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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0195
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TAFEL CDIX. CDX.

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Hand eine Lockspeise empor, nach welcher ein aufspringender Hund schnappt; mit der
linken Hand hält er einen daneben stehenden Baumstumpf mit Olivenblättern gefasst.
Eine verzierende Einfassung läuft ringsum.

Tafel CDIX, 2 (Paralip. 372** = 275). zwei fausiKämpfer; vaticanischer
Spiegel bei Inghirami II, 56. — Zwei Jünglinge, durch das Riemenwerk ihrer erho-
benen Arme als Faustkämpfer bezeichnet, sind erhobenen Blickes bereit den blutigsten
Kampf der Palästra gegen einander zu eröffnen. Dass ihr Bild vielmehr den Kampf-
plätzen hellenischer Jugend, als der Heroensage zwei so ungleicher Kämpfer, wie der
Tyndaride Polydeukes und der Barbar Amykos es waren, entnommen ist, darf im Ge-
gensatz zu dieser von Inghirami voreilig gewählten Beziehung zuversichtlich behauptet
werden. Eingefasst ist diese Spiegelzeichnung mit einem Rautenkranz; der Griff ist
abgebrochen.

Tafel CDIX, 3 (Paralip. 370). siegreicher wagenlenker; kleiner Spiegel mit
starkem Griff, wahrscheinlicher römisch als etruskisch, vermuthlich im brittischen Mu-
seum. — Ein unbärtiger junger Mann mit einer Art Mütze bedeckt, scheint durch die
mancherlei Querstreifen seiner kurzen Bekleidung sich in der durch umgebundene Zügel
eigentümlichen Tracht der Wagenlenker uns kund zu geben (10), seine rechte Hand
scheint eine Peitsche, seine linke einen Palmzweig zu halten, mit welchem er als cir-
censischer Sieger in Umgebung zweier gleichfalls mit Palmzweigen reichlich versehener
viereckiger Behälter steht, welche nach Massgabe ihrer oben und unten tektonisch wohl
abgeschlossenen Form für Altäre gehalten werden könnten.

Tafel CDX, 1 (Paralip. 371). zwei epheben; Spiegel in des Herausgebers
Sammlung. — Zwei Epheben, vermuthlich aus der Palästra befreundet, sind hier der-
gestalt gruppirt, dass der eine seinen linken Arm in lebhaftem Gespräch auf die rechte
Schulter des Anderen legt, welcher die rechte Hand emporstreckt; die nach aussen
gewandten Arme beider Figuren sind in die Seite gestemmt. Die Bekleidung beider
Jünglinge besteht in einem bis an die Knie reichenden durchsichtig dünnen Gewand,
welches nur den rechten Arm frei lässt. Das Haar ist mit alterthümlicher Sauberkeit
in dünnen Strichen gefurcht und mit einem Stirnband geschmückt; wie denn auch die
Körperbildung beider Figuren in strengem Styl durchgeführt ist. Unterhalb dieses
durch einen Querstrich begrenzten Bildes sind zwei einander zugewandte Fische, ver-
muthlich Delphine, angebracht; ringsum läuft eine Wellenverzierung. Die Mündung des
Griffs ist auf der zur Spiegelung bestimmten Kehrseite mit einer Volute geschmückt.

(10) Tracht der Wagenlenker. Vgl. Visconti Pio- Clem. 111,31 p. 138ss. V, 38 p. 216ss.; Hübner Ann.

1863 p. 135 ss.
 
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