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Gew erbe blatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Äroßh.
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährl. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschule in Furtwaugcn oder bei einer Postanstalt.

Furtwarrgen.

o HZ Sonntag, den 2v. Juni 1832.

Aus meinem Reisebericht von der Londo-
ner Ausstellung.
(Schluß.)
e. Sonstiges aus Frankreich.
Hand in Hand mit diesen großartigen Uhrcnfabri-
kationen gehen noch viele andere Geschäfte zur Anferti-
gung von Werkzeugen und Nhrentheilen. In Paris selbst
werden Uhrmachcrfeilen, Grabstichel, Schraubenschneid-
eiscn, cs wird Roth zum Poliren und Schmirgel ver-
fertigt, ferner Zeiger für Taschenuhren und Stockuhren
Glocken, Federn, Zifferblätter re.
Ich unterlasse hier, Adressen von Fabrikanten auf-
zuführen, da solche auf Verlangen auch einzeln mitge-
thcilt werden können und man sich deßhalb nur an die
Uhrenmacherschulc zu wenden hat. Ebenso unterlasse ich
die nähere Bezeichnung einzelner kunstvoller Arbeiten,
welche die Londoner Ausstellung außerdem noch aus
Frankreich enthielt, weil für unfern vorliegenden Zweck
vorzugsweise nur fabrikmäßig betriebene Geschäfte Er-
wähnung zu finden haben. Doch muß ich noch der aus-
gezeichneten Thurmnhrcn erwähnen, welche Frankreich
liefert. Die berühmte Werkstätte von Lcllvvil^uv in Straß-
burg war meines Wissens nicht vertreten, dagegen stell-
ten ll. äVnAner, nbveu, 47 rua neuve ües pelii8 ollamps
s ?aris und Oourüin ü NaM, 8artlw, sehr schone
Thurmuhren aus.
4. Schweizer Taschenuhrenfabrikation.
Diese Industrie zeigte sich auf der Londoner Ausstel-
lung in ihrer ganzen Bedeutung, sie bewies, daß ihr
an Ausdehnung und Vielseitigkeit keine andere gleiche
Industrie nahe kommt. Der Sitz dieser berühmten Thä-
tigkeit ist die französische Schweiz, vorzugsweise der Kan-
ton Neuenburg, die im Nordosten und Südwestcn dar-
an stehenden Theile der Kantone Bern und Waadt, so-

wie Genf mit seiner Umgebung bis in die Berge Sa-
voyens.
Chaurdefonds ist der bedeutendste Ort für die Ta-
schenuhrenmacherci, was die Zahl der verfertigten Uhren
angeht, es ist daher der Hauptort der sogenannten Mon-
tagne (der Berge), worunter man die Uhrenmacherge-
gend des Neuenburger Jura versteht. In den Bergen
sollen jährlich 250,000 Stück Taschenuhren, in Genf
deren 40,000 gemacht werden. Die Genfer Uhren gelten
als die besten, auch die Fabrikate von Socle werden
jenen von Chauxdefonds im Allgemeinen vorgezogen.
Die Rohwerke zu den Taschenuhren werden in gro-
ßen Fabriken angefertigt, in welchen die Arbeitstheilung
und die Maschinenarbeit aufs Aeußerste getrieben ist, so
zwar, daß ganz gewöhnliche Handarbeiter ohne mecha-
nische Kenntnisse mit Leichtigkeit die einzelnen Stücke
zusammenpassend anfertigen. Die größte Rohwerkfabrik
ist jene von kröres in Beaucourt (etwa 2 Stun-
den von Montböliard an der Schweizer Grenze, aber
noch in Frankreich liegend); geschätzter übrigens als die
Rohwerke von Beaucourt sind jene von kontnioe mvlon
im Val de Ruz, welche Fabrik auffallender Weise an
einem Platze erbaut ist, wo es an Wasserkraft oder dgl.
fehlt und wo deßhalb durch Menschcnkraft an Kurbel
und Schwungrad die Mechanismen in Bewegung gesetzt
werden. Auch Genf hat seine Rohwcrkfabrik. In Travers
und Sonccboz sind in neuerer Zeit ebenfalls solche Fa-
briken entstanden.
Um aus den: Rohwerk die fertige Uhr zu machen
geht es durch eine Menge von Händen. Dieses Fertig-
machen der Taschenuhren ist jene berühmte häusliche In-
dustrie, welche z. B. in Chauxdefonds getrieben wird.
Eine große Anzahl von Kaufleuten oder überhaupt Un-
ternehmern (Ltublisseurs) hat das Geschäft in den Hän-
den. Sie nehmen Bestellungen auf und sorgen dafür,
 
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