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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0081
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TAFEL CCCXXXIII.

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bedenklichen Einführung bei Jobates ihm dienen sollte. In der nicht sichtlichen linken
Hand scheint er im Hintergrund das Flögelross am Zügel zu halten, welches durch
schnaubende Nüstern und gehobenen Schweif seine Kampflust zu erkennen giebt. Diese
ganze Darstellung ist leicht versländlich; ungleich weniger sind es die beigefügten,
paläographisch wichtigen, mit unsrer mythologischen Kennlniss jedoch nicht durchaus
vereinbaren, Namensinschriften. Zwar Melerpunta lässt als verderbte Namensform des
Bellerophon durch die aus Plautus nachweisliche Form Bellerophantas(2ü) sich rechtfer-
tigen, und das Flügelross nicht als Pegasus, sondern als Arion, Ario^ benannt zu finden,
erklärt sich mit Wahrscheinlichkeit aus sikyonischen Varianten der Chimärasage(21);
dass aber auch Oenomaus, hier Oinomavos benannt in Art des römischen Davus, mit
Bellerophon zu thun haben könne, lässt höchstens alsdann sich begreifen (22), wenn nicht
der aus der Pelopssage bekannte eleische König jenes Namens, sondern der ätolische
Oeneus damit gemeint sein könnte, dessen dem Bellerophon erwiesene Gastfreund-
schaft (23) durch einen Missgriff des Bildners vielleicht an die Stelle des Prötos trat.

Inhallreich und beachtenswerth bleibt noch allerlei symbolisches Beiwerk des
Hauptbilds sowohl als der Seitenfelder dieses Spiegels. Unter dem thronenden Prötos
ist ein abgewandter Vogel zu sehen, der für einen Schwan gehalten wird(M), weiterhin
in gleicher Richtung eine des Sonnenlichts frohe Cicade, dann am andern Ende des
Bildes eine Eule auf einem Oelzweig(25); es können die Gegensätze von Licht und
Finsterniss darin angedeutet sein, mit denen der Bildner vielleicht auf Bellerophons
solarische Bedeutung hinweisen wollte (2Ö). Andere Nebenfiguren können als Symbole
neptunischer Art der Meerfahrt des Bellerophon gelten; so namentlich die von Delphinen
umgebene nackte Meerfrau(27), welche über der Mündung des Griffes die Enden des
rings um das Hauptbild laufenden Blätterkranzes mit ausgestreckten Armen festhält.

(20) Wie Ritsehl (1. e. p. 16) mit Bezug auf Plaut.
Baceh. v. 810 nachweist.

(21) Sikyon, auf dessen Münzen die Chimära nicht sel-
ten erscheint, kannte als Flügelross vorzugsweise das
von Poseidon erzeugte, von Herakles und Adrast be-
stiegene Pferd Arion (Paus. VIII, 25, 1).

(22) Die Schwierigkeit erörtert Eoulez I. c. p. 140,
indem er auf die etwanige Deutung jenes Namens im
Sinn eines weinlustigen Königs verzichtet.

(23) Horn. II. VI, 216: Oivtiis yc'iQ noit Jfoj itfzv-
(Uovri Bt).X(ooif 6vTr]v 'itlvio £vl /Jiyiltjoioiv. Vgl. Eoulez
im Bullettino 1860 p. 204.

(24) Von Roulez in den Annali 1. c. p. 142. Die Be-
stimmung ist unsicher wegen des leicht gekrümmten
Schnabels und des nicht langen Halses, daher auch die

Annahme eines Adlers freigestellt wird.

(25) Nach Boulez's Angabe (1. c. p. 143) einen Myr-
tenzweig; doch ist die Verbindung der Eule mit dem
Oelzweig, zweier Symbole Minervens, auch sonst geläu-
fig, wie sie denn gleich auf Tafel CCCXXXV, 2 neben
derselben Göttin wiederkehrt.

(26) Vgl. Preller gr. Myth. II S. 78. Die Gegensätze
von Licht und Finsterniss sucht in jenen Symbolen auch
Eoulez 1. c. p. 143.

(27) Der nackte Oberleib dieser Frau endet in Schlan-
genform mehr als in Fischbildung; doch scheinen auch
Flossen angedeutet zu sein, so dass die Benennung einer
Scylla (Eoulez 1. c. p. 144), bei welcher man zwar auch
Hundsköpfe erwartet, nicht unzulässiger ist als der Ge-
danke an Echidna.
 
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