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Gewerbeblatt für den Schwarzwald — [1].1852

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Nro. 4 (15. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.62739#0013
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Gewerbeblatt

für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschule in Furtwaugen oder bei einer Post-
anstalt. Bestellungen werden noch fortwährend angenommen und die bereits erschienenen Blätter uachgelicfcrt.)

Furtwangerr. IV" 4. Sonntag, den 13. Februar 1832.

Die äußere Ausstattung der Abreu.
Wir habe» jüngst in einen: kurzen Artikel am
Schluffe des ersten Blattes ein Bild gebraucht, um dar-
auf hinzuwcisen, wie nothwendig cs sei, dem Aeußcrn
der Uhr alle Aufmerksamkeit zu widmen, wir haben
uns damit nur anmelden wollen, wir werden jetzt nicht
mehr in Bildern reden, sondern die Sachen mit ihren
wirklichen Namen nennen, indem das Aeußere der Uhr
für ihre Verkäuflichkeit, für ihren Werth eine so wich-
tige Sache ist, daß recht ernstliche und reifliche Uebcr-
legung darüber nicht bloß wünschcnöwcrth, sondern wirk-
lich außerordentlich nothwendig ist.
Wie kommt cs denn, daß das äußere Ansehen der
Uhr eine so wichtige Sache ist? Diese Frage wollen
wir zuerst beantworten.
Wenn man bei einer Waare möglichst viel verdienen
will, so muß man dafür sorgen, daß man einen mög-
lichst ausgedehnten Markt dafür hat, und daß man je-
den Abnehmer befriedigt. Die Waare muß jeden, der sie
brauchen kann, zum Ankauf gleichsam verlocken und dieß
geschieht, die innere Güte immer vorausgesetzt, durch
ein einladendes Aeußere. Nun ist der Geschmack freilich
sehr verschieden, darum muß man verschiedene Geschmacks-
richtungen zu befriedigen suchen, der Eine findet hübsch,
was der Andere häßlich findet, aber zuletzt gibt es doch
ein allgemeines Urthcil über einen Gegenstand: man
sagt er ist schön, er ist nicht schön, oder das ist schö-
ner als das Andere. Wenn nun Jemand, der in der
Lage ist, entweder eine Schwarzwäldcruhr oder eine
fremde Uhr zu kaufen, letztere schöner findet und des-
halb die Schwarzwäldcruhr nicht kaust, so ist dieß, wenn
es sehr häufig vorkommmt, eine nachtheilige Sache für
den Schwarzwald. Eine Uhr braucht fast Jeder, der
Reiche wie der Arme; der Reiche, der gut zahlen kann,
stellt aber Bedingungen, er Wik, daß ihm die Uhr auch

gefallen soll, sie muß seinen Begriffen von Schönheit
entsprechen. Diese seine Begriffe von Schönheit richten
sich aber nach dem allgemeinen Zeitgeschmack, der seine
Fortschritte, seine Moden hat, wie Alles in der Welt,
was man so und auch anders machen kann. Wenn des-
halb der Schwarzwald in der äußern Ausstattung seiner
Uhren immer bei dem stehen bleibt, Was er schon viele
Jahre her geleistet hat, während man an andern Orten
das Aeußere der Uhren stets durch neue Ideen den For-
derungen der Zeit angemessen fertigt, so muß er jene
Abnehmer verlieren, welche immer etwas Neues wollen,
und das sind gerade jene, welche am besten zahlen. Der
Markt wird also immer beschränkter und immer mehr
aus den Ländern, welche auf einer hohen Kulturstufe
stehen, in jene znrückgcdrängt, wo man weniger For-
mensinn besitzt. Je mehr ein Volk in den Künsten und
Wissenschaften vorangeschritten ist, um so mehr geht der
Sinn für schöne Formen ins gewöhnliche Leben über und
zuletzt gibt es unter den Gegenständen, welche zur häus-
lichen Einrichtung gehören, kein Stuck mehr, in dessen
Formen sich nicht ein vorangeschrittencr Geschmack, eine
Einwirkung der Kunst auf das Gewerbe kundgäbe.
Ebenso aber, wie das Aeußere der Uhr überhaupt
zu den übrigen Einrichtungsgegenständen des Raumes,
in welchem sie sich befindet, passen muß, so muß wieder
alles, was zum Aeußere» der Uhr geholt, unter sich
im Einklang stehen. Nehmen wir einen recht hübschen
Schild oder Kasten und ein schönes Zifferblatt, setzen
aber darauf rohe Zeiger, hängen ein unschönes Pendel
und häßliche Gewichte daran, so beleidigen wir den gu-
ten Geschmack wieder. Soll das Aeußere einer Uhr schön
sein, so muß man aufs Kleinste Acht haben, alle Theilc
müssen zusammen paffen, nirgends darf man oberfläch-
liche Arbeit sehen. Wir wollen annehmen, daß an einer
Uhr gar nichts fehle, als daß man beim Ausbohren der
 
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