Wenn man vor den Wundern, welche CHINA und JAPAN
auf den Gebieten der Kunft und der Kunßindußrie hervorge-
bracht haben, beinahe andachtsvoll verftummt, fo ftaunt man
darüber, da& nicht ein Werk zu finden iß, das ein Element
religiöfer Stimmung hervorzubringen imßande wäre. Man iß
geradezu entfett vor der Virtuofität, mit der die Monßruofitäten
teuflifch verzerrter Schreckgeßalten dargeßellt find.
Wenn für die Chinefen das Dach die Hauptfache bei
ihren Gebäuden iß, fo befremdet diefe Äuffaßung an fich
fchon Io fehr, dafj es fchwer wird, eine religiöTe Wirkung
diefer Gebäude für möglich zu halten. Immerhin können wir
vielleicht annehmen, dafj aus fymbolifchen Gründen der Tempel
des Himmels in Peking rund iß, und drei übereinander fich
wiederholende, ftark vorfpringende Dächer hat, die etwa wie
ein Saturn mit drei Ringen wirken, und dafi ferner die Jung
Chow Pagode, die wie eine kräßige Säule emporßeigt,
aus denfelben Gründen von dreizehn ßark vorfpringenden
Gefimfen umzogen iß, die eine Art horizontaler Kannelie-
rungen bilden. Da diele in gleichen Abßänden liegen und
der Säule, die eine glückliche Bekrönung zeigt, eine ziemlich
feine Schwellung verleihen, fo iß die Gefamterfcheinung wenig-
ßens ernß und würdig. Sie könnte als eine Variation der im
Turm von Pifa ausgefprochenen Idee gelten.
Das berühmteße BeiTpiel diefer Turm-Pagoden war der
achteckige Porzellanturm von Nanking, der mit den 144 Glocken,
die an den herausfpringenden Ecken jedes Gefimles feiner
neun Gefchoße hängen, in architektonifcher Sprache etwas
maskeradenhafl wirkt. Allerdings bemerkt Fergußon, dafj die
Abbildungen keinen Begriß vom Glanz der Wirkung des Por-
zellans geben können, welches den Turm vollßändig verkleidete.
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auf den Gebieten der Kunft und der Kunßindußrie hervorge-
bracht haben, beinahe andachtsvoll verftummt, fo ftaunt man
darüber, da& nicht ein Werk zu finden iß, das ein Element
religiöfer Stimmung hervorzubringen imßande wäre. Man iß
geradezu entfett vor der Virtuofität, mit der die Monßruofitäten
teuflifch verzerrter Schreckgeßalten dargeßellt find.
Wenn für die Chinefen das Dach die Hauptfache bei
ihren Gebäuden iß, fo befremdet diefe Äuffaßung an fich
fchon Io fehr, dafj es fchwer wird, eine religiöTe Wirkung
diefer Gebäude für möglich zu halten. Immerhin können wir
vielleicht annehmen, dafj aus fymbolifchen Gründen der Tempel
des Himmels in Peking rund iß, und drei übereinander fich
wiederholende, ftark vorfpringende Dächer hat, die etwa wie
ein Saturn mit drei Ringen wirken, und dafi ferner die Jung
Chow Pagode, die wie eine kräßige Säule emporßeigt,
aus denfelben Gründen von dreizehn ßark vorfpringenden
Gefimfen umzogen iß, die eine Art horizontaler Kannelie-
rungen bilden. Da diele in gleichen Abßänden liegen und
der Säule, die eine glückliche Bekrönung zeigt, eine ziemlich
feine Schwellung verleihen, fo iß die Gefamterfcheinung wenig-
ßens ernß und würdig. Sie könnte als eine Variation der im
Turm von Pifa ausgefprochenen Idee gelten.
Das berühmteße BeiTpiel diefer Turm-Pagoden war der
achteckige Porzellanturm von Nanking, der mit den 144 Glocken,
die an den herausfpringenden Ecken jedes Gefimles feiner
neun Gefchoße hängen, in architektonifcher Sprache etwas
maskeradenhafl wirkt. Allerdings bemerkt Fergußon, dafj die
Abbildungen keinen Begriß vom Glanz der Wirkung des Por-
zellans geben können, welches den Turm vollßändig verkleidete.
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