bilde Gottes getchaffen wurden. Durch Klarheit, Ordnung
und edeltie Formenfchönheit trachteten die Griechen ihre Götter
zu ehren. Indem fie die Vollkommenheit als Ideal ihrer Kunft
erftrebten, gehorchten He vorahnend den Worten Chrifti:
„Darum tollt ihr vollkommen fein, gleich wie euer Vater im
Himmel vollkommen ift.“ Ö
Was hatte lieh denn in der Welt zugetragen, um einen
tolchen Unterfchied hervorzubringen?
Mag die Kuntt Ägyptens vom Standpunkte der Gelchichte
der Entwicklung des Menfchen und feiner Errungenfchaften
auf dem Gebiete des Könnens noch Io interefTant fein, fo ift
diefe Kunft doch nur eine nationale Kunft, ja, nur eine pro-
vinziale Kunft im Reiche der Menfchheit.
Mit der Entwicklung Griechenlands aber wurde die erfte
allgemeingültige Menfchenkunfl geboren.
Oft hört man zwar fagen, auch diefe Kunft fei nur für
ihre eigene Heimat und deren Klima getchaffen. Das ver-
fchwindend kleine Stückchen Wahrheit, das diefe Anficht in
fich birgt, ift gering im Vergleich zu der entgegengefehten An-
richt, dafj uns die Hellenen ein ganzes Reich architektonifcher
Wahrheit zum erften Male und für alle Zeiten erfchlofTen haben.
Ihre Formenfprache, wenn fie mit der gleichen Güte an-
gewandt wird, ift überall von derfelben Schönheit, dank der
ihr innewohnenden Wahrheit.
Wie die Sprache der Griechen uns die ewigen Wahr-
heiten des neuen Teftamenfs übermittelt, bildet die griechiTche
Kunft mit ihrem Ideal der objektiven Vollkommenheit und der
rchönften Form diskretefter Löfungen die Formenfprache, auf
welcher fich die chriftliche Kunft zunächft aufbaut und vielfach
- *
’) Ev. Matthäi V, 48,
9
und edeltie Formenfchönheit trachteten die Griechen ihre Götter
zu ehren. Indem fie die Vollkommenheit als Ideal ihrer Kunft
erftrebten, gehorchten He vorahnend den Worten Chrifti:
„Darum tollt ihr vollkommen fein, gleich wie euer Vater im
Himmel vollkommen ift.“ Ö
Was hatte lieh denn in der Welt zugetragen, um einen
tolchen Unterfchied hervorzubringen?
Mag die Kuntt Ägyptens vom Standpunkte der Gelchichte
der Entwicklung des Menfchen und feiner Errungenfchaften
auf dem Gebiete des Könnens noch Io interefTant fein, fo ift
diefe Kunft doch nur eine nationale Kunft, ja, nur eine pro-
vinziale Kunft im Reiche der Menfchheit.
Mit der Entwicklung Griechenlands aber wurde die erfte
allgemeingültige Menfchenkunfl geboren.
Oft hört man zwar fagen, auch diefe Kunft fei nur für
ihre eigene Heimat und deren Klima getchaffen. Das ver-
fchwindend kleine Stückchen Wahrheit, das diefe Anficht in
fich birgt, ift gering im Vergleich zu der entgegengefehten An-
richt, dafj uns die Hellenen ein ganzes Reich architektonifcher
Wahrheit zum erften Male und für alle Zeiten erfchlofTen haben.
Ihre Formenfprache, wenn fie mit der gleichen Güte an-
gewandt wird, ift überall von derfelben Schönheit, dank der
ihr innewohnenden Wahrheit.
Wie die Sprache der Griechen uns die ewigen Wahr-
heiten des neuen Teftamenfs übermittelt, bildet die griechiTche
Kunft mit ihrem Ideal der objektiven Vollkommenheit und der
rchönften Form diskretefter Löfungen die Formenfprache, auf
welcher fich die chriftliche Kunft zunächft aufbaut und vielfach
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’) Ev. Matthäi V, 48,
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