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Gewerbeblatt für den Schwarzwald — 3.1854

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Nro. 13 (18. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.57396#0056
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52

Trippcl, äußerst fein in Wasser ab, schleift mit weichem
Filz, wascht und trocknet den Gegenstand sorgfältig ab.
Hierauf taucht man die Fingerspitzen in sehr fein gerie-
benes gebranntes Hirschhorn nnd polirt mit diesen an den
winkclichtcn Stellen, an den flachen mit dem Ballen der
Hand dergestalt, daß man anfangs mit viel Wasser, spä-
ter immer weniger, zuletzt bis zur Trockene fortpolirt,
während man die Hand an der Schürze oder einem
Handtuch immer mehr von Hirschhorn befreit, so daß
man zuletzt noch mit der bloßen, von Hirschhorn kaum
noch eine Spur zeigenden Hand trocken polirt. Es wird
sogleich der Glanz erfolgen. Einige befeuchten auch einen
seidenen Lappen mit Fett, polircn nochmals und nehmen
das Fett durch Puder wieder weg.
Diese Politur braucht schon etwas mehr Ucbung, als
bei Wcingeistfirnissen, man wird sie aber, wenn man
schon firnissen gelernt hat, nicht oft nothig haben.
Somit glaube ich nun denjenigen Holzarbeitern, welche
bisher dieser Behandlungswcisc unkundig waren, einen
wesentlichen Dienst geleistet zu haben , und cs dürfte auch
mancher, welcher das Lackiren schon betrieben, noch in
diesem oder jenem Punkte Aufschluß finden.
(Gewerbebl. a. Wllrttemb.)

Die Pianoforte - Fabrikation in England
konzcntrirt sich nach der „Austria" in London, das ge-
gegenwärtig 200 Instrumentenmacher mit Einrechnung
der dazu nöthigen Hülfsarbeiter zählen mag. Die Zahl
der daselbst jährlich verfertigten Klaviere wird auf mehr
als 23,000 Stück geschätzt, und zwar
1,500 Flügel im Durchschnitt zu 110 Pf.St. 165,000 L.
1,500 tafelförmige Klaviere „ 60 „ 90,000 „
20,000 aufrcchtstehcnde „ 35 „ 700,000 „
23,000 Instrumente im Werthe von 955,000 L.
oder nahezu zwölf Millionen Gulden. Die Zahl der da-
bei beschäftigten Arbeiter wird auf 3—4000 angegeben.
Interessant ist besonders die Broadwood'schc Fabrik,
die allein 500 Personen beschäftigt und, mit Ausschluß
ihrer 13 Komptoiristcu re., 1000 Pf.St. an Wochenlohn
bezahlt. Die Zahl ihrer Hobelbänke allein ist an 300;
die Fabrik braucht 30—40 Stimmer, der Stimmerlohn
für ein Tafel-Piano beträgt 4, für einen Flügel 5
Schilling. Wegen Feuersgcfahr ist die Gasbeleuchtung

vermieden und wird mit Wafferdämpfen geheitzt. Die
Arbeiter bilden einen eigenen Penny-Club, dahin sie
wöchentlich einen Penny zur Unterstützung der aus ihrer
Mitte Erkrankten beistcucrn. Der gewöhnliche Vorrath
an neuen Klavieren beträgt 600—800 Stück.
Sollte sich die Klavierfabrikation nicht auch für un-
sere musikalische und induslriöse Schwarzwälder ganz be-
sonders eignen? —

Technische Notizen.
Firniß für die Vergoldung auf Holz. Non Hr.
Thiou in Paris. Um die Vergottung auf Hol; zu confer-
viren und sie waschen zu können, überzieht sie der Erfinder mit
einem Firniß, welcher folgendermaßen zusammengesetzt ist:
Um 8 Litte von diesem Firniß zu erhalten, nimmt man 6
Litte Weingeist von 36° Baums, 2°/- Kilogramm gewaschenen
Sandarack, 250 Gramme (sä Kilogr.) Elemiharz und 250
Gramme Mastir in Körnern.
Man schüttet in der Kälte, in den Weingeist den Sandarack,
dann das Harz, zuletzt den Mastir; man läßt das Ganze in
der mit Hut versehenen Blase zwei Stunden lang gelinde ko-
chen. Der bei dieser Destillation entweichende Damvf, welcher
sich im Kllhlrohr verdichtet und gesammelt wird, gibt 3 Litte
Alkohol. Man gießt davon l Litre in die Blase nach zweistün-
digem Kochen und das Sieden hört auf. Man setzt hernach un-
ter Umrühren mit einem Spatel die übrig gebliebenen 2 Litre
zu und dann ist der Firniß fertig, womit man die Vergoldung
überzieht. , (Dingt, polyt. Journ.)

Galvanische Versilberung des Stahls von Desbor-
deaur. Man löst l Theil salpetcrsaurcs Silberoryd in 60 Thei-
len dcstillirtem Wasser, dann 7>° Theil salpetersaures Queck-
silberoryd gleichfalls in 60 Theilcn Wasser, vermischt dann beide
Lösungen und setzt 4 Theile Salpetersäure von 40° B. zu. Der
Niederschlag, welcher sich beim Auflösen des Quecksilbersalzes
bildet, muß in der Flüssigkeit bleiben.
(Würzb. gcm. Wochenschrift.)

Marmor und ähnliche Gesteine schleift man mit «andstein,
dann mit einem Stück Bimsstein, darauf mit nassem Bims-
steinpulver, zuletzt mit nasser Zinnasche; bei farbigem Marmor
läßt sich auch Schmirgel anwenden.
Gutes Abreiben mit Zinnasche auf einem nassen, feinen
leinenen Lappen gibt einen schönen Glanz.

Gut gebrannter GyPS, mit dem dritten Theile Ziegelmehl
verletzt, mit Wasser ziemlich dick angerührt, ist, da solcher der
Hitze widersteht und nicht so schnell Erhärtet, auch während des
Erstarrens sich nicht so sehr ausdehnt, anwendbar zu dem Kern
bei Metallguß.

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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