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Gerschmann, Sina
Der Meister E. S. und sein Einfluß auf die deutsche Plastik — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.72585#0034
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- 32 -

„Madonna auf der Schlange", L. 71, des Meisters E. S.
hin. Leider sehe ich hier keine Bezieungen zu unserem
Stecher.
Ich habe mit Absicht in diesem Kapitel Nikolaus Ger-
hart und nicht den Meister E. S. in den Vordergrund ge-
schoben, weil ich den Eindruck habe, daß die Be-
ziehungen des Meisters E. S. zu der Plastik der sechziger
und siebziger Jahre ohne Nikolaus Gerhart nicht zu er-
klären sind. Erst in der Plastik der achtziger Jahre kommt
der Einfluß des Meisters E. S. unabhängig von irgend-
einem anderen Künstler zur Geltung.

Der Meister E. S. und die deutsche Plastik der achtziger
und neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts.
Die Stiche des Meisters E. S. stehen stilgeschichtlich
zwischen dem vorangehendem Realismus des zweiten
Drittels des 15. Jahrhunderts und dem kommenden Ma-
nierismus des frühen Sechzehnten. Auf der Verbindung
dieser zwei so entgegengesetzten Stile beruht ihre große
Ähnlichkeit mit der Plastik der achtziger und neunziger
Jahre des 15. Jahrhunderts. Was sie von den Werken des
Konrad Witz, Multschers, Nikolaus Gerharts von Leyen
trennt, ist ein vollkommen anderes Gefühl für die Be-
deutung der Materie. Während die Heiligenfiguren der
kurz vorhergehenden Künstlergeneration, z. B. die Sta-
tuen im Rathaus in Sterzing von Multscher, von einer un-
durchdringlichen Massivität sind Existenzblöcke1 —,
suchen der Meister E. S., Simon Lainberger, die Materie
zu überwinden, indem sie sie auf ein Mindestmaß redu-
zieren
Im Gegensatz zu den Werken Nikolaus Gerharts ist
eine Typisierung der Figuren eingetreten. Bei dem Stifter
auf dem Busang-Epitaph in der Johanneskapelle des
Straßburger Münsters, den beiden Prophetenbüsten im

1 Pinder: Kolleg.
 
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