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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährl. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschule in Furtwangen oder bei einer Postanstalt.

Furtwangen. jV'o-16. Sonntag, den 1. August 1832.

Die Verfertigung von Gasuhren.
Mit der Entstehung der ersten öffentlichen Gaswerke
in unserem Lande wurde auch der Wunsch rege, daß
die Verfertigung der Gasuhren (Gasmesse r), welche
eine so geeignete Beschäftigung für Schwarzwälder Uh-
renmacher schien, Eingang finden möchte, und es wurde
dcßhalb schon vor mehreren Jahren ein Gasmesser auf
den Schwarzwald abgegeben, um dortigen Uhrenmachcrn
als Muster zur Nachahmung zu dienen. Verschiedene
Schwierigkeiten, welche mehr im Material als in der
Arbeit liegen mochten, verhinderten das baldige Gelin-
gen. Ein probwcisc angefcrtigtcr Gasmesser vom Schwarz-
walde entsprach nicht vollständig und es unterblieben wei-
tere Versuche. Seitdem wurde der größte Theil des an-
sehnlichen Bedarfsfall Gasmessern für die inländischen
Städte von England :c. bezogen und der Schwarzwald
hatte unseres Wissens keine weitere Bctheiligung dabei,
als daß einzelne Uhrenmacher auf Bestellung auswärti-
ger Fabrikanten Räderwerke für Gasuhren lieferten.
Zu Anfang des Jahres 1851 nahm ein fehr un-
terrichteter und thätigcr Uhrenmacher in Furtwangen
die Sache wieder auf, verschaffte sich zunächst in Frei-
burg, später, bei einem Besuch der Londoner Ausstel-
lung, in England nähere Einsicht in allen bei der Fa-
brikation zu beachtenden Verhältnissen und ließ nicht
mehr ab, bis er vollkommen am Ziele war.
Es sind nun bereits 20 Gasuhren für Freiburg ge-
liefert worden, welche sich bti den mit ihnen angestell-
tcn Versuchen in jeder Beziehung als den ausländischen
glcichkommcnd und als vollkommen entsprechend zeigten,
so daß der Name des Verfertigers „Benedikt Kette-
rer in Furtwangen", welcher auf jenen Gasuhren
zu lesen ist, sich mit Ehren nennen lassen darf.
Ein Gasmesser besteht bekanntlich aus einem Blech-
kasten (einer feststehenden Trommel), in welchem eine

bewegliche, durch Scheidewände in vier Abtheilungen
zerlegte, Trommel, die bis auf ein gewisses Maß über
der Achse in Wasser läuft, von dem durchström enden
Gas in Umdrehung versetzt wird. Die Trommel hält
eine bestimmte Menge Gas, z. B. bei einem Gasmesser
für 3 Lichter Cubikfuß (auf eine ganze Umdrehung
der Trommel), welche Gasmenge durch Eichen (Rege-
lung des Wasserspiegels auf die richtige Höhe) genau
bestimmt wird. An der Welle der Trommel ist ein ewi-
ges Gcwind (Schraube ohne Ende) angeschnitten, wel-
ches ein Rad treibt, das die Ucbcrschung in das Zähl-
werk (Jnderwcrk, Uhrwerk) vermittelt. Das Zählwerk
gibt auf mehreren Zifferblättern die Anzahl Cubikfuß
nach Dezimalzahlen. Bei einer Gasuhr für 3 Lichter
z. B. hat das Rad an der Schraube 40 Zähne, 1 Um-
gang dieses Rades gibt also "jz oder 5 Cubikfuß; das
erste Zifferblatt zeigt bis 1000, ein zweites bis 10,000,
ein drittes bis 100,000 Cubikfuß.
Man macht Gasmesser verschiedener Größe und be-
zeichnet ihre Stärke nach der Anzahl Lichter (Brenner),
für welche sie zweckmäßig dienen. Ein gewöhnliches Licht
verzehrt etwa 4^ Cubikfuß Gas in der Stunde, ein
Gasmesser für 3 Lichter muß also so groß sein, daß
in der Stunde etwa 12^ Cubikfuß Gas bequem durch-
gehen können. So hat man denn Gasuhren für 2, 3,
5, 10, 20, 30, 50 w. Lichter.
Man ficht aus der Beschreibung der Bestandtheile
einer Gasuhr, daß dabei für eine geordnete fabrikmä-
ßige Anfertigung eine gewisse Arbeitsthcilnng stattfindcn
muß, weil dabei verschiedenartige Arbeiten Vorkommen.
Eine solche Arbeitsthcilnng ist auch bisher schon ein-
gehalten worden; für den Anfang glaubt man die fol-
gende empfehlen zu dürfen:
1. Der Blechner verfertigt Kasten, Trommel,
Rohre und Schwimmer.
 
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