erheblich ge- fern und Birken eingefaßt,
ringerem Aufwand erreichen, als wenn man ihn Nach Südosten grenzt sie an eine dem Hause
über weite Flächen verstreuen wollte, und er- an seiner Südwestfront vorgelagerte Rasen-
brachte Erfolge, die die Richtigkeit eines derar- fläche, die mit einzelnen älteren Kiefern und
tigen Verfahrens bestätigen. Birken bestanden ist (Abb. S. 57 oben).

Da Frau v.Weinberg wiederholt die Freund- An der südwestlichen Schmalseite befindet
lichkeit hatte, mir ihre Ansichten ausführlich sich eine durch Anschüttung entstanden Boden-
darzulegen, möchte ich, was sie darüber sagte, erhebung, auf der ein laubenartiges Häuschen
möglichst mit ihren eigenen Worte wiedergeben: aus Birkenholz stand, von dem aus man früher
„Nachdem ich mir über die grundsätzlichen Fragen dem Spielbetrieb zuschauen konnte. Daß dieses
klar geworden war, kam es darauf an, die pas- durch etwas Anderes ersetzt werden müßte, war
senden Stellen in der Gesamtanlage ausfindig ohne weiteres klar; denn für solche naturalistisch
zu machen. Hierbei leitete mich der Gedanke, sein wollende Gebilde würde in einem Blumen-
daß Blumengärten in die Nähe des Hauses ge- garten, wie er Frau v. W. vorschwebte, kein
hören, wo sie jederzeit leicht und schnell erreicht Platz mehr sein. Dessen Grundrißanordnung ver-

54
 
Annotationen