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Gespräche im Reiche der Todten: als wahre unpartheyische Beschreibung von d. Ursachen, d. Anfange, u. d. merkwürdigsten Begebenheiten d. Krieges — 1.1756(1757) (Nr. 1-10)

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Das erste Stuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.22636#0134
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PLccol.Wenn derKönkg vonPreußen ein Überwinder genennt werden kenn»
te: so sollte man an dieser Capitulation nichts auszusehen haben. Alleine, auf
österreichischer Seite stehet man e6 an, als wenn er eine Usurpation mit der Be-
sttznehmung von Sachsen begangen hatte. Und nach diesem Begras hätte man
vieles daran zu tadeln. Doch, wie ist es denn nachgehends gehalten worden ?
Man hat mir gesagt, daß man allerhand Wege, gesucht, die Officiers und Ge-
meinen zum preußischen Kriegsdienst zn zwingen,zumal, da man die lehtern mit
Hunger und Srockschlägen dazu genöthiget haben soll.
Schwerin. Den i6. Octooer defiline die sächsische Armee in das preußische
Lager, und die mehrsten Soldaten traten freywillr'g in unsere Dienste; die Of-
ficiers, weiche nicht dienen wollten, bekamen gegen einen ausgestellten Revers,
daß sie gegen Preußen und seine Alliirten den Degen niemals führen wollten,
Erlaubniß, nach Hauße zu gehen. Ich weiß zwar, daß die sächsische und Wie,
ner Berichte,die deshalb aufdemRei-hstag zu Regensburg vorgekommen,ja ein
Schreiben des Königs von Pohlen an den Kaiser, etwas ganz anders melden,
und von lauter Gewalt sprechen, die man ihnen angethan hätte. Es ist solchem
aber allezeit von Preußen widersprochen worden. Vielleicht hat man sich nur
auch im Begrif von Gefangenschaft und Annehmung der Dienste geirret. Der
König von Preußen hatte nervlich diesächstsche Regimenter,biß sie lociret werden
konnten, unter seine Trouppen verleget, wobey es freylich nicht daran gefehlet,
daß die mehresten zur Annahm seiner Dienst gebracht wurden. Nachgehends
aber hat man dieselben, tiefer in die sächsischen und brandenburgischen Lande ver-
leget ; doch hakte der mehreste Theil schon an Preußen geschwohren. Die bee-
den königlichen Prinzen Taver und Carl kamen den l ?.October in das preußische
Hauptquartier zu Struppen, wo sie mit dem König speiseten, und von ihme
viele Hochachtung erhielten. Den a 8. October wurde die Capitulation mit der
Festung Königstein zwischen dem preußischen General von Winterfeld und dem
pohlnischen General Sporke abgeschloßen. Vermög derselben soll der Mllitair-
und Civil-Etat auf der Festung, zur Disposition Ihrs pohlnische Majestät blei-
ben, doch ohne daß die Mannschaft vermehret werde. DasCorpöder adelichen
Cadets wurden Kriegsgefangene. Die Festungsoll neutral bleiben, so, daß die
Fahrt der auf der Elbe paßirenden preußischen Schiffe auf keine Weise gesperret,
noch weniger von der Festung auf sie geschoßen würde; auch daß, wenn öster-
reichische Parthien ins Land eindrängen,selbigen unter den Canonen derFestung
einiger Schuh nicht vsrstattet seyn solle. Die Festung erhielt freye (üoinmum-
Lwion mit Dresden, und diejenigen Officiers der sächsischen Armee, die sich
bey dem Feldmarschall Rutowsky um den Abschied meldeten, sollten solchen ge-
fertiget erhalten. Nicht weniger blieben die Canonen, so unten am Fuß der
Festung lagen, derselben»
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