Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Giesau, Hermann
Der Dom zu Magdeburg — Deutsche Bauten, Band 1: Burg bei Magdeburg: Druck und Verlag August Hopfer, 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67279#0025
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
65

61

Marmorſäulen im Chor eingemauert. Die aus einem Stück be-
ſtehenden Figuren Johannes des Täufers und des heiligen Inno-
centius und Mauritius, welche andere Proportionierung und
ſummariſchere Formgebung haben, ſind auf Antenanſicht berechnet
und von Anfang an für die jetzige Stelle beſtimmt geweſen. Das
Portal ſtellt nach ſeinem inhaltlichen Programm ein Gerichts.
portal dar und war wohl für das nicht zur Ausführung gekommene
Weſtportal des Domes beſtimmt. Einen Verſuch, das Portal
nach den erhaltenen Stücken zeichneriſch zu rekonſtruieren, machte
A. Goldſchmidt (Abb. S. 23). Die Vorbilder für das Portal ſind
in Frankreich, wahrſcheinlich in Chartres, zu ſuchen.

4. Stehende Maria mit Kind. Nördliches Querſchiff. Am
123540. Das Werk gehört zu den bemerkenswerteſten Schöpf-
ungen der Oomplaſtik des 13. Jahrhunderts. Die Figur iſt aus
einem Marmorſchaft des ottoniſchen Domes herausgehauen, wo;
von man ſich durch Abtaſten an der unteren Rückſeite überzeugen
kann. Möglich, daß dieſe Tatſache der Grund für das eigen ;
tümlich Anfreie der Bewegung und die Gepreßtheit der Figur
iſt. Die Figur ſteht nicht richtig und muß etwas nach links ge-
dreht werden (dies iſt bei der photographiſchen Aufnahme
berückſichtigt), auch iſt ihre Zuſammenſtellung mit Löwe und
Baſilisk und der umrahmenden Niſche kaum die urſprüngliche.
Mit viel mehr Wahrſcheinlichkeit könnte man ſie mit dem König
und dem Baldachin der weiblichen Figur im ſüdlichen Querſchiff
zuſammenſtellen. Auch ſtiliſtiſch paßt ſie beſſer dazu. Von der
gleichen Hand iſt der große Schlußſtein im Hochchor mit der Dar-
ſtellung des von Engeln umgebenen Chriſtus und die weibliche
Figur im ſüdlichen Querſchiff. Der Künſtler geht offenbar aus
der Werkſtatt des frühgotiſchen Figurenportals hervor.

5. Gedächtniskapelle mit den Sitzbildern Kaiſer Ottos und
ſeiner Gemahlin Editha. In einer Kapelle des Chorum-
ganges. Entſtehungszeit um 124045.
 
Annotationen