Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dekoration von der Struktur zu trennen wie die römifche,
oder fie miteinander unzertrennlich zu vereinigen wie die
griechitche und gotifche Bauweite.
Mit allen dieten Eigenfdiafien verfügt die Renaif-
fance 'über [amtliche Mittel religiöfer Wirkung,
welche die aufeinanderfolgenden chriftlichen Stile
entwickelt haben; fie ift dadurch fähig, der chrifiliche Stil
par excellence zu fein.
Zum belferen Verftändnis diefer Tatfache verweiTe ich auf
das in meiner „Baukunft der RenailTance in Frankreich“,
am Schluffe der kirchlichen Baukunft Gefchriebene *). Der
Architekt,® der fich die Mühe gibt, in die dort entwickelte
Würdigung der Fähigkeiten, Abfichten und Leiftungen der
kirchlichen Baukunft einzudringen, wird eine Ahnung von der
Reichhaltigkeit der Mittel erhalten, die der Renaiflance in
Frankreich und mit diefer auch den nordifch-gotifchen Ländern
zur Verfügung Banden.
Zur Erläuterung der zwei entgegengefefeten Richtungen,
aus deren Verbindungen die Renaiffance hervorgegangen ift,
und die als der gotifche und der antike Pol bezeichnet werden
können, möchte ich auf folgende Beifpiele hinweifen:
Mit dem Typus von St. Euftache zu Paris, mit dem Chorbau
von St. Pierre zu Caen und dem FafTadenentwurf J. Androuet
Du Cerceau’s für eine zweitürmige Front der erfleren diefer
zwei Kirchen2) fiehen wir fozufagen am Gotifchen Pole.
Wir haben hier einen Stil, dem alles fehnfuchtsvoll Empor-
Ilrebende der Gotik zur Verfügung fieht.
’) Hefl 11, Kapitel 25, S. 656-676.
’) Siehe H. de Geymüller. Les Du Cerceau, leur vie et leur oeuvre, Paris 1687. S. 77,
Fig. 37.
—- - - 69 -
 
Annotationen