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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

, (Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Bestellgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Sxeditionsgebühr der Großh
Postanstalten 9 kr., Bestellgebühr 20 kr. jährlich. — Man abonnirt bei der Uhrenmacherschnle in Fnrtwangen oder bei einer
Postanstalt.

Furtwangen. 9. den 23. April 1832.

Aeußere Ausstattung-.der Ähren.
(Fortsetzung.)
Lasse man sich doch ja nicht dadurch tauschen, daß
jetzt gerade eine Zeit ist, wo die Schwarzwäldcruhr in
ihrem althergebrachten Gewände so willigen Abgang
findet. Sage mau doch ja nicht: unsere alte Waare geht,
was sollen wir an Neuerungen denken. Durch dieses
Stchenbleiben sind schon die blühendsten Gewerbe zu
Grunde gegangen. Wenn auch der alte Meister sein Le-
ben noch in Zufriedenheit beschließt, wenn ihn kein Man-
gel mehr trifft, sott die Uhremnachcrci später nicht mehr
ans dem Walde blühen, will er nicht für seine Kinder
sorgen? Und wenn man nicht bei Zeiten mit dem Fort-
schritte anfängt, läßt sich, wenn die Noth hercingcbro-
chcn, mit einem Sprung zum Neuen übergehen? Nim-
mermehr! Solche Sprünge finden wir nirgens, Alles
entwickelt sich naturgemäß, allmälig, wie der Mensch,
wie die Pflanze. Jetzt muß der Same ausgestrcut wer-
den, wenn man später erndten will; es ist nie zu frühe,
zum Bessern Hand anzulcgen, sobald man einmal das
Bewußtsein hat, daß Verbesserung nothwcndig sei.
Hoffen wir also, daß der Schwarzwald willig den
Bestrebungen folge, welche darauf gerichtet sind, dem
Acußcrcn der Uhren schönere Formen zu geben, hoffen
wir, daß die Mittel, welche die Uhrenmacherschule zu
diesem Zwecke darbietet, eifrig aufgesucht und ernstlich
benutzt werden. Es wird dann ein neuer Abschnitt in
der Uhrenmachcrei des Schwarzwaldes beginnen, sic wird
statt rückwärts, mit mächtigen Schritten vorwärts gehen.
Sehen wir nun, welches die Mittel und Wege sind,
mit denen die Uhrenmacherschnle ihr Ziel in dieser Rich-
tung zu erreichen sucht.
Zunächst haben wir den Unterricht im Freihandzeich-
nen, er ist die Grundlage der Bildung für den Schild-

maler, Schreiner, Bildhauer, überhaupt für Alle, welche
mit der äußeren Ausstattung der Uhren zu thun haben.
Um die an der Uhrenmacherschnle gebotene Gelegen-
heit zur Erlernung des Freihaikdzeichneus möglichst nütz-
lich zu machen, sind außer den zwei Kursen für die
Gewerbchchülcr noch zwei für Volksschüler und einer
für Mädchen eröffnet. Dieser Unterricht ist durchweg
unentgeldlich. Wir haben schon früher bemerkt, daß die
Theilnahme dort, wo man sie bisher dem freien Willen
überlassen hat, lebhafter sein dürfte.
Gerne würde man auch für erwachsene Personen
einen Zcichnencurö eröffnen, wenn sich der Wunsch da-
zu kund gäbe; bis jetzt hat sich noch Niemand gemeldet,
obwohl wir unsere Bereitwilligkeit schon hie und da aus^
zusprccheu Gelegenheit hatten.
Die reiche Sammlung von Zeichnungswerken und
von verschiedenartigen Mustern und Vorlagen, welche
die Schule besitzt, bietet dem strebsamen Jndustriemalcr
ein Mittel, sich auszubilden, neue Formen und geschmack-
volle Verzierungen kennen zu lernen, zn sammeln und
selbst neue Ideen zu erhalten, die Wahl der Farben
geschmackvoll zu treffen u. s. w., indem die Schule dem
Besucher stets geöffnet ist und auch Vorlagen re. (in Vor-
aussetzung schonlichcr Behandlung) an die ausübenden
Meister unentgeldlich ausgeliehen werden.
Diese Gelegenheit zur Ausbildung ist bisher eben-
falls kaum benutzt worden, ja gewiß der größere Theil
der Schildmaler kennt die Mittel und Bestrebungen der
Uhrenmacherschnle noch gar nicht. Vieles mag dabei der
tief gesunkene Preis der gewöhnlichen Holzschilde ver-
schulden ; gedrückt von der Anstrengung lange anhalten-
der Arbeit, die mit dem sinkenden Preise sich immer mehr
anspanncn muß, um das tägliche Brod zu erwerben,
alt und unbiegsam geworden in der eintönigen Aus
 
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