DIE BAUKUNST DER RENAISSANCE
(Der lefcte chriflliche Stil)
Mit der Renaißance gelangen wir zum lebten der chriß-
lichen Stile; mit ihm beginnt das moderne Zeitalter und wir
leben jefel noch in einer der Phaten dieles Stils.
Erß mit der Renaißance beginnt Italien der Welt zu zeigen,
welch herrliche Früchte das Chriltentum mit feinem Ideal der
objektiven Vollkommenheit, die ja auch das Ideal der hel-
lenifch-römifchen Kunll war, im Bunde mit der Tubjekliven
Freiheit, welche der Gotik fo vielfach eigen war, hervor-
zubringen vermochte.
Weder die Blüte Griechenlands, noch die fehnfuchtsvolle
Begeifterung der Gotik zur Zeit des heiligen Ludwig, ver-
mochten an Grobartigkeit und Reichtum der Stil-Schähe dem
gleichzukommen, was die Renaiffance, als Weltftil betrachtet,
geleiftet hat. Denn das ^gerade iß ihr hohes Privilegium,
dab He die entgegengefehten, fich fo wundervoll ergänzenden
Ideale diefer beiden Stile harmonifch zu verbinden fähig
wurde.
Indem die Architektur der Renaißance ein Bündnis der
intenfivßen Formen der horizontalen und der vertikalen Kom-
pofitionsfyßeme, fomit der gröbtmöglichen Gegenfähe eingeht,
beweiß fie, dab He neue Elemente in fich aufzunehmen und
zu verwerten vermag und mit diefen neue Stil-Phafen ins
Leben rufen kann. Da fie ferner über alle Mittel der zwei
Stile, aus denen fie hervorging, verfügen kann, erfcheint eine
Erfchöpfung der Renaißance als etwas Undenkbares. Je nach
der Natur der Aufgabe läfjt fie den Architekten die Wahl, die
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(Der lefcte chriflliche Stil)
Mit der Renaißance gelangen wir zum lebten der chriß-
lichen Stile; mit ihm beginnt das moderne Zeitalter und wir
leben jefel noch in einer der Phaten dieles Stils.
Erß mit der Renaißance beginnt Italien der Welt zu zeigen,
welch herrliche Früchte das Chriltentum mit feinem Ideal der
objektiven Vollkommenheit, die ja auch das Ideal der hel-
lenifch-römifchen Kunll war, im Bunde mit der Tubjekliven
Freiheit, welche der Gotik fo vielfach eigen war, hervor-
zubringen vermochte.
Weder die Blüte Griechenlands, noch die fehnfuchtsvolle
Begeifterung der Gotik zur Zeit des heiligen Ludwig, ver-
mochten an Grobartigkeit und Reichtum der Stil-Schähe dem
gleichzukommen, was die Renaiffance, als Weltftil betrachtet,
geleiftet hat. Denn das ^gerade iß ihr hohes Privilegium,
dab He die entgegengefehten, fich fo wundervoll ergänzenden
Ideale diefer beiden Stile harmonifch zu verbinden fähig
wurde.
Indem die Architektur der Renaißance ein Bündnis der
intenfivßen Formen der horizontalen und der vertikalen Kom-
pofitionsfyßeme, fomit der gröbtmöglichen Gegenfähe eingeht,
beweiß fie, dab He neue Elemente in fich aufzunehmen und
zu verwerten vermag und mit diefen neue Stil-Phafen ins
Leben rufen kann. Da fie ferner über alle Mittel der zwei
Stile, aus denen fie hervorging, verfügen kann, erfcheint eine
Erfchöpfung der Renaißance als etwas Undenkbares. Je nach
der Natur der Aufgabe läfjt fie den Architekten die Wahl, die
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