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b) Bei H olzgaö.
30 Centncr Nadelholz, (I Klafter
lufttrockenes Waldtanncnholz wiegt 27
bis 30 Centncr und kostet in Freiburg
etwa 8 fl.) also 1 Centncr zu 17 kr. 8 fl. 30 kr.
Man hat 2 Retorten nothig, welche
an Feuerungsmaterial in 24 Stunden
erfordern: 30 Centncr Holz zu 17 kr.
(hierzu konnte mit Vortheil Torf ver-
wendet werden) ........ 8 fl. 30 kr.
Zusammen 17 fl. — kr.
Alls den 30 Centimen Holz, welche
das Gas liefern, erhält man 6 Centncr
sehr gute Kohlen, welche zu 1 fl. 24 kr.
verkauft werden können ..... 8 fl. 24 kr.
also ist der tägliche Aufwand ... 8 fl. 36 kr.
oder 10 fl. 6 kr. weniger als bei der Stcinkohlcngas-
bcreitung, was im Zahr eine Ersparnis; von 3686 fl.
ergibt.
Dabei ist mehr zu Gunsten der Steinkohlen gerech-
net, als zu Gunsten des Holzes, man braucht ferner
für Holz nur 2 Retorten, während man für Steinkoh-
len mindestens 5 braucht und jene 2 halten wenigstens
3 mal länger als diese 5; cs gehen also bei Holzgas
nur 2 Retorten ab, während in der gleichen Zeit bei
Stcinkohlcngas 15 Retorten abgenutzt werden, im klebri-
gen sind die Kosten der Reinigung und der Bedienung,
sowie die Werthe der Nebcnprodncte mindestens gleich,
letztere dürften für Holz noch werthvoller sein, als für
Steinkohlen. — Ans all diesem ergibt sich, daß das
Holzgas für die Stadt Freiburg uoch von entschiedenerem
Vortheile ist, als wir oben berechnet haben.
Aus einer allgemeinen Berechnung, welche wir zur
Vergleichung der Kosten der Holzgas- und Steinkohlen-
gas-Bereitung aufgestellt haben, ergibt sich, daß die
Ho lzgasbercitnng so lange im Vortheil gegen
die Steinkohlengaöbercitung ist, als 1 Ccnt-
ner Holz nicht mehr als Centner Stein-
kohlen kostet.
Da ein Klafter Nadelholz durchschnittlich 28 Cent-
ner wiegt, so kann man auch sagen, daß Holz im Vor-
thcil ist, so lange 1 Klafter (Nadelholz) nicht mehr als
17 Centncr Steinkohlen kostet. In Freiburg z. B. dürfte
der Preis von 1 Klafter Nadelholz bis auf etwa 14 fl.
steigen, um noch eben so vorthcilhaft zu sein, als Stein-
kohlen für 48 kr. der Centner.

Wenn aber auch in unserem Lande an diesem oder
jenem Orte das Vcrhältniß cintritt, daß es mit gleichen
Kosten verknüpft ist, ob man Holz oder Steinkohlen
verwendet, so wird man in solchem Falle schon aus
volksnnrthschaftlichcn Gründen sich für Holz entscheiden,
da man letzteres im Lande selbst besitzt. Eine Preisstei-
gnng dürfte nicht einmal durch eine sehr ausgedehnte
Verwendung des Holzes zur Gasbeleuchtung entstehen,
weil man dabei noch lange nicht soviel Kohlen erzeugen
wird, als zu Deckung des Bedürfnisses im Umkreis der
mit Gas beleuchteten Orte nothig sind, weil man also
gleichsam nur die früher unbenutzt aus den Kohlenmei-
lern entflogenen Gase verwendet, namentlich wenn man
Torf zur Heizung der Retorten in Anwendung bringt.
Für den Schwarzwald, den holzrcichen Theil dessel-
ben, wo das Klafter Nadelholz oft kaum 4 bis 5 fl.
kostet, ist die Entdeckung des Holzgases von cuormcr
Wichtigkeit; cs trtttdort für die Gasgewinnung
dasselbe Verhältnis; ein, als ob man Stein-
kohlen zu 14 bis 18 Kreuzer den Centner
besäße, es kommt also jene Entdeckung auf dasselbe
hinaus, als wenn mau auf dem Schwarzwalde ein mäch-
tiges Steinkohlenlager entdeckt hätte.
Das Holzgas hat noch einen wesentlichen Vorzug
vor dem Stcinkohlezrgas dadurch, daß cs bei der Ver-
brennung keine schwefelige Säure cutwickelt, welche ein-
mal ungesund ist, zum Andern aber zarte Farben (z. B.
ans Seidenstoffen) angreift, weßhalb das Steinkohlcngas
in Seidensabriken nicht wohl anwendbar ist. Hier kann
also das Holzgas eintreten.
Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß sehr bald
dem Holzgase bei uns die gebührende Aufmerksamkeit ge-
schenkt werden, daß es an vielen Orten statt des Steinkoh-
lcngascs in Anwendung kommen und in vielen Fabriken,
die in der Nähe holzreicher Gegenden liegen, die Gas-
beleuchtung herbeiführcn wird.
Fassen wir ferner ins Auge, welche Fortschritte die
Industrie gegenwärtig macht, wie man bereits angefan-
gen hat, mit Gas zu kochen, zu heitzen, ja Eisen zu
erzeugen, und welche bedeutende Vortheile sich dabei schon
bei den ersten Versuchen ergeben haben, so wird man
nicht verkennen, welch kostbares Besitzthum der Schwarz-
wald in seinen Wäldern hat, wie sehr es gerathen ist,
dieselben weise zu bcwirthschaften, damit diese große
Steinkohlcngrube (wie man den Schwarzwald in kom-
menden Jahren wohl nut mehr Aussicht verstanden zu
 
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