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Die Gartenkunst — 36-37.1923/​1924

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Der Volkspark am Bismarckturm in Glauchau
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https://doi.org/10.11588/diglit.58970#0194

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Blick nach dem Turm hin aus INordwesten,
Volkspark am Bismarkturm in Glauchau,
Entwurf: Garteninspektor W. Hoppert

ihm weiter auf dem mit Erfolg beschrittenen Weg
folgt, so wird Glauchau bald ein beachtenswertes
„Parksystem“ besitzen, was aus seinen nachfolgenden
Ausführungen über den Volkspark am Bismarckturm
schon zu erkennen ist. Dr. ing. Hugo Koch.

Der Bismarckturm mit seinen Anlagen steht auf dem
xiöchsten Punkt (+ 320 m) eines Höhenrückens, wel-
cher sich von Südosten nach Nordwesten hinzieht.
Er wurde im Jahre 1909 als Erinnerungszeichen an
den Altreichskanzler errichtet und dient als Wasser-
turm. Infolge seiner beherrschenden Stellung und sei-
ner schreckhaften Größe gibt er dem Landschaftsbild
in weitem Umkreise ein eigenes Gepräge. Andererseits
bietet sich von seinen Zinnen ein wunderbarer Rund-
blick in die weite Umgebung. Während die oft steilen,
oft in liebliche Seitentäler auslaufenden Abhänge noch
reich bewaldet sind, ist der bald breite, bald schmale
Bücken fast ganz des Waldes beraubt und der Land-
wirtschaft nutzbar gemacht worden. Noch bis Mitte
des vorigen Jahrhunderts reichte der Hochwald bis vor

die Tore der Stadt, von dem heute noch der etwa 300
ha große Rümpfforst stolze Kunde gibt. Schattige,
staubfreie Verbindungswege von der Stadt nach dem
eine halbe Wegstunde abliegenden Forst zu schaffen,
war deshalb schon immer ein erstrebenswertes Ziel
städtischer Grünpolitik. Durch Erreichung dieses Zie-
les ist für diese Anlage, die sich von der inneren Stadt
aus schluchtartig in einer Länge von 2300 Meter nun-
mehr bis an den Fuß des Turmes hinzieht, ein Ab-
schluß geschaffen.
Vor dem großen Kriege, gleich nach Fertigstellung des
Turmes, war geplant, wie aus vorhandenen Plänen er-
sichtlich ist, die Umgebung landschaftsgärtnerisch aus-
zugestalten. „Baumgruppen und schön blühende Sträu-
cher von leichtgeschwungenen Wegen durchzogen“,
sollten den Übergang vom imposanten Turme zu der
bäum- und schluchtenreichen Umgebung bilden. Auch
eine Gartenlaube, jedenfalls von Naturholz und mit
Stroh gedeckt, fehlte nicht. Anfang 1914 wurde der
Plan erstmalig vom Verfasser bearbeitet. Ein großer
Stadtpark, welcher bis an die südlich und westlich
führenden Staatsstraßen reichte und auch den Gast-
hof „Zur Bismarckhöhe“ mit einschließen sollte, war
beabsichtigt. Andere wichtige gärtnerische Neuarbei-
ten sowie Schwierigkeiten im Geländeankauf verzö-
gerten die Ausführung. Es kam der Krieg, der alle un-
sere Pläne und Wünsche umformte, sie anpaßte an
das eiserne Muß, und ihnen den Stempel der Zeit auf-
drückte.
Nach dem Kriege, aus dem wir als ein armes Volk her-
vorgingen, wurden wohl die Wünsche inbezug auf
Größe des Flächenraumes, nicht aber auf Monumen-
talität der Anlage zurückgeschraubt.
Infolge des äußerst ungünstigen Standortes des Turmes
zu den Grenzen des städtischen Landbesitzes war es
unbedingt erforderlich, in südwestlicher Richtung noch
einen Streifen Land hinzuzukaufen, um eine axiale
Ausbildung der Anlage vor dem Turme zu ermög-
lichen. Als alle Widerstände beseitigt waren, wurde
mit der Ausführung der Anlage als Notstandsarbeit im
Jahre 1919 begonnen.
Die Planung der Gesamtanlage ist ziemlich einfach
und aus dem beigegebenen Plan und Bildern ersicht-
lich. Ein hinter dem Turm gelegener Wasserbehälter,
eine Sandgrube, deren Abbau nicht beschränkt werden
sollte, und ganz besonders der Turm selbst waren für
die Gestaltung ausschlaggebend.
Um die Größe des Turmes in seiner Fern Wirkung nicht
zu beeinträchtigen, wurden diagonal zu demselben vier
Baumplätze, 20X20 m im Geviert groß, angeordnet.
Die Plätze geben den Sockel ab, aus dem sich der
Turm nach abgeschlossenem Größenwachstum der
Bäume zu 2/3 seiner Gesamtgröße heraushebt, und bil-
den gemeinsam mit dem Turm und seinen umgeben-
den Terrassen den Kernpunkt der Anlagen. Nach der
Stadtseite, nach der Turm und Terrasse reicher aus-
gestaltet sind, ist ein um 75 cm vertiefter Rasenplatz
angeordnet. Die beiderseits desselben erhöht führen-
den Wege sind mit Buchenhecken eingefaßt und en-
den auf runden Plätzen. Dieser gesamte Anlagenteil
sowie die Plätze am Turm sind mit deutschen Eichen
bepflanzt und bilden gemeinschaftlich mit dem Turm

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