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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang. — Man abonnirt bei der Uhren-
inacherschule in Furtwangen oder bei einer Postanstalt.)

Furtwangeu. 2. Sonntag, den 18. Januar I8ZL.

Die Uhrenmacherschule in Furtwangen.
Obwohl seit dem mm bald zweijährigen Bestehen
der Uhrcnmachcrschulc den Bewohnern des Schwarzwal-
des Gelegenheit in hinlänglichem Maße geboten war,
Zweck und Einrichtung dieser einzig in ihrer Art daste-
henden Anstalt durch Besuche, deren sie sich reichlich zn
erfreuen hatte, näher kennen zu lernen, so halten wir
doch für angemessen, in diesem Blatte eine kurze Dar-
stellung des Zweckes der Uhrcnmachcrschulc zu geben.
Noch hin und wieder hort man, dasi der Ausdruck „Fa-
brik" zur Bezeichnung der Schule gebraucht wird. Diese
Bezeichnung ist aber eine unrichtige. Die Uhrcnmachcr-
schulc hat dcn allgemcincn Zwcck, dic Uhrenmachcrci des
Schwarzwaldes und dic damit zusammenhängenden Ge-
werbe zu heben. Diese Aufgabe ist sehr ausgedehnt und
ihre Losung muß gleichzeitig auf vielerlei Wegen erstrebt
werden. Wo cs sich um Hebung eines so vielseitigen und
bedeutenden Geschäftes, wie die Uhrcnmacherei ist, han-
delt, da hat das Bestehende natürlich das erste Recht.
Also Hebung der eigentlichen Schwarzwälderuhrcnma-
chcrci ist ein Theil der Aufgabe. Wie kann nun dieses
geschehen? Arbeiter hat man hier keine zu bilden nöthig,
cs gibt Gottlob tüchtige Meister genug auf dem Walde-
Man hat cs also mehr mit de» Meistern zu thun, ob-
gleich übrigens die Gcwcrbschulen ein Bildungsmittcl für
dic Lehrlinge sind, welches dic alten Meister nicht hat-
ten, so daß man also die Vorthcile, welche die junge
Generation aus dem fleißigen Besuch der Gewerbschulcn
ziehen kann, auch für dic Schwarzwälder Uhrcnmacherei
nicht übersehen darf.
In welcher Weise, fragen wir nun, ist es nothig
auf dic Meister ciuzuwirkcn, wie gibt man ihnen Mit-
tel an dic Hand, ihre Geschäfte zu heben, ihr Interesse
zu fordern? Die Uhrenmacherschule hat hier bezüglich

des technischen Theiles auf Einführung zweckmäßigerer
Maschinen und Vorrichtungen, auf größere Arbeitsthci-
lung, aus bestimmte Regeln für eine gute Arbeit, auf
Annahme gleichmäßiger Bauart (Normaluhren) ic. hiu-
zuwirkcn; bezüglich der äußern Ausstattung der Uhren
hat sie auf Verbesserung im Geschmack besorgt zu sein,
sie zieht die Kunst mehr als dieß bisher geschah in die
Mitbetheilignng am Gewerbe, sie befördert die Oelma-
lerci, dic Lakirknnst auf Blech, die Schildmalcrci, die
Schreinerei, die Bildhauerei, dic Holzschnitzerei u. s. f.,
sic sorgt für neue Zeichnungen und Modelle und zeigt,
was man in andern Ländern leistet, sic sucht eine eigcu-
thümlichc vaterländische Geschmacksrichtung, welche den
Anforderungen der Neuzeit entspricht, heranzubildcn. Die
Schule will jedem Meister, dem cs um Fortschritt in
seinem Geschäfte zu thun ist, uneigennützig auf jede ihr
mögliche Weise bcistchen. Ein weiteres Mittel für die
Zwecke der Schule ist gerade unser Gewerbblatt, cs ist
vorzugsweise für dic Uhrcnmachcr dcs Schwarzwaldcs
bestimmt, cö bespricht mit dcn technischen Fragen auch
die allgemcincn zur Hebung des Wohlstandes, zur För-
derung des Handels.
Wenn aber die Wirksamkeit der Uhrcnmachcrschulc
in den so eben bezeichneten Richtungen eine ersprießliche
sein soll, wenn man bald zum Bessern gelangen will,
so muß nothwendig ihr ein Gewcrbverein zur Seite ste-
hen. Wie sollen sonst Normaluhren Eingang finden,
wie will man sonst zu gemeinschaftlicher Arbeitsthcilung,
zn gemeinschaftlicher Anschaffung von Material, zu Han-
delsgesellschaften, zu Regelung der Preise, zu Gcwcrb-
hallcn, zu Creditkassen und so vielem Anderen kommen?
Die Schule kann nicht Alles, sic kann nicht das Un-
mögliche leisten. So nothig ein Verein, ebenso nö-
thig ist ein fleißiger Besuch der Anstalt durch den ein-
zelnen Meister. Er muß kommen und sehen, er muß
 
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