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Die Gartenkunst — 33.1920

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Wiepking, Heinrich: Friedrich der Große und Wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0083

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ZU OC-pCR'WOHNUNB'DEMORCIN

-io moRBEiN'-ciB.Lf^rsj7o ; nioqin,.

Flandern und in den Moorgebieten
vorfinden.

Bei den gewerblichen Siedlungen
kam häufig die geschlosseneDorfform
zur Anwendung wie in Zinna und vor
allem in Nowawes (Seite 70). Leider
ist uns der Name des Architekten, der
Nowawes entwarf und den Bau leitete
nicht überliefert. Charakteristisch für
alle friderizianischen Siedlungen sind
die breiten Dorfstraßen, die den Sied-
lungen ein eigenartiges, sofort in die
Augen springendes Gepräge geben.
Bei den Spinnerdörfern waren sie
zumeist mit Maulbeerbäumen für die
Seidenraupenzucht bepflanzt.

Das gewaltigste friderizianisdie
Siedlungswerk ist die Urbarmachung
des Oder-,Netze- und Warthebruches.
Und nur schwer können wir uns in die
unendlichen Schwierigkeiten hinein-
denken, die im harten Kampf und
einzeln überwunden werden mußten,
um endlich und dauernd den gewon-
nenen Acker zu erhalten. Nur wer den
Lauf der polnischenWeichsel oberhalb
Warschaus oder die Narewsümpfe bei
Ossowiecz kennt, vermag praktische
Vergleiche zu ziehen. Die Kartenskizze
zeigt uns den Warthebruch, der sich
von Küstrin im Westen bis zum Ein-
fluß der Netze in die Warthe im Osten
in einer Längenausdehnung von 100
Kilometern und in einer ungefähren

Breite von 12 Kilometern erstreckt. skizze eines Kolonistenhauses in Sumatra (Warthebrudi).

Das Flußtal gehört zu dem großen l :200.

Urstrom Niederelbe — Havelland — Von H-F- WiePfcin9- Charlottenburg.

Spree — Warthe — Netze — Narew — Bobr, den Küstrin — Landsberg — Schneidemühl — Brom-
ich als den Rhein des vorgeschichtlichen Germa- berg — Thorn und darüber hinaus verfolgen,
niens ansprechen möchte; denn Germanen waren Gekrönt aber wurde dieses Werk durch die
es, die seit Urzeiten auf den Werdern in der Siedlungstätigkeit der drei Hohenzollern: Großer
fruchtreichen Ebene wohnten*). Nach der Völker- Kurfürst, Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der
Wanderung überfluteten dann starke slavische Große. Preußens Siedlung — zumal dieser drei
Wellen den germanischen Osten und verdrängten Fürsten — ist die größte deutsche Tat, und kein
die seßhafte Bevölkerung, und das einst außer- Süddeutscher, kein Nichtpreuße (ich bin Hanno-
ordentlich zahlreich besiedelte Land (die germa- veraner) sollte diese Tat zu verkleinern suchen,
nischen Urnenfelder sind überaus zahlreich) ver- Dank der Fürsorge Friedrichs und der alles-

fiel völlig den wilden Gewalten des Wassers, das opfernden Hilfe eines v. Brenckenhoff, dem fach-
nun verheerend die ganze reiche Niederung all- liehen Können eines Oberstleutnants Petri ist
jährlich überflutete. heute der Warthebruch wieder zu einem blühen-

Das Tal des Urstroms wurde seit den Tagen den, fruchtreichen Stück deutscher Heimat ge-
der Sachsenkaiser und hernach unter den Mark- worden und eines der dichtestbevölkerten Gebiete
grafen von Brandenburg zur deutschen Pfleilspitze des Reiches,
und zur Marschstraße gegen sarmatische und * * *

hunnische Unkultur, und noch deutlich können wir

den Weg Magdeburg — Brandenburg — Berlin— Durch 46 lange schwere Regierungsjahre hatte

-, , , Friedrich den Kampf der Pflicht und der Treue

*) Hypothese von Virdiow, voll bestätigt durch gekämpft, als er am 17. August 1786 seine großen
inzwischen gemachte große Funde aus der Haistatt- 3 . r v ' r.. . , , n tt j j_

Kultur bei Dechsel im Warthebruch und anderen scharfen Vateraugen für immer schloß. Und noch
Orten (s.a. Dr. Neuhaus). heute — nach 134 Jahren — stehen wir an der

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