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Gewerbe blatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr.. Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschule in Furtwangen oder bei einer Post-
anstalt. Bestellungen werden noch fortwährend angenommen und die bereits erschienenen Blätter nachgcliefert.)

Furtwangen. 3. Sonntag, den 1. Februar 1832.

Stahlfabrikation auf dem Schwarzwalde.
Der Stahl ist unstreitig eines der werthvollsten Me-
talle für den civilisirtcn Menschen, nach dem Stahlver-
brauch konnte man vielleicht die Hohe der Cultur der
Völker berechnen, der Stahl ist unentbehrlich für die In-
dustrie, wie er cs für den vorangeschrittenen Ackerbau,
für Künste und Wissenschaft ist. Ohne Stahl hat der
Landmann keine gute Sense, keine dauerhafte Pflugschar,
der Schreiner keinen Hobel, der Zimmermann keine Axt,
der Schlosser keine Feile u. s. s. Zu wie viel tausend
und abertausend Dingen ist uns der Stahl unentbehrlich
geworden! Gehen wir unsere einfachsten Gcräthe durch,
gehen wir in die Wcrkstättc des Handwerkers, in die
Säle der Fabriken, sehen wir, mit welchen Mitteln die
Mehrzahl der Menschen ihr Brod verdient, fast überall
finden wir Stahl angcwcndct.
Eine Stahlfabrik ist daher eine wahre Goldgrube
für ein Land. Wo Stahl fabrizirt wird, kann sich eine
Menge von Menschen mit der Verarbeitung desselben zu
Gcräthen und Werkzeugen beschäftigen, die man brau-
chen wird, so lange die Welt steht, die man nie mehr
entbehren kann. Wo Stahl, Eisen und Brennmaterial
billig und gut zu haben sind, da kann eine Industrie
sich gründen, der es nie an Absatz für ihre Erzeugnisse
mangeln wird.
Sieht man auf den Schwarzwald mit seinem Holz-
reichthum, mit seinem vorzüglichen Eisen, mit seiner zum
größten Theil auf die Industrie gewiesenen Bevölkerung,
so muß man sich fast wundern, daß da die Erzeugung
von Stahl nicht schon längst Eingang gefunden hat.
Um so erfreulicher ist es und um so dankenswerther
für Jene, welche den Gedanken faßten und ausführtcn,
nun von einer Stahlfabrikation auf dem Schwarzwalde
reden zu können.

Das Fürstlich Fürstcnbcrgische Werk Ham-
mercisenbach fabrizirt seit neuerer Zeit Stahl,
keinen Gußstahl, aber einen guten deutschen Gerbstahl,
(raffinirten Stahl). Das Stahlwerk (dessen Erzeugnisse
mit dem Fürstl. Fürstenb. Wappen und den unten an-
gegebenen Zeichen versehen sind, unterscheidet, nach der
vor uns liegenden Ankündigung durch das F. F. Hüt-
tenamt, folgende Sorten seines Fabrikates:
1) Mess er stahl (SI. Nr. 1, 2 und 3) zu Ferti-
gung und zum Anstählcn jeder Art von schneidenden
Werkzeugen, Acxtcn, Messern, Holländermessern für
Papierfabriken, Säbelklingen u. f. w. — Nr. 2 ist dem
Jnnernbergcr Stahl an Güte gleich.
2) Fcilenstahl (b) ebenfalls 3 Nummern. Zn
jeder Art von Feilen anwendbar. Auf Verlangen werden
Feilen nach gegebenem Maß und Gewicht vorgeschmiedct
und zwar von 3 Pfd. und mehr pr. Stück ohne Auf-
rechnung eines besonderen Schmiedlohnes. Bei kleineren
Feilen oder bei runden, dreikantigen und dcrgl. Feilen
wird ein verhältnißmäßiger Schmiedlohn berechnet. Es
wird bemerkt, daß die größten Feilen feinen Stahl (Nr. 2
oder 3) erfordern. Nr. 3 ist auch zu Weiseln anwend-
bar.
3) Fedcrstahl (bb), 3 Nummern. Zu Fertigung
von solchen Gegenständen, die bei Stahlhärte eine be-
sondere Zähigkeit und Zuverlässigkeit gegen Bruch erfor-
dern, wie verschiedene Arten chirurgischer Zangen und
andere Werkzeuge, Gabeln, Federn aller Art, Gewehr-
schloß- und Wagenfedern.
4) Kernstahl (Ackerstahl, Stangenstahl, Boden-
stahl) (I<), wird in Stangen von i" Breite und 'Z"
Dicke ungehärtet in Bürden und auf besonderes Verlan-
gen gehärtet in Kisten versendet, dient zum Anstählen
von Griffen an Hufeisen, zu Werkzeugen, die keinen
 
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