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Gewerbe btatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgcbühr der Großh
Postanstalten 9 kr.. Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschulc in Furtwangen oder bei einer Post-
anstalt. Bestellungen werden noch fortwährend angenommen und die bereits erschienenen Blätter nachgeliefert.)

Furtwangen. ß Sonntag, den I t. März 18S2.

Die äußere Ausstattung der Uhren.
(Fortsetzung.)
Wie die Tiefe, so muß auch die Hohe des Gestelles
oder Kastens in einem gefälligen Verhältnisse zur Breite
desselben stehen. Wo das Gestell selbst oder das Uhr-
werk sichtbar ist, da muß die Hohe lediglich eine Folge
des zum Werke erforderlichen Raumes sehn. Nehmen wir
aber das Gestell verdeckt durch einen Schild, oder cinge-
hüllt in einen Kasten, so sind cs verschiedene Rücksichten,
welche die Form bestimmen, man hat einen ziemlich freien
Spielraum für die Wahl, doch aber darf man dabei
das Wesentliche nicht aus dem Auge verlieren, weil die
Form eigentlich die natürliche Folge der für Erreichung
eines Zweckes gewählten Mittel sehn sollte. Die wesent-
lichen Dinge für das äußere Ansehen der Uhr sind aber:
Das Zifferblatt, die Glocke, das Pendel und die Gewichte.
Wo man Pendel und Gewichte sichtbar lassen will,
und wo statt der Glocke eine Tonfeder angewendct ist,
da ist der einfachste und natürlichste Schild ein rundes
Zifferblatt, welches den Kasten gehörig deckt. Statt des
Kreises können alle regelmäßigen Vielecke, also auch
das Quadrat, überhaupt alle möglichen, sich um einen
Kreis als Grundform anschließenden Linien, mit glei-
chem Rechte für die äußere Begrenzung jenes einfachsten
Schildes gewählt werden.
Ist noch eine Glocke dem Auge zu verdecken, so ist
die natürlichste Form jene des eigentlichen Schwarzwäl-
derfchildcs, nämlich das Viereck mit dem aufgesetzten
Bogen. Diese Grundform kann man auf die mannigfal-
tigste Weise umschreiben, man kann statt des Bogens
vielerlei andere Formen aufsctzcn, immer aber werden
solche Schilde nur dort als wirklich zweckentsprechend
erscheinen, wo auch eine Glocke vorhanden ist. Es scheint
uns deßhalb nicht ganz passend, daß man den ehrwür-

digen Schwarzwäldcrschild, welchen die Väter so geschickt
für die Glockenuhren erfanden, auch für die Uhren mit
Tonfedcrn unverändert anwendet.
Was die Umrisse der Uhrenschilde und die Art ihrer
Ausschmückung angeht, so darf man sich nicht verhehlen,
daß man darin noch auf derselben Stufe steht, wie vor-
bald hundert Jahren. Seit Männer wie Dionys Siche-
rer und Martin Körner von Eisenbach, Mathias Faller,
Kajetan und Placidus Kreuzer von Furtwangen die
Kunst des eigentlichen Schwarzwälder Schildmalens ge-
gründet haben, ist nichts mehr von Erheblichkeit geschehen.
Die Behandlung des weißen Grundes, der Malerei
und Lackirung scheint uns auch so sachgemäß, daß nicht
leicht ein zweckmäßigeres Verfahren für einfache wciß-
grundirte Holzschilde zu finden fein möchte, nur in den
äußeren Umrissen der Schilde, in der Wahl und Be-
handlung der Verzierungen, in der Anwendung der ge-
wöhnlichen Holzschilde überhaupt scheint uns ein Fort-
schritt unumgänglich nothwcndig.
Das ewige Einerlei des althergebrachten Holzschildes
ermüdet, es widerspricht dem im Menschen liegenden
Suchen nach Neuem, .die Geschmacklosigkeit mancher
Verzierungen beleidigt das Auge, das durch die Fort-
schritte in andern Zweigen der Kunst an Schöneres ge-
wöhnt ist, das immer wieder durch gefällige Form und
Zeichnung gereizt sehn will.
Der Schwarzwälder Holzschild wird auch zu aus-
schließlich angewendet; eine gute Schwarzwäldcruhr wird
mit einem anderen, dem Zeitgeschmack entsprechenderen,
Aeußercn mehr Glück machen, sie wird besser bezahlt
werden. Es ist Thatsachc, daß in einem geschmackvoll
möblirten Zimmer eine gewöhnliche Schwarzwäldcruhr
sehr selten zugelasscn wird.
Muß man also einerseits trachten, dem Schwarz-
 
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