Ob aber diefe „brilliancy of effect“ und die harmonifchen
Töne, welche die Abendbrife den Glocken entlockt, religiöse
Wirkung zum Zweck haben, wage ich nicht zu enifcheiden.
Da diefes Gebäude als „Tempel der Dankbarkeit" gegen eine
Kaiferin der Ming-Familie errichtet wurde, mochten die architek-
tonitchen Mittel eher geneigt fein, den Gedanken feiner Wid-
mung auszudrücken.
Eine andere Form des Gedankens, den wir in den vielen
übereinander fich erhebenden wagrechten Zonen der Pagoden
und des Boro-Buddor fahen, fcheint in den Tempeln ZENTRAL-
AMERIKAS ausgefprochen, z. B. in den Teocalli zu Palengue
in Yucatan. Die hohe Heile Treppenpyramide, auf deren Platt-
form der verhältnismäßig niedrig wirkende Tempel ftehi, fcheint
die Mühe auszudrücken, die wir haben, um zur Höhe des
Gotteshaufes zu gelangen.
Ob die ungeheuren, wenig fteilen Terraffen-Pyramiden
Mexikos in der Erfcheinung irgendwelche Verwandtfchaft mit
dem Boro Buddor auf Java hatten, ift nicht mehr feftzuftellen.
DIE BAUKUNST DER HELLENEN
Kommt man von der kalten, die Seele herzlos erdrücken-
den Kunst Ägyptens, oder von den mit furchtbaren Phantafien
überwucherten Pagoden Indiens voll Entfeßen und Mitleid für
die Schöpfer folcher Tdirecklidier Mißgeburten, und gelangt
zu den Tempeln der Griechen, fo atmet das Herz wie aus
einer Hölle erlöft, frei zum Himmel empor.
Hier find keine Gößen von Tiergellalt, hier iH fchon wieder
das Bewußtfein erwacht, daß die Menfchen nach dem Eben-
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Töne, welche die Abendbrife den Glocken entlockt, religiöse
Wirkung zum Zweck haben, wage ich nicht zu enifcheiden.
Da diefes Gebäude als „Tempel der Dankbarkeit" gegen eine
Kaiferin der Ming-Familie errichtet wurde, mochten die architek-
tonitchen Mittel eher geneigt fein, den Gedanken feiner Wid-
mung auszudrücken.
Eine andere Form des Gedankens, den wir in den vielen
übereinander fich erhebenden wagrechten Zonen der Pagoden
und des Boro-Buddor fahen, fcheint in den Tempeln ZENTRAL-
AMERIKAS ausgefprochen, z. B. in den Teocalli zu Palengue
in Yucatan. Die hohe Heile Treppenpyramide, auf deren Platt-
form der verhältnismäßig niedrig wirkende Tempel ftehi, fcheint
die Mühe auszudrücken, die wir haben, um zur Höhe des
Gotteshaufes zu gelangen.
Ob die ungeheuren, wenig fteilen Terraffen-Pyramiden
Mexikos in der Erfcheinung irgendwelche Verwandtfchaft mit
dem Boro Buddor auf Java hatten, ift nicht mehr feftzuftellen.
DIE BAUKUNST DER HELLENEN
Kommt man von der kalten, die Seele herzlos erdrücken-
den Kunst Ägyptens, oder von den mit furchtbaren Phantafien
überwucherten Pagoden Indiens voll Entfeßen und Mitleid für
die Schöpfer folcher Tdirecklidier Mißgeburten, und gelangt
zu den Tempeln der Griechen, fo atmet das Herz wie aus
einer Hölle erlöft, frei zum Himmel empor.
Hier find keine Gößen von Tiergellalt, hier iH fchon wieder
das Bewußtfein erwacht, daß die Menfchen nach dem Eben-
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