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Die Gartenkunst — 33.1920

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Wiepking, Heinrich: Friedrich der Große und Wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0078

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breit; es ward im Anfang die-
ses Jahrhunderts von der Pest
verwüstet, und es sollen drei-
malhunderttausend Men-
schen durch die Seuche und
Hungersnot umgekommen
sein." „Seit jener Zeit", sage
vor zwanzig Jahren, „hat der
König keine noch so großen
Kosten gescheut, um seine
heilsamen Pläne gelingen zu
lassen. Zuerst traf er Anord-
nungen vollerWeisheit.baute
wieder auf,was nur immer die
Pest wüste gelegt hatte: Tau-
sende von Familien von den
fernsten Gegenden Europas,
siebzehntausend Salzburger
Aus Zehlendorf-Mitte, Doppelnaus, Ansicht von der Dorfaue. S. Skizze a. S.76. zu gUter Letzt ließ er kom-

Volkes. Und aus diesem Erkennen heraus — das men, das Land bevölkerte sich wieder, Handel und
erheblich vertieft wurde durch das innige Zu- Gewerbe fingen an wieder aufzublühen; und nun
sammenleben mit seinen Soldaten während seiner herrscht in diesen fruchtbaren Gegenden mehr
Feldzüge — und vermöge seines überragenden Überfluß als je."

Geistes und der einleitend geschriebenen Sätze „Es sind über eine halbe Million Einwohner

ging er an das Werk. Freilich war er sich bewußt, in Litauen, es sind mehr Städte da als je zuvor
daß ein größerer Wohlstand, eine größere Volks- gewesen, mehr Herden als ehemals, mehr Wohl-
zahl ihm achtenswerte strategische und taktische habenheit als in einem Teile von Deutschland.
Vorteile sichern würde. Und das alles verdankt man einzig dem Könige

Im Sommer 1739 besichtigte er mit seinem allein, der nicht nur Befehle gab, sondern der
Vater Ostpreußen, wo die Pest vernichtend ge- Ausführung vorstand, er war es, der die Pläne
wütet hatte. Er trat hier unmittelbar dem großen ersann, und er selber sorgte dafür, daß sie ins
Siedlungswerke seines Vaters gegenüber, und Werk gesetzt wurden; und er sparte weder Sorge
sein Brief an Voltaire vom 27. Juli 1739 ist eine noch Mühe, noch ungeheuere Schätze, noch Ver-
erhabene Lobrede auf den hartherzigen Bauern sprechungen, noch Belohnungen, Glück und Leben
Friedrich Wilhelm L, der aber der beste Landes- dieser halben Million denkender Wesen zu sichern,
vater war, und zugleich sehen wir, daß Friedrich die ihm allein ihren Besitz und ihr Wohlergehen
hier zu seiner späteren großartigen Siedlung verdanken!"

angeregt wurde. Der Brief ist mir wichtig genug, „Ich fand etwas so Heldenhaftes in der groß-

ihn hier mitzuteilen. „Preußisch Litauen ist ein mütigen und mühsamen Weise, mit welcher der
Land, dreißig deutsche Meilen lang und zwanzig König sich hingab, um diese Wüste bewohnt,

fruchtbar und glücklich zu
machen, daß es mir schien,
die Kenntnis der Umstände
einer solchen Wiederherstel-
lung müßte Ihnen gleiche
Gefühle verursachen".

Was schuf, was erreichte
Friedrich? Genaue Akten und
Urkunden fehlen mir, um
diese Frage unzweideutig be-
antworten zu können. Ich
habe in der Schule seine
Schlachten undGefechte, seine
Friedensschlüsse und die Ge-
burts- und Sterbedaten aus-
' '_^-^r^tf^7^^~-^k'ß^^T^:^''■ - ' - -PÄ.! wendig lernen müssen. Mit
Aus Friedrichshagen bei Berlin. Doppelhaus am Kircfaplatz. ^K^} mfisten LeSer'

Phot. H. F. Wiepking, Charlottenburg. Und dodl — Scheint mir —

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