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Gewerbeblati
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgcbühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährl. — Man abonnirt bei der Uhreninachcrschule in Furtwangen oder bei einer Postanstalt.

Furtwangen. 12. Eonntag, den 23. Mai 1832.

Aeußere Ausstattung der Uhren.
(Fortsetzung.)
Indem wir die Hülfsmittcl betrachten, deren sich die
Uhrenmachcrschule zur Emporbringung der Schwarzwäl-
dcruhr hinsichtlich des äußeren Ansehens bedient, kom-
men wir nun an die Hcrbeischaffung von Mustern eines
besseren Geschmackes. Das sind entweder Zeichnungen
oder wirklich ausgeführte Schilde und Kasten.
Gut erdachte Entwürfe, geschmackvolle Vorlagen sind
das erste Erforderniß, um die Weihe der Kunst in das
Gewerbe zu legen. Wer planlos hinarbcitct oder das
Ende dem Zufall überläßt, der kann nichts Schones zu
Tage fordern. Wie dem Künstler das vollendete Werk
vor der Seele schweben muß, ehe er es verwirklicht, so
soll dem Arbeiter eine Zeichnung vorliegen, woran er sich
halten kann. Leider verstehen immer noch gar Viele nicht,
darnach zu arbeiten, die müssen nun freilich Modelle
haben.
Man darf im Erfinden immer wieder anderer For-
men für die Uhrenindustrie nicht rasten; während man
arbeitet, veralten die Anfänge wieder, immer treten neue
Wünsche, neue Bedürfnisse auf.
Der Schwarzwald sollte seine verschiedenen Uhren
alle in Zeichnungen besitzen, damit er auch überall auf
diese hin sich empfehlen und Bestellungen aufnehmcn kann.
Wie leicht ist es z. B. Pariser Pendulen oder Bronze-
arbeiten ganz nach Wunsch zu bestellen; man sieht die
lithographirtcu Zeichnungen der Fabriken durch und wählt
sich nach Belieben aus, erhält genau was man will, ohne
damit mehr Mühe zu haben, als dem Fabrikanten die
betreffenden Nummern zu bezeichnen. Bekanntlich haben
gutgcordncte größere Geschäfte ihre Musterbücher; sind
diese hinlänglich verbreitet, so gewähren sic dem Handel
ähnliche Erleichterungen und Vortheile, wie Reisende
oder Ausstellungen. An einem Musterbuch für das

Schwarzwälder Uhrcnwcscn arbeitet die Schule. Sie ließ
im Jahr 1850 einen öffentlichen Aufruf an die Künst-
ler und Kunstfreunde des Landes ergehen, um Beiträge
zu erhalten. Es sind mehrere hochachtbare Freunde des
Schwarzwaldes ausgetreten und haben die Schule zu
Dank verpflichtet; im Allgemeinen ist aber die Erndte
nicht sehr reich ausgefallen.
Den ersten hervorragenden öffentlichen Schritt in
einer solchen Richtung haben die reich begabten inländi-
schen Künstler Heinrich Frank von Donaueschingen, Lu-
cian Reich und Joseph Heinemann von Hüfingen gethau.
Sie fanden dabei eine treffliche Unterstützung in dem
talentvollen Lithographen Joh. Ncp. Heinemann, aus
dessen Atelier die „Musterblätter für die Uhren-
schildmalcr dcS Schwarzwaldes" bis jetzt in
zwei Heften von je zwölf Blättern hervorgcgangen sind.
Seine Königliche Hoheit, der höchstselige Großherzog
Leopold wendete dem Unternehmen besondere Huld zu,
so daß das Erscheinen der Musterblätter ermöglicht wurde.
Seine Durchlaucht der Fürst von Fürstenberg ließ ei-
nen Tert dazu drucken.
Von diesen Musterblättern, welche schon in Nr. 5
unseres Blattes empfohlen worden sind, kaufte die Schule
größere Parthieen — so ziemlich die ganze Auflage — an,
um durch Verbreitung derselben zur Hebung des Ge-
schmackes, zur Erweckung des Sinnes für schöne vater-
ländische Formen und Gruppirungen beizutragen. Wie
ansprechend müssen für jeden Schwarzwälder jene sinni-
gen und lieblichen Anspielungen und Scencn sein, die
so recht an die Hcimath der Schwarzwälderuhren erin-
nern. Es ist nothwendig, daß der Nhrcnschild etwas
Sinnreiches und Passendes zeige; er kann sich für jeden
Stand der bürgerlichen Gesellschaft, für jeden Zweck,
jeden Raiun anders aber immer passend gestalten. Soll
aber der gewöhnliche Schild, der doch wohlfeil verlangt
 
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