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DIE ERSTEN CHRISTLICHEN STILE

Das Auftreten der chrifllichen Religion brachte nicht
fofort eine fo große architektoniTche Umwälzung hervor,
als man geneigt fein könnte zu glauben. Ebenfowenig wie Chriflus
während feines irdifchen Erlöferlebens beRimmte Formen des
GottesdienRes vorfchrieb, ebenfowenig hat er feinen Jüngern
irgendwelche Angaben für die Geftaltung der Gebäude ge-
geben, in welchen die Chriften fich für ihren GottesdienR ver-
rammeln rollten. Er war gekommen, um durch reinen Opferfod
die Menfehen mit Gott zu verföhnen und durch die Ausgießung
des heiligen Geiftes eine neue Mentchheit, die chriftliche Kirche,
zu tchaffen. Unter dem Einfluge des neuen Geifles tollten die
Chriften allmählich die Formen dieter Gebäude telber tchaffen.
Während der erllen drei Jahrhunderte hatte die junge
Chriftenheit eine ganz andere Miffion, andere Sorgen und
BeRrebungen, als an die Erfindung eines chriltlichen Bau-
Ri ls zu denken. Außerdem war das Bedürfnis hiefür ebenfo-
wenig vorhanden als die Notwendigkeit, fiatt der griechifchen
und lateinifchen Sprache eine neue chriRliche zu erfinden.
Nirgends hatte ChriRus feine Jünger aut derartiges hin-
gewiefen. Er warnte fie zwar vor der Welt, wollte aber nicht,
daß fie aus derfelben herausträten. So befahl er, dem
’) „ich bitte nicht, dafc du fie von der Well nehmet!, tondem dafj du fie bewahret!
vor dem Übel“. Ev. Johannis 17, 15 im hohepriefierlichen Gebet.
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