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Zapfenlöcher im Zifferblatt etwas Email abgesprengt,
oder daß man den Reif ums Zifferblatt mit unordent-
lich eingesetzten Stiften befestigt hat, so schadet dieß der
Uhr in den Augen des Käufers viel, viel mehr, als
das bischen Zeit, was man zu sorgfältiger Behandlung
jener Kleinigkeiten mehr nöthig gehabt hätte, werth ist.
Wenn man solche Dinge an Schwarzwäldcruhren
vielleicht ziemlich häufig findet, so kommt dieß größten-
theils von einer sonst sehr lobcnswerthen Eigenschaft des
Schwarzwälders, die aber nicht überall von Nutzen ist.
(Fortsetzung folgt.)

GasbereLtrrng aus Holz.
Nachdem sich auf Grund mehrfacher Versuche die
Ansicht festgestellt hatte, als könne man aus Holz kein
gutes Leuchtgas bereiten, ist cs dem Professor P et t e n-
k ofer in München gelungen, eine einfache Verfahrungs-
weise zu finden, mittelst deren man im Stande ist, in
solchen Gegenden, wo Brennholz vcrhältnißmäßig billig
ist, die Steinkohle für Gasbeleuchtung vollkommen ent-
behrlich zu machen. Das Verfahren selbst ist im Allge-
meinen dasselbe, wie bei der Bereitung des Gases aus
Steinkohlen, jedoch ist von dem Erfinder noch nicht be-
kannt gemacht worden, welches Mittel angcwcndct wer-
den muß, um dem Holzgas die leuchtende Kraft zu ge-
ben, welche ihm bei der gewöhnlichen Verfahrnngs-
weise abgeht. Da jedoch an der Richtigkeit der Sache
nicht gezweifelt werden kann, nachdem nun bald ein
Jahr lang der Eisenbahnhof in München mit Holzgas
beleuchtet worden ist und von verschiedenen Sachverstän-
digen in der Holzgasanstalt in München Versuche an-
gestellt worden find, welche alles Das aufs Vollständigste
bestätigen, was von Prof. Pettenkofer über die
Vortheile der Holzgasbereitung veröffentlicht wurde, da uns
ferner von einem in das Verfahren eingeweihten Freunde
mitgetheilt wurde, daß dieses höchst einfach sei, so nehmen
wir keinen Anstand, unseren Lesern zu zeigen, von wel-
chem Vortheile die Holzgasbcreitung für holzreiche Gegen-
den ist, und welche bedeutende Aussicht namentlich
dem Schwarzwalde in Folge dieser Entdeckung eröffnet ist.
Wir entnehmen die nöthigen Notizen zu der folgen-
den Darstellung aus einer gedruckten Bekanntmachung
der Holzgasgcsellschaft in München, mit Benutzung der
Mittheilungcn des Dingler'schen polytcchn. Journals
und der mündlichen Angaben eines kürzlich in München
gewesenen Sachverständigen.

Die Bereitung von Leuchtgas beruht bekanntlich auf
nichts Anderem, als dass man einen an der Luft mit
leuchtender Flamme verbrennenden Körper (Steinkohle,
Holz w.) im verschlossenen Raume (in eisernen Retorten)
glüht, so daß die brennbaren Gase entwickelt, gereinigt
und gesammelt werden und die Kohlen Zurückbleiben. Es
geschieht also, was wir täglich an Kohlenmeilern sehen,
mit dem Unterschied, daß hier die brennbaren Gase un-
benutzt in die Lust entweichen, während man diese bei
der Gasbcreitung sammelt. Da man bei der Holzgas-
bcreitung noch bessere Kohlen erhält, als bei der Ver-
kohlung in Meilern, so hat man dort, wo man Holz-
kohlen in größerer Menge bedarf, nichts nothwendig,
als zugleich Holzgasbeleuchtung cinzurichtcn, um — je
nachdem man die Sache ansieht — entweder das Holz-
gas oder die Holzkohlen als ein Nebenprodukt zu ge-
winnen, das man gleichsam umsonst erhält.
Die großen Vortheile des Holzgases gegen das Stein-
kohlengas ergeben sich aus Folgendem:
Während eine mit 150 Pfund Steinkohlen gefüllte
Retorte in 4 bis 5 Stunden 620 Cubikfuß Steinkohlen-
gas liefert, erhält man aus einer mit nur 100 Pfund
Nadelholz beschickten Retorte in 1 7- bis 2 Stunden 550
Cubikfuß Holzgas, welches mit einer noch helleren
Flamme brennt (mehr Leuchtkraft besitzt), als das
beste Steinkohlengas, man braucht also zur Erreichung
der gleichen Wirkung weniger Material, weniger Re-
torten und weniger Zeit. Eine Holzgaöretortc liefert in
24 Stunden 8400 Cubikfuß Gas, während eine Stein-
kohlengasrctorte nur 3720 Cubikfuß in jener Zeit lie-
fert.
Nehmen wir, nm die Sache recht anschaulich zu ma-
chen, ein Beispiel:
Für die Beleuchtung der Stadt Freiburg sind jähr-
lich etwa 6 Millionen Cubikfuß Gas nothwendig, der
durchschnittliche tägliche Bedarf (24 Stunden) ist also
etwa 16,440 Cubikfuß. Dazu braucht man
r>) bei Steinkohlengas:
26 7, Ceutncr Steinkohlen zu 48 kr. 21 fl. 12 kr.
Das nöthige Feuerungömaterial wird
aus den sich ergebenden Steinkohlen -
Kohlen (den Kohks) gewonnen und man
kann noch etwa 5 Centncr Kohks zu
30 kr. verkaufen, also gehen ab . . 2 fl. 30 kr.
und der tägliche Aufwand ist ... 18 fl. 42 kr.
Dabei hat man 5 Retorten nothwendig.
 
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