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Dritter Abschnitt.
C. "Von der Anordnung des Muskelsystems.
§ 137.
Die Vertheilung der Muskulatur am Körper lässt bei der ersten Betrachtung-
wenig Momente wahrnehmen, welche zu einer rationellen Eintheilung und syste-
matischen Gliederung der Menge der Muskeln geeignet sind. Wir begegnen fast
überall mehrfachen Schichten und innerhalb dieser wieder besonderen Gruppen
different geformter und auch nach der Wirkung verschiedener Muskelgebilde, zu
deren didaktischer Bewältigung man von jeher die regionale Behandlung und
Darstellung als die scheinbar naturgemäßeste gewählt hat. In der That stellen
sich auch an den einzelnen Regionen des Körpers zusammengehörende Abthei-
lungen von Muskeln dar, dieses ergiebt sich nicht blos aus deren Beziehungen zu
den Skelettheilen, sondern auch aus den Verhältnissen ihrer Innervation. Aber
an vielen Localitäten treffen wir ungleichwerthige Muskeln in localer Vereinigung.
Wenn sich ergiebt, dass topographisch einheitliche Muskelgebiete oft von sehr
verschiedenen Nerven versorgt werden, so wird nach dem, was oben (S. 305) über
die Zusammengehörigkeit von Muskel und Nerv gesagt ward, ein wichtiges Be-
denken an der Einheitlichkeit jener Gebiete sich erheben.
Der Versuch einer Ordnung der mannigfaltigen Erscheinungsweisen der Mus-
keln hat mit dem primitiven Zustande zu beginnen, in weichein das gesammte
Muskelsystem metamere Abschnitte vorstellt (S. 38). Diese bilden jederseits die
längs des Körperstammes sich erstreckenden Seitenrumpfmuskeln. Die im Ge-
biete des Kopfes entfaltete Muskulatur geht auch aus metameren Anlagen hervor,
die aber, mit Ausnahme der Augenmuskeln, den Visceralbogen angehören.
Die Seitenrumpfmuskeln treffen wir bei niederen Wirbelthieren in zwei Ab-
schnitte, einen dorsalen und einen ventralen (Fig. 250 d v) getheilt. Jeder der-
selben wird von einem besonderen Aste eines Spinalnerven
versorgt, die obere, dorsale [d) Seitenrumpfmuskulatur vom
Ranius dorsalis oder posterior, die untere, ventrale [v] vom
Ramus ventralis oder anterior. Die Theilung der Spinalnerven
in solche zwei Äste liefert einen Anhaltepunkt für die Beurthei-
lung der Muskulatur. Wir vermögen somit an einem Theile der
differenzirten Muskulatur frühere, ontogenetisch sich wieder-
Querscimitt-Schema holende Zustände zu erkennen, in denen die Muskeln eine meta-
dm thierMrp«!lbel" mere Anordnung kundgeben und zugleich in dorsale und ventrale
unterscheidbar sind. Solchen Muskeln begegnen wir am Stamme
des Körpers. Wenn auch die einfacheren Einrichtungen schon durch die Diffe-
renzirung der Wirbelsäule in einzelne größere Abschnitte mehr oder minder auf-
gelöst sind, oder durch Veränderungen in Ursprung und Insertion viele Um-
gestaltungen erfolgten , so hat doch die dem Stamme angehörige Muskulatur
größtentheils ihren metameren Charakter bewahrt. Selbst da kann er noch in
Spuren erkannt werden, wo Verschmelzungen einer Summe von metameren
Dritter Abschnitt.
C. "Von der Anordnung des Muskelsystems.
§ 137.
Die Vertheilung der Muskulatur am Körper lässt bei der ersten Betrachtung-
wenig Momente wahrnehmen, welche zu einer rationellen Eintheilung und syste-
matischen Gliederung der Menge der Muskeln geeignet sind. Wir begegnen fast
überall mehrfachen Schichten und innerhalb dieser wieder besonderen Gruppen
different geformter und auch nach der Wirkung verschiedener Muskelgebilde, zu
deren didaktischer Bewältigung man von jeher die regionale Behandlung und
Darstellung als die scheinbar naturgemäßeste gewählt hat. In der That stellen
sich auch an den einzelnen Regionen des Körpers zusammengehörende Abthei-
lungen von Muskeln dar, dieses ergiebt sich nicht blos aus deren Beziehungen zu
den Skelettheilen, sondern auch aus den Verhältnissen ihrer Innervation. Aber
an vielen Localitäten treffen wir ungleichwerthige Muskeln in localer Vereinigung.
Wenn sich ergiebt, dass topographisch einheitliche Muskelgebiete oft von sehr
verschiedenen Nerven versorgt werden, so wird nach dem, was oben (S. 305) über
die Zusammengehörigkeit von Muskel und Nerv gesagt ward, ein wichtiges Be-
denken an der Einheitlichkeit jener Gebiete sich erheben.
Der Versuch einer Ordnung der mannigfaltigen Erscheinungsweisen der Mus-
keln hat mit dem primitiven Zustande zu beginnen, in weichein das gesammte
Muskelsystem metamere Abschnitte vorstellt (S. 38). Diese bilden jederseits die
längs des Körperstammes sich erstreckenden Seitenrumpfmuskeln. Die im Ge-
biete des Kopfes entfaltete Muskulatur geht auch aus metameren Anlagen hervor,
die aber, mit Ausnahme der Augenmuskeln, den Visceralbogen angehören.
Die Seitenrumpfmuskeln treffen wir bei niederen Wirbelthieren in zwei Ab-
schnitte, einen dorsalen und einen ventralen (Fig. 250 d v) getheilt. Jeder der-
selben wird von einem besonderen Aste eines Spinalnerven
versorgt, die obere, dorsale [d) Seitenrumpfmuskulatur vom
Ranius dorsalis oder posterior, die untere, ventrale [v] vom
Ramus ventralis oder anterior. Die Theilung der Spinalnerven
in solche zwei Äste liefert einen Anhaltepunkt für die Beurthei-
lung der Muskulatur. Wir vermögen somit an einem Theile der
differenzirten Muskulatur frühere, ontogenetisch sich wieder-
Querscimitt-Schema holende Zustände zu erkennen, in denen die Muskeln eine meta-
dm thierMrp«!lbel" mere Anordnung kundgeben und zugleich in dorsale und ventrale
unterscheidbar sind. Solchen Muskeln begegnen wir am Stamme
des Körpers. Wenn auch die einfacheren Einrichtungen schon durch die Diffe-
renzirung der Wirbelsäule in einzelne größere Abschnitte mehr oder minder auf-
gelöst sind, oder durch Veränderungen in Ursprung und Insertion viele Um-
gestaltungen erfolgten , so hat doch die dem Stamme angehörige Muskulatur
größtentheils ihren metameren Charakter bewahrt. Selbst da kann er noch in
Spuren erkannt werden, wo Verschmelzungen einer Summe von metameren