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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Groß!)
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrcninacherschule in Furtwangen oder bei einer Post-
anstalt. Bestellungen werden noch fortwährend angenommen und die bereits erschienenen Blätter nachgeliefert.)

Furtwangen. ?. Sonntag, den 28. März 1832.

(^) Ein Wort über Musikuhreninacherei.
Wer seit einem Jahrzehent den vielen ost rühmli-
chen Erwähnungen mehrerer Meister dieses Fachs in
öffentlichen Blättern etwas Aufmerksamkeit geschenkt hat,
der wird glauben, die Musikwerkmachcrei sei ein Fach,
bei welchem es sich weniger um den Brod-Erwerb als
um Lob und Ehre handle, und in welchem gar nichts
zu wünschen übrig seh. Dem ist aber nicht so!
Wahr ist, daß vielleicht kein Geschäft auf der Erde
weniger Concurrenz hat, als dieses. Wahr ist aber
ebenfalls, daß in keinem Geschäft ein geregelter Absatz
mehr fehlt als in diesem.
Auf diese Bemerkung wird man wohl antworten,
es sei unbestritten, daß alle Schwarzwälder Meister,
welche in diesem Fache arbeiten, hinlängliche Bestellun-
gen haben, ja sogar manche nicht annehmen können,
wcßhalb also von Verbrauch reden? —
Wenn ein geregelter Handel mit einer Waare ge-
trieben werden soll, so muß man dieselbe überall hin
verkaufen, dort richtig aufstellen und besorgen können!
dieß ist aber leider bei den Musikwerken (Spielubren)
nicht der Fall.
Selten, höchst selten wird in einem fremden Laude
ein derartiges Instrument so zum Verkauf ausgestellt,
wie cs in der Wcrkstätte des Meisters war, weil die
meisten Uhrenhändler nicht im Stande sind, auch nur
das Geringste an einem Musikwerk zu verbessern, so
baß sie oft zu jämmerlichen Mitteln Zuflucht nehmen,
wie z. B. Papier in Pfeifenzapfcn stecken ic.
Schon manchen Uhrenhändlern ist nach ihrer eige-
nen Aussage zum Vorwurfe gemacht worden, daß sic
Musikwerke verkaufen, indem sie dieselben doch nicht zu
stimmen oder zu repariren vermögen.

Je zusammengesetzter ein Gegenstand ist, desto mehr
ist er dem Verderben, der Reparatur unterworfen, und
desto nothwendiger wird es, daß derjenige, der ihn ver-
kauft, auch im Stande ist dafür zu sorgen, daß er künf-
tig das bleibt, für was er verkauft worden ist, um hie-
durch wieder Andere zu Käufe» zu veranlassen; deßhalb
wäre sehr zu wünschen, daß jeder auf den Uhrenhandcl
Gehende sich vorerst einige Begriffe von der Musikwerk-
machcrei verschaffen würde, sollten cs auch nur wenigstens
einige Kenntnisse im Stimmen sein.
Nichts ist häßlicher als verstimmte Musik; wenn die
beßte und mit größtem Fleiße gearbeitete Musikmaschine
nicht mehr stimmt, ist sie von keinem Werth mehr und
nimmt gewiß Jedem, der sie hört, die Lust, ebenfalls
ein solches Instrument zu kaufen, das man schweigen
läßt und in einen Winkel schiebt, während ein Sachver-
ständiger die ganze Reparatur in 3 bis 4 Tagen abge-
macht hätte.
Der klarste Beweis für das Gesagte ist, daß in
Rußland (Petersburg, Moskau, Odessa), bisher die
meisten derartigen Instrumente abgesctzt wurden, weil
dort mehrere Meister sich fortwährend mit Reparatur
alter Werke, Auszeichnen neuer Stücke re. beschäftigten
und so immer die Absatzquelle offen erhalten. —
Ein weiterer Vorschlag des Einsenders wäre: nähere
Verbindung (Verständigung) der Meister zur Bildung
einer Gesellschaft.
Die Bildung einer Gesellschaft für Musikwcrkfabri-
kation könnte nur Gutes, für jeden Meister Nützliches
zur Folge haben.
Was könnte z. B. jeder Einzelne in dem ihm über-
gebenen Thcile des Ganzen leisten, wenn er Jahr aus
Jahr ein sich mit demselben beschäftigen würde.
Was könnte noch verbessert werden durch gemein-
 
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