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Übung seiner Kunst, mag der Schildmalcr im Allge-
meinen sich nur mit Widerstreben ans seinem Geleise
herauöreißen, ungern und ungläubig wendet er sich zu
etwas Neuem, fürchtet sich Wohl auch vor der Erkcnnt-
niß des Besseren — darum läßt er der Zeit ihren Lauf,
unbekümmert darum, was wohl später aus seinem Ge-
schäfte werden müsse, wenn es fort und fort auf der
nämlichen Stufe stehen bleibt.
Verdenken wir der Menge ein derartiges Verhalten
auch nicht, weil es menschlich und wohl erklärlich ist,
so glauben wir doch jene Meister, welche einschen, daß
ein Vorwärtsschreiten in der Knnst unerläßlich sei, nicht
ernstlich genug darauf Hinweisen zu können, wie nöthig
es ist, daß sie das, was ihnen die Uhrenmacherschule
bietet, ergreifen, daß sie durch häufige Besuche ihr Auge
auch an andere, als die lange gewohnten Formen ge-
wöhnen und so ihren Geschmack bilden, daß sie selbst
darauf denken, wie weiter zu kommen wäre und ihre
Gedanken und Wünsche bei der Schule aussprechcn. Dann
wird das Gute erkannt, das Bessere gesucht und das
Pfund, statt vergraben zu werden, trägt reichliche Zinsen.
Indem wir die mancherlei Mittel und Wege durch-
gehen , welche zur Hebung der Schildmalerei schon er-
griffen worden sind und weiter verfolgt werden, kom-
men wir zunächst an die Blech la ckirkunst. Nachdem
schon früher einzelne Meister auf dem Schwarzwalde
versucht hatten, durch lackirte Blechschildc der Schwarz-
wälderuhr einen neuen Reiz zu geben, die gepreßten
Schilde aus Messingblech zu verdrängen und dem Holz-
schilde ein dauerhafteres Fabrikat zur Seite zu stellen,
erkannte man in der Forderung der Kunst des Blech-
lackircns ein Mittel zur Hebung der Schildmalcrei im
Allgemeinen. Daher kam cs, daß im Laufe des Jahrs
1849 Romnluö Kreuzer von Furtwangcn auf Staats-
kosten abgesandt wurde, um die Kunst des Lackirenö
und Malens auf Blech in einer ausgezeichneten aus-
wärtigen Fabrik vollkommener kennen zu lernen. Im
Jahr 1850 wurde sodann R. Kreuzer während drei
Monaten als Lehrer bestellt, um lusttragcndcn Schild-
malern Unterricht im Blcchlackiren und Malen unent-
geldlich zu ertheilcn. Dieser Unterricht wurde recht flei-
ßig besucht und war mit einem guten Erfolg gekrönt.
Es entwickelte sich nämlich aus jener von der Regierung
ausgestrcutcn Saat die nun durch gute Arbeiten bekannte
Blechlackirgcscllschaft Rom. Kreuzer, Glatz u. Comp. in
Fnrtwangen. Der Vorthcil der Gewerbsgesellschaften

zeigt sich an dem Beispiele dieser Compagnie wiederum
recht klar, denn obwohl sie noch jung ist und mit vielen
Schwierigkeiten zu kämpfen hat, so ist ihr Gedeihen
doch schon ersichtlich.
Durch die Theilung der Arbeit unter die Mitglieder
der Gesellschaft ist diese im Stande ihr Fabrikat zugleich
so rasch, so gut und so billig als möglich herzuftcllen;
durch gemeinsames Interesse vereinigt, müssen die Mit-
glieder, eines in dem Vortheile des andern, den eigenen
Ruhen finden, die Arbeitspreise werden nicht herabge-
drückt. Was der Einzelne vielleicht nicht im Stande ist,
nämlich vortheilhafte Einrichtungen, welche kostspielig
sind, herzustellen, das vermag die Gesellschaft mit verein-
ten Kräften. Um die Theilung der Arbeit vollständig
zu machen, besorgt das kaufmännisch gebildete Mitglied
die Corrcspondenzen, den Einkauf und Handel und die
producirenden Mitglieder bleiben bei ihrem Fache.
Die Blcchlackirgesellschaft hatte sich auch im vorigen
Jahr einer Berücksichtigung von Seiten der Regierung
zur weiteren Vervollkommnung des Geschäftes zu erfreuen
und sie unterläßt nicht, aus dem von der Uhrenmacher-
schule Gebotenen Nutzen zu ziehen; wir können sie dar-
um nur loben.
Wir erwähnen etwas ausführlicher dieses neuen Ge-
schäftes, um bei jedem Anlässe dem Schwarzwalde in
Erinnerung zu bringen, wie heilsam es ist, Gesellschaf-
ten zu bilden, die Arbeit zu theilen und zwar nicht bloS
die Fabrikation zu theilen, sondern auch den kaufmänni-
schen Theil des Geschäftes von dem gewerblichen abzu-
scheiden. Geschickt Handel zu treiben, muß auch erlernt
sein; für den Gewerbsmann taugt es im Allgemeinen
nicht, auch kaufmännische Geschäfte zu besorgen; selbst
wenn er etwas kaufmännische Bildung genossen hätte.
Wer den Schwarzwald kennt, der weiß aber auch,
welche Wunden ihm geschlagen werden, dadurch, daß
der größte Theil des Handels in den Händen von Leu-
ten ist, welche nicht kaufmännisch gebildet sind.
Gehen wir übrigens zur Schildmalcrei und zwar
zur Blcchlackirkuust noch einen Augenblick zurück.
Zur Forderung dieses Geschäftes kam man auf den
Gedanken, Farbendruck auf das lackirte Blech anzuwcn-
dcn. Es wurden sofort aus Auftrag Großh. Ministe-
riums des Innern in dem rühmlichst bekannten Atelier
von Creuzbauer in Karlsruhe Versuche angeflcllt.
DaS Ergebniß war zwar ein ganz befriedigendes,
jedoch stellte sich namentlich darin eine Schwierigkeit
 
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